Eifeler Musikvereine spielen sonntags die „Ode an die Freude“ Wenn der Balkon zur Bühne wird

Oberkail · Musikvereine dürfen wegen der Corona-Krise derzeit weder proben noch auftreten. Musiker aus der Eifel verlegen die Konzerte kurzerhand nach Hause. Jeden Sonntag gegen 18 Uhr ertönt etwa in Oberkail die „Ode an die Freude“.

 „Je nach Windrichtung im ganzen Dorf zu hören“: Beethovens „Ode an die Freude“ ertönt am Sonntag wieder in Oberkail.

„Je nach Windrichtung im ganzen Dorf zu hören“: Beethovens „Ode an die Freude“ ertönt am Sonntag wieder in Oberkail.

Foto: TV/Privat

„Freude schöner Götterfunken“, so beginnt Friedrich Schillers Gedicht „Ode an die Freude“. Es wurde später zum Text für Ludwig van Beethovens neunte Sinfonie. Das Werk, das Europa zu seiner Hymne auserkoren hat, ist eine Liebeserklärung an den Jubel und die Fröhlichkeit. Es schwingt aber auch die Hoffnung auf eine Verbrüderung der Menschen mit.

Welches Lied also könnte derzeit besser geeignet sein, ein wenig Aufmunterung zu verbreiten? Wir alle sind Brüder, auch wenn wir allein in unserer Wohnung Netflix schauen. Es spendet ein bisschen Freude in der Corona-Krise, die für viele auch von Langeweile, Einsamkeit und auch Angst geprägt ist.

Das erklärt vielleicht, warum Musikvereine im ganzen Land sich ausgerechnet dieses Stück für ihre sonntäglichen Konzerte ausgesucht haben. Die Idee stammt aus Italien: Da Musiker derzeit nicht auf der Bühne stehen dürfen, spielen sie eben am Fenster, auf dem Balkon, der Terrasse oder dem Hof für ihre Mitmenschen.

Und die Aktion machte Schule. Jeden Sonntag finden sich jetzt gegen 18 Uhr Musiker ein, um ihre Nachbarschaft zu beschallen. In der Eifel beteiligen sich etwa die Musikvereine Kyllburg, Preist, Biersdorf, Lahr-Hüttingen und viele weitere.

Auch in Oberkail und im Bitburger Stadtteil Erdorf ist die „Ode an die Freude“ am Sonntag wieder zu hören. „Durch Social Media sind wir auf die Balkonkonzerte aufmerksam geworden“, sagt Verena Meiers, Vorsitzende der Spielgemeinschaft Oberkail-Erdorf. Zweimal bereits, zuletzt am 29. März, pusteten mehr als zehn Mitglieder des Vereins für ihre Mitbürger in Trompeten, Klarinetten und Hörner.

Je nach Windrichtung sei das kurze Konzert im ganzen Ort zu hören gewesen, sagt Vorsitzende Verena Meiers. Manch einer habe aber vielleicht nur eine Trompete oder ein anderes Instrument gehört. „In unserer Straße wohnt noch eine Klarinettistin“, sagt Meiers: „Wir hatten also das Glück, dass wir zusammen spielen konnten.“

Und die Resonanz? „Durchweg positiv.“ Selbst als am vergangenen Sonntag noch Schnee im Dorf fiel, hätten viele die Fenster und Balkontüren geöffnet, um zu lauschen.

Auch am Sonntag, 12. April, werden die Musiker gegen 18 Uhr ein Ständchen geben. Es gebe auch Ideen, das Repertoire künftig zu erweitern.

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Foto: TV/Schramm, Johannes

Noch sei die Entscheidung aber nicht gefallen, welche Stücke man noch einstudieren will. Zuhause, versteht sich.

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