Weltkunst vor Eifelkulisse - Galerist Max Hetzler zeigt moderne Werke im kleinen Weidingen

Weidingen · Moderne Malerei im beschaulichen Eifel-Ort: Das ist die außergewöhnliche Kombination, auf die Max Hetzler setzt. Für die Sommerausstellung bringt der Mann mit Galerien in Berlin und Paris wieder renommierte Künstler aufs Land. Es ist eins der Ziele, die er mit der Stiftung zur Förderung zeitgenössicher Kunst in Weidingen verfolgt.

Weidingen. Ein Kunst-Mekka in der Eifellandschaft: Hört man Max Hetzler zu, könnte man meinen, was er da in Weidingen erschaffen hat, sei nur dem Zufall zu verdanken. Seit mehr als 40 Jahren vermittelt er nun zwischen Kunst und Publikum, seine erste Galerie baute er mit Mitte 20 in Stuttgart auf, zog dann mit ihr um nach Köln. Von dort aus habe er den Altbau in Weidingen, den er seit den 80er Jahren besitze, als Wochenendhaus genutzt.

Als er dann aber Mitte der 90er nach Berlin ging und später mit seiner Frau Samia Saouma eine zweite Galerie in Paris eröffnete, suchte er schlicht nach einem guten Grund, der ihn weiterhin in die Eifel zurückbringen sollte. "Und wenn man Galerist ist," sagt er, "dann macht man eben Ausstellungen."
Zu diesem Zweck also gründeten die beiden im Jahr 2012 die Stiftung zur Förderung zeitgenössischer Kunst in Weidingen. Seitdem öffnen sich jeden Sommer die großen Scheunentore und geben den Blick frei auf eine Art von Kunst, die sonst höchstens vielleicht im Museum zu finden ist.
3000 Kunstbücher



Keine noch so kleine Ecke auf Hetzlers Gelände ist kunst-frei. Die Architekten Anja und Dirk Axt aus Trier haben die äußeren Formen dafür entworfen, nämlich Ausstellungsgebäude und Gästehaus, alles ganz "eifeltypisch", weshalb sie auch schon den Baukulturpreis eingeheimst haben (der TV berichtete). Den Garten zieren Skulpturen, mehrere zum Beispiel von der britischen Bildhauerin Rebecca Warren, von der Hetzler ganz begeistert ist.

Und Max Hetzler teilt das alles nur zu gerne: Immer wieder nisten sich bei ihm Künstler ein, um vor der wohl besten Kulisse, die man sich so vorstellen kann, zu arbeiten.
Und für September habe sich ein Kunsthistoriker angekündigt, erzählt Hetzler. Der wolle sich dann in die Tiefen der Kunstbücher vergraben, etwa 3000 an der Zahl, die in der "Bibliothek Günther Förg" zu finden sind. Auch für diesen Schatz hat Hetzler von den Axt-Architekten ein ganz eigenes Gebäude errichten lassen, mit einer Raumhöhe von vier Metern, komplett ohne künstliche Beleuchtung. Ein Panoramafenster bietet Ausblick auf die Wallfahrtskirche St. Maria Empfängnis des Orts, die sich in direkter Nachbarschaft befindet. Platz für Gemälde von Günther Förg ist auch noch.

Der Bau sei quasi gerade erst fertig geworden , erzählt Hetzler. Die Bibliothek wird nun diesen Sonntag eröffnet. Die Bücher darin: alles Werke, mit denen der Künstler Günther Förg gelebt und gearbeitet habe - er war ein guter Freund Hetzlers, starb 2013 in recht jungem Alter, mit gerade mal 61 Jahren. Kunstbücher haben es aber auch dem Galeristen angetan, der im alten Bauernhaus in Weidingen auch eine Privatbibliothek besitzt - die beherbergt vor allem Literatur.

Es liegen aber auch etliche Kunstbücher auf dem Tisch im Ausstellungsraum und erzählen über das Werk von Albert Oehlen. Nur ein einziges Bild des Schweizer Künstlers zeigt Hetzler in der aktuellen Sommerausstellung - mehr braucht es nicht. Das Gemälde "Rock" aus dem Jahr 2009 sei auch ein ganz besonderes, erzählt Hetzler. "Und eins, das nicht gerade über jedes Sofa passt." Es setzt sich aus zwei Leinwänden zusammen, die durch eine dritte, schmalere verbunden werden. Eine zeigt das Gesicht einer Frau, ein Farblauf zieht sich über alle drei Teile, darauf zu lesen ist der Satz "Help I'm a rock" - ein Verweis auf das gleichnamige Lied von Frank Zappas "The Mothers of Invention", außerdem eine Zusammensetzung der Titel "Help" von den Beatles und I Am A Rock von Simon & Garfunkel.

"Es ist etwas Besonderes für mich, diese Künstler hier auszustellen", sagt Hetzler. "Vor diesem so ganz anderen Hintergrund auch."
Werke von Bildhauer Georg Herold hat er im vergangenen Jahr gezeigt, auch waren André Butzer und der Fotograf Thomas Struth schon da.
Und zur Eröffnung kämen immer so etwa Hundert Leute: "Freunde und Kunstinteressierte, auch aus Trier, Luxemburg und Köln", sagt Hetzler. Doch besonders von den Menschen in Weidingen erfahre man viel Unterstützung.

"Es wird ein großes Fest", erzählt Hetzler. "Mit Spanferkel." Und Konzert: Der schwedische Saxophonist Mats Gustafsson spielt am Samstag Free Jazz (Programm: siehe Extra).
Ja, so sieht er aus: der Sommer in Weidingen. Kunstvoll wie sonst kaum einer.Extra

Das Eröffnungsprogramm am Wochenende in Weidingen: Sommerausstellung mit Albert Oehlen: Eröffnung am Samstag, 30 Juli, ab 16 Uhr, anschließend ist die Ausstellung zu sehen von Sonntag, 31. Juli, bis Sonntag, 28. August, täglich 13 bis 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Solokonzert mit Mats Gustafsson: Samstag, 30 Juli, ab 16 Uhr. Bibliothek Günther Förg: Eröffnung am Sonntag, 31. Juli, 16 bis 19 Uhr. eib

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