Wenn Autos übers Grundstück fliegen

Rittersdorf · Seit gut 40 Jahren betreibt Elvira Hammes die Gaststätte an der Rittersdorfer Kreuzung Bildchen. Sie hat viele Unfälle miterlebt und fordert deshalb, dort die Höchstgeschwindigkeit zu reduzieren. Nach Auffassung der Polizei und des Landesbetriebs Mobilität besteht dazu aber keine Notwendigkeit. Sie sehen anderswo stärkeren Handlungsbedarf.

 An der Kreuzung beim Gasthaus Zum Bildchen haben sich schon einige Unfälle ereignet. TV-Foto: Uwe Hentschel

An der Kreuzung beim Gasthaus Zum Bildchen haben sich schon einige Unfälle ereignet. TV-Foto: Uwe Hentschel

Foto: Uwe Hentschel (uhe) ("TV-Upload Hentschel"

Rittersdorf. Auf den Sandsteinplatten der Mauer hat die Witterung Spuren hinterlassen. Allerdings nicht auf allen. Denn zwei der Platten sind frei von Algen und Moos. Was daran liegt, dass diese Sandsteinelemente erneuert wurden. Genau wie der Pfosten zwischen diesen Platten. Vor einem halben Jahr hat genau dort ein Auto gestanden. In dem Mäuerchen der Terrasse. Durch die Wucht des Aufpralls wurde es dort hingeschleudert. "Nur zehn Minuten vorher war auf dieser Terrasse noch eine Gruppe von Motorradfahrern", sagt Elvira Hammes und zeigt Fotos, die nach dem Unfall gemacht wurden. Die Wirtin des Gasthauses Zum Bildchen hat in den vergangenen Jahren viele Unfälle vor ihrer Haustür erlebt. Einige davon sind im Gedächtnis haften geblieben, so dass sie keine Fotos benötigt, um sich auch Jahre später noch an jedes Detail zu erinnern.
Hammes hat ihr Gasthaus dort, wo sich die L9 zwischen Bitburg und Wißmannsdorf und die untergeordnete K67 zwischen Rittersdorf und Brecht kreuzen. Für die Fahrer auf der L9 gilt in diesem Bereich Tempo 70. Die Verkehrsteilnehmer, die sich über die K67 der Kreuzung nähern, erwartet auf beiden Seiten ein Stoppschild. In der Theorie sind damit alle Vorgaben für diesen Kreuzungsbereich erfüllt. In der Praxis jedoch kommt der Faktor Mensch hinzu. Und dann kann es passieren, dass es kracht.Polizei: Keine Unfallhäufung


Die Hauptursache der Unfälle ist für die Gastwirtin die zu hohe Geschwindigkeit. Die Tempo-70-Zone werde vielfach ignoriert, ärgert sie sich. Vor einigen Wochen hat sich die Wirtin mit einem Schreiben an den Landesbetrieb Mobilität (LBM) Gerolstein gewandt, um auf diesen Missstand aufmerksam zu machen. Der LBM hat darauf auch reagiert. Ende November wurde der Kreuzungsbereich im Rahmen einer Verkehrsschau, an der neben dem LBM unter anderem auch die Polizei beteiligt war, besucht.
Für die Einrichtung eines von Hammes vorgeschlagenen Kreisels an dieser Stelle sehen jedoch weder Polizei noch LBM eine Veranlassung. "In den letzten drei Jahren hatten wir dort zwei Unfälle", sagt Bruno von Landenberg, Mitarbeiter des LBM, der bei der Verkehrsschau dabei war. Anders als der L 5-Kreuzungsbereich zwischen Rittersdorf und Nattenheim, wo derzeit ein Kreisverkehr gebaut wird, sei die Kreuzung beim Bildchen deshalb nicht als Unfallhäufungsstelle einzuordnen, erklärt von Landenberg. Zudem seien auch die Sichtverhältnisse im Kreuzungsbereich in Ordnung.
Dass nicht jeder die Geschwindigkeitsvorgabe einhalte, räumt Wolfgang Zenner von der Polizeiinspektion Bitburg durchaus ein. "Allerdings ist es oft so, dass sich die subjektive Wahrnehmung von Anwohnern nicht unbedingt mit dem deckt, was bei Geschwindigkeitsmessungen ermittelt wird", fügt Zenner hinzu. Die Polizei habe in diesem Bereich schon oft kontrolliert, sagt er. Doch mit Ausnahme einzelner Raser hätten sich die meisten an die Tempo-70-Vorgabe gehalten.
Das wundert Hammes nicht. Denn die Polizei stehe mit ihrem Auto derart offensichtlich an der Straße, dass die Geschwindigkeitskontrolle schon von weitem zu erkennen sei, sagt sie. Das reduziert womöglich auch die Zahl der Autos, die auf dem Grundstück der Gaststätte landen. Einmal sei sogar ein Fahrzeug in den Eingangsbereich der Gaststätte gekracht, erzählt die Wirtin. "Das Auto hat in der Tür gestanden."Extra

Während die Behörden im Kreuzungsbereich keine Notwendigkeit zur Veränderung sehen, soll der L 9-Abschnitt zwischen Bildchen und B 50 dafür nun umso genauer unter die Lupe genommen werden. Denn dort hat es in den vergangenen Jahren recht häufig gekracht. So haben sich auf diesem knapp zwei Kilometer langen Stück allein im November drei Unfälle innerhalb weniger Tage ereignet. Und davon sogar zwei an einem Tag. Vor vier Jahren sind in diesem leicht kurvigen Waldabschnitt bei einem Unfall zwei kleine Kinder ums Leben gekommen. Wie LBM-Mitarbeiter Bruno von Landenberg erklärt, seien die meisten Unfälle bei nasser Fahrbahn passiert. Aus diesem Grund werde nun geprüft, inwieweit das möglicherweise auch mit dem Fahrbahnbelag zusammenhänge. Zudem seien vor wenigen Tagen als erste Maßnahme Schilder aufgestellt worden, mit denen auf die Schleudergefahr hingewiesen werde. uhe

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