Wenn aus einem Plätzchen ein Platz wird: Bitburg will Petersplatz „vergrößern“

Bitburg · Obwohl der Ausbau der Bitburger Innenstadt bereits seit 2013 läuft und große Fortschritte macht, sind weitere Bauabschnitte bislang nur grob skizziert. Der Bau- und Hauptausschuss haben mögliche nächste Bauabschnitte kontrovers diskutiert. Der Stadtrat will heute Abend das weitere Vorgehen bis 2018 festzurren.

Wenn aus einem Plätzchen ein Platz wird: Bitburg will Petersplatz „vergrößern“
Foto: Christian Moeris

Mit dem Petersplatz sind die Planer beim Ausbau der Innenstadt an einem höchst sensiblen Punkt angelangt. Denn dort steht er, der Gäßestrepperbrunnen, Bitburgs Kleinod, das vielen Einwohnern beinahe heilig ist, wie schon beim Bürger-Workshop zum Ausbau der Fußgängerzone im vergangenen Jahr deutlich wurde: Einige Einwohner forderten dabei, der Petersplatz möge von den Sanierungsmaßnahmen verschont und solle in seiner derzeitigen Form erhalten bleiben.
"Das ist der schönste Platz in Bitburg", tönte es vergangene Woche auch aus den Tiefen des Bitburger Rathaussaals, in dem sich die Mitglieder des Bauausschusses eingefunden hatten. Allerdings nicht um Pläne dafür zu schmieden, wie man den Petersplatz konservieren könnte, sondern um den weiteren Ausbau der Bitburger Fußgängerzone zu beraten und auch kontrovers zu diskutieren, denn so ganz einer Meinung waren sich die Ausschussmitglieder dabei nicht.

Petersplatz: Direkten Zuspruch aus großen Teilen des Plenums fand nur einer der Vorschläge, den die Verwaltung präsentierte: Im Rahmen des Ausbaus der Fußgängerzone soll der Petersplatz wachsen - zumindest optisch. Derzeit sei dort mit den Sitzgelegenheiten und dem Brunnen nur eine relativ kleine Fläche, etwa 215 Quadratmeter, für die Neugestaltung des Platzes mit einem eigenen Ideenwettbewerb vorgesehen, erklärt Ralf Mayeres, Projektentwickler der Stadt. "Dies wird dem Platz aber nicht gerecht. Viele erleben ihn gerade im Sommer mit den gastronomischen Flächen unter den Bäumen sowie des Hotels Louis Müller als eine Einheit." Dies gelte es auch in der Planung zu berücksichtigen. Deshalb möchte die Stadt dort nicht 215 sondern 1066 Quadratmeter für die Gestaltung eines neuen Petersplatzes ausschreiben. Man müsse den Planern einen Freiraum geben, sagt Mayeres, damit das ein Werk aus einem Guss und kein Stückwerk werde.

So soll der neue Petersplatzes durch optische Gestaltungsmerkmale wie zum Beispiel die Farbe des Pflasters ein paar Meter über die Hauptstraße hinein in die Schakengassse, die Hauptstraße hoch und auch in die Petersstraße wachsen. Für den Petersplatz, so schlägt es der Bauausschuss vor, soll 2017 ein eigener Ideenwettbewerb ausgeschrieben werden. 2018 könnten dann die Bauarbeiten starten. Geplante Mehrkosten: 122?000 Euro. Bürgermeister Joachim Kandels: "Wir wollen die Bürger bei der Planung beteiligen und es braucht keiner zu glauben, dass der Gäßestrepperbrunnen verschwindet."

Rathausvorplatz: Für massig Zündstoff im Bauausschuss sorgte die Verwaltung mit dem Vorschlag, auch den Rathausvorplatz sowie den Parkplatz an der Südschule in das Sanierungsprojekt aufzunehmen. Kein Wunder, denn mit zunehmender Fläche, welche die Stadt im Rahmen des Projekts "Ausbau der Innenstadt" sanieren will, steigen auch die Kosten. Mit den neuen Plänen würde das Investitionsvolumen um 1,74 Millionen Euro auf eine bislang ungeahnte Höhe von 8,14 Millionen klettern. Ausschussmitglied Jürgen Weiler (CDU) platzte als Erstem der Kragen: "Das stand bislang nie zur Debatte. Finanziell können wir uns solche Riesensprünge gar nicht leisten. Wir müssen schauen, was machbar ist."
Agnes Hackenberger (Freie Bürgerliste Bitburg) sieht die Erweiterungspläne ebenfalls kritisch: "Wir sollten uns auf das absolut Notwendige beschränken. Uns fliegen die Plätze um die Ohren, wenn die Bürger hören, dass die Umlagebeträge mal so eben um eine Millionen Euro steigen sollen." Bürgermeister Joachim Kandels hält dagegen: "Das Förderprogramm des Landes läuft nicht bis Ultimo." Deshalb müsse man die Plätze ins Gesamtprojekt aufnehmen und bis 2022 sanieren, um von Mainz die notwenige finanzielle Unterstüzung zu erhalten. Einen Zuschuss von 250 Euro pro Quadratmeter soll das Land in Aussicht gestellt haben. Mayeres: "Wir können auch nicht sagen, wir machen alles neu, aber den Rathausvorplatz nicht." Der Platz sei technisch nicht mehr auf dem neuesten Stand und nicht befahrbar, erklärt Mayeres.
Einig wurde man sich darüber im Bauauschuss nicht. Da eine Erweiterung des Sanierungsgebietes generell erst finanziell geklärt werden müsse, wie Peter Kockelmann (Liste Streit) feststellte, müsse darüber zunächst einmal der Hauptausschuss beraten. Um keine Zeit zu verlieren, das Sanierungsgebeit festzuzurren, damit der Fördergeldantrag gestellt werden kann, ließ Kandels den Hauptausschuss gestern Abend zur Stadtratssitzung beiladen. Die Hauptausschussmitglieder empfahlen dem Stadtrat, den Ausbau so, wie von der Verwaltung vorgeschlagen, voranzutreiben und den Kostenanstieg in Kauf zu nehmen. Der Stadtrat will am heutigen Abend darüber abstimmen, ob der Rathausvorplatz und der Parkplatz an der Südschule mit in das Ausbauprogramm aufgenommen werden.

Meinung
Christian Moeris
Da ist mehr drin


Wer schön sein will, muss leiden: Diese Volksweisheit gilt in gewisser Art und Weise wohl auch für die Erneuerung des Petersplatzes. Denn mit der Neugestaltung des Platzes müssen viele Bürger von der ihnen bekannten - und vielleicht auch liebgewonnenen - Gestalt des Petersplatzes Abschied nehmen, was bitter sein kann. Insbesondere wenn man ihn zu seinem persönlichen Lieblingsplatz erkoren hat. Doch schon mit den ersten Ergebnissen des Ideenwettbewerbs sowie der Bürgerworkshops dürfte sich rausstellen, dass städtebaulich an dieser Stelle doch weit mehr drin ist. Und mal ehrlich: Wenn man die Drahtgittersitze, die Betoneinfassungen der Blumenbeete und den gepflasterten Brunnen samt dem Kanaldeckel mittendrin mal genau betrachtet, wird doch klar, dass man gestalterisch aus diesem Platz noch weit mehr rausholen kann, als derzeit der Fall ist. c.moeris@volksfreund.de

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