Weihnachtsglocken von Bleialf retten Junker das Leben

Über das Schneechaos heutiger Tage können ältere Menschen nur schmunzeln. Früher mussten die Menschen noch per Hand die Straßen freiräumen. Die Glocken von Bleialf sollen einst einen Ritter aus dem Schnee gerettet haben.

Bleialf. "Leise rieselt der Schnee", so lautet ein liebgewonnenes Lied. Doch was dem einen Freud, ist dem anderen Leid. So erfreut sich das Auge beim Anblick der wie mit Puderzucker überzogenen Bäume. Der Wanderer genießt den weichen, knirschenden Schnee, während der Autofahrer ihn gar nicht liebt und der Anlieger beim Schneeschippen sogar leise flucht.

"Deutschland erstickt im Schnee.", meldete ein Fernsehsender im vergangenen Jahr, als gerade mal knappe zehn Zentimeter den Boden bedeckten. Ältere Menschen mussten über diese Meldung laut lachen, denn sie können sich an Zeiten erinnern, als die Winter noch Winter waren und meterhohe Schneeschichten Felder, Fluren und Wege bedeckten. Da gab es noch keinen motorisierten Schneeräumdienst, keine Tonnen von Streusalz. In harter Fron schaufelten die männlichen Dorfbewohner Wege frei, damit Briefträger und Milchwagen den Ort erreichen konnten.

Da wurden Ängste frei, ob das Strohdach die riesige Last des nassen Schnees schadlos trägt oder die Hebamme das Zimmer der Gebärenden und der Pastor mit seinen Sakramenten das Haus des mit dem Tode Ringenden rechtzeitig erreichen. In alten Berichten und in Todesmeldungen des Standesamtes finden sich nicht selten Eintragungen über unglückliche Menschen, die sich heillos im Schnee verirrt hatten und müde und matt sich ausruhend dann erfroren. Bis heute künden noch Sagen von schrecklich schneereichen Wintern, von denen die Eifel die letzten Jahrzehnte keinen mehr erleben musste. So berichtet auch eine Sage von der Burg Mombach. Sie soll nahe bei Buchet-Halenfeld gestanden haben und ist heute nur mehr Wüstung.

Dereinst wollte der Junker von der Burg Mombach mit seiner Familie in der heiligen Christnacht zur Christmette in die Maria-Himmelfahrt-Kirche nach Bleialf gehen. Aber die Nacht war finster und kalt. Hoch lag der Schnee, hatte alles zugeweht. Kein Weg, kein Steg, kein Pfosten waren mehr zu erkennen.

Da verfehlte die Familie den richtigen Pfad. Mühselig stapften sie durch den knietiefen Schnee, irrten lange in der waldigen und gebirgigen Gegend umher. Zurückkehren in ihre Burg - zwecklos, denn auch dieser Weg war nicht mehr zu erkennen. Der kalte Wind hatte bereits mit seinen kräftigen Schauern alle Spuren zugeweht. Schon schwanden die Kräfte, und der Ritter mit seiner Frau hatte schon alle Hoffnung aufgegeben. Schweigend rasteten sie, um Kraft zu schöpfen. Stoßgebete sandten sie gen Himmel und flehten den Heiland um Hilfe an, dessen Geburtstag sie ja heute feiern wollten.

Da vernahmen sie auf einmal leise das Geläut von Glocken. Es waren die Glocken ihrer Bleialfer Pfarrkirche, die kurz vor Beginn der Mette alle Gläubigen herbeiriefen. Besonders der warme, dunkle Schall der Marienglocke drang durch die dunkle Schnee-nacht hin zu den Verirrten und wies ihnen die Richtung. Mit neuer Kraft folgten sie dem Klang und erreichten bald die schützende Kirche. Für den Ritter war das Erlebnis in jener Heiligen Nacht der Anlass eine Glocke und einen Kelch zu stiften. Fortan sollten stets in der Heiligen Nacht die Bleialfer Glocken eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes läuten, damit niemals mehr einer in die Irre gehe.

Gräfin vom Hofswald stiftet Glocke



Auch die Bewohner von Habscheid wissen Ähnliches von ihrer Goldglocke zu berichten. Denn auch im Hofswald soll dereinst eine kleine Burg gestanden haben, in der eine ältere und wohlhabende Dame wohnte, die allgemein nur die "Gräfin vom Hofswald" genannt wurde. Als sie in jenem schneereichen Winter die Christmette in Habscheid mitfeiern wollte, hatte sie sich auf dem Weg dorthin verirrt.

In der Dunkelheit war der zugeschneite Weg nicht mehr zu erkennen. In ihrer Not gelobte sie, eine Glocke zu stiften, falls sie unbeschadet Habscheid erreichen würde. Der Himmel nahm ihr Gelübde an. Sie fand aus dem Wald heraus, feierte glücklich wie selten Weihnachten und erfüllte ihr Versprechen. Beim Guss der Glocke auf "Petschenpaisch" im Jahre 1528 schüttete sie noch eine Schürze voll Gold und Silber in die Bronzeschmelze, damit sie besonders schön klinge. Es wurde eine prächtige Glocke, auf die alle stolz waren.

Die adlige Dame verlangte aber, dass diese Glocke auf Christtag eine Stunde lang läuten solle, damit jeder auf den rechten Weg geleitet würde.

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