Weiterer Leerstand im Kyllburger Stadtkern

Kyllburg · Und noch ein leeres Ladenlokal in der Stadt Kyllburg: Die Filiale des Drogeriemarkts Schlecker hat am gestrigen Dienstag zum letzten Mal ihre Pforten geöffnet. Damit verschwindet eines der letzten Einzelhandelsgeschäfte aus dem Kyllburger Stadtkern.

 Der Drogeriemarkt Schlecker gibt seinen Standort in der Kyllburger Hochstraße auf. TV-Foto: Nina Ebner

Der Drogeriemarkt Schlecker gibt seinen Standort in der Kyllburger Hochstraße auf. TV-Foto: Nina Ebner

Kyllburg. Sie gestikulieren, schütteln immer wieder die Köpfe. Trotz der Minustemperaturen halten zwei ältere Damen am Dienstagvormittag auf der Kyllburger Hochstraße ein kurzes Pläuschchen - zu einem höchst unerfreulichen Thema. "Es ist eine Schande", sagt eine der beiden Damen, die ihren Namen nicht nennen will. "Jetzt kann man Kyllburg zuschütten, hier ist ja gar nichts mehr", ergänzt sie und geht weiter - nicht ohne noch einen allerletzten empörten Blick auf die gegenüberliegende Straßenseite zu werfen, in Richtung Schaufenster des Drogeriemarkts Schlecker. Ein Aushang informiert dort darüber, dass die Kyllburger Filiale am 17. Januar, also just am Dienstag, schließt. Die Regale sind bis auf ein paar wenige Produkte bereits leergeräumt.
"Jetzt wird uns auch noch das Letzte genommen", sagt Rotraut Schulz. Seit 55 Jahren wohnt die Seniorin in Kyllburg, Sie kann sich noch gut an die Zeiten erinnern, als auf der Marien-, der Bahnhof- und der Hochstraße der Einzelhandel blühte: Eisen-, Haushalts- und Korbwaren gab\'s ebenso zu kaufen wie Schuhe, Porzellan und Bekleidung, zudem waren unter anderem ein Schuhmacher, ein Konditor und zwei Metzger in der Stadt ansässig.
Seit 20 Jahren in der Stadt


"Es gab mal fast in jedem zweiten Haus ein Geschäft", sagt Schulz, "da kamen sogar die Bitburger nach Kyllburg, weil hier die Qualität stimmte." Das allerdings ist Jahre her: Mit dem Drogeriemarkt Schlecker, der seit gut 20 Jahren in der Stadt ansässig war, macht nun eines der letzten Einzelhandelsgeschäfte in Kyllburg seine Pforten dicht - just an dem Tag, als in den Medien bekannt wird, dass das Unternehmen bundesweit bis Ende Februar mehr als 600 "unrentable" Filialen schließen möchte. Unrentable Filialen, wie es laut Patrick Hacker, Pressesprecher von Schlecker, eben auch die Kyllburger Niederlassung gewesen sei: "Der Markt hat deutlich mehr gekostet, als er einbringt", erklärt er.
Auch die im Jahr 2011 eingeläuteten Gegenmaßnahmen hätten keine Trendwende gebracht. Den vier Mitarbeiterinnen sei allerdings eine Weiterbeschäftigung an anderen Standorten angeboten worden, betont Hacker.
Mit dem Weggang von Schlecker steht nunmehr ein weiteres Ladenlokal in der Hochstraße leer - direkt neben dem ebenfalls verwaisten Eifeler Hof, schräg gegenüber dem ehemaligen Schuhhaus Collel, für dessen Geschäft sich ebenfalls kein Nachmieter gefunden hat, und in Nähe der ehemaligen Bäckerei, hinter deren Schaufenster ebenfalls gähnende Leere herrscht. "Das ist nicht nur ärgerlich, weil es kein Angebot mehr in Kyllburg gibt, sondern auch, weil die Immobilien immer weniger wert sind", sagt Agnes Friderichs, Vermieterin des rund 250 Quadratmeter großen Ladenlokals, in dem Schlecker bis gestern seine Waren verkauft hat.
Auch Kyllburgs Stadt-Chef Wolfgang Krämer kennt die Problematik. Eine Lösung allerdings hat er nicht. "Da ist man als Stadtbürgermeister absolut hilflos", sagt er, "es wohnen halt nur noch knappe 1000 Leute hier, da rechnet es sich kaum, ein kleines Geschäft aufzumachen."Meinung

Die guten alten Zeiten sind vorbei
Was waren das für Zeiten, als Kyllburg noch bedeutend genug war, dass sogar der Kaiser der Stadt einen Besuch abstattete. Als die Touristen den Eifeler Hof bevölkerten und die Stadt mit Leben füllten. Zeiten, die sich die meisten Kyllburger zurück wünschen, die allerdings längst vorbei sind. Die Kyllburger sollten nicht länger nostalgisch zurück-, sondern nach vorne schauen - und Ideen entwickeln, wie ihre Stadt fit für die Zukunft gemacht werden kann. n.ebner@volksfreund.de

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