Kirche Der Organist kommt mit dem Moped

Sellerich/Prüm · TV-Serie junge Talente: Moritz Büchel ist gerade 16 Jahre alt geworden und spielt regelmäßig in der Messe in Sellerich die Orgel. Im Dekanat St. Willibrord Westeifel ist er vermutlich derzeit der jüngste Organist.

 Pastor Bernhard Kramer (links) bespricht mit seinem jungen Organisten Moritz Büchel, welche Lieder in der Messe gespielt werden.

Pastor Bernhard Kramer (links) bespricht mit seinem jungen Organisten Moritz Büchel, welche Lieder in der Messe gespielt werden.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Das rote Moped parkt vor der Katholischen Kirche Sankt Isidor in Sellerich. Gleich daneben steht ein schwarzer Rollator. Der steht schon parat für Pastor Bernhard Kramer (91 Jahre), der gleich die Feiertagsmesse zelebrieren wird. Mit dem roten Mofa ist Moritz Büchel (gerade 16 Jahre alt geworden) von Prüm nach Sellerich gefahren, denn er wird heute die Messe auf der Orgel begleiten.

Ein 16-Jähriger, der regelmäßig die Orgel in der Messe spielt – das ist doch eher ungewöhnlich, oder? Dazu eine Auskunft zu bekommen, ist in Zeiten des Datenschutzes ganz schön schwierig. Es sind gerade neue Richtlinien eingeführt worden und die zuständigen Stellen geben sich eher zugeknöpft.

Einer der es wissen könnte, ist Matthias Balzer, Leiter der Bischöflichen Kirchenmusikschule und Referent für Kirchenmusik. „Im Bistum Trier gibt es zwischen 800 und 900 Organisten“, sagt er. Etwa 90 davon spielen hauptberuflich. Der Rest seien Aushilfen. Wie viele davon jetzt 16 Jahre und jünger sind, kann er nicht sagen. Nur so viel: „In der kirchenmusikalischen Ausbildung haben wir rund 80 Musiker. 60 Prozent davon sind bis 20 Jahre alt.“ Es habe auch schon Jugendliche im Alter von elf und zwölf Jahren gegeben, die eine Orgelausbildung aufgenommen haben. Einige von ihnen seien auch gerne bereit, Orgeldienste in der Kirche zu übernehmen.

Moritz Büchel hat mit neun Jahren angefangen, Klavierunterricht zu nehmen. „Als ich noch ganz klein war, ich glaube, ich war so zehn Jahre alt, hat mich Pater Tix gefragt, ob ich nicht bei der Kindersegnung in Pronsfeld die Orgel spielen will“, erzählt er. Und das hat er dann auch gemacht. Dann haben ihn die Watzerather gefragt, ob er nicht bei ihnen mal die Messe am Harmonium begleiten könnte. „Das habe ich dann sporadisch gemacht“, sagt er.

Bis Pastor Jochen Kohr, Pastor der Pfarreiengemeinschaft Bleialf, ihn fragte, ob er nicht in Sellerich die Orgel spielen möchte. „Ich war ein paarmal da üben und dann habe ich an Ostern meine erste Messe dort gespielt“, erzählt Moritz Büchel. So ging es für den damals noch 15-Jährigen los mit seinem neuen „Nebenjob“. Seit einem halben Jahr spielt er nun regelmäßig in Sellerich die Messen und ab und zu aushilfsweise in Brandscheid. Jeden Samstag oder Sonntag sitzt der Schüler an der Orgel, es sei denn, er geht samstags aus. „Dann wird es etwas schleppend. Der Organist liegt dann lieber bis 12 Uhr im Bett und schläft“, sagt er und grinst.

Kann denn jeder Orgel spielen, der auch Klavier spielen kann? „Im Prinzip ist das gleich. Bei der Orgel muss man zusätzlich noch mit den Füßen spielen“, sagt Moritz Büchel. Und um das noch richtig zu lernen, beginnt er nach den Herbstferien beim Regionalkantor Christoph Schömig eine Ausbildung. „Das Einstiegsalter für den Orgelunterricht beginnt ab 13 Jahren. 15-Jährige gibt es eine ganze Reihe“, sagt Schömig.

Der ursprüngliche Antrieb sei, dass den Jugendlichen das Instrument gut gefalle und sie vor dem Abitur mit der Ausbildung fertig sein möchten. Ungewöhnlich sei es also nicht, dass auch schon Jugendliche mal die Orgel bei einer Messe spielten.

„Das liegt an unseren dörflichen Strukturen. Da kennt jemand einen, der ganz gut Klavier spielen kann, und der wird dann gefragt“, sagt Schömig. Im Dekanat St. Willibrord-Westeifel gebe es aber seines Wissens nach derzeit keinen weiteren 16-Jährigen, der regelmäßig die Orgel bei Messen spiele.

Auch Moritz Büchel hat mit dem Orgelspielen angefangen, weil ihm das Instrument gut gefalle, weil es so vielfältig sei und so viele Töne erzeugen könne.

Und wie funktioniert das Zusammenspiel zwischen dem 16-jährigen Schüler und dem 91-jährigen Pastor in Sellerich? „Das klappt gut“, sagt Moritz. Er wähle die Lieder aus, die er in der Messe spielen möchte und gibt den Liederplan an Pfarrer Kramer weiter. Und der würde dann immer sagen: „Alles klar, keiner weiß Bescheid“, sagt Moritz und lacht. „Für Moritz ist Orgelspielen nicht nur Hobby und Job, sondern auch ein Ausgleich, wenn er Stress in der Schule hat“, beobachtet seine Mutter Michaela.

Und was sagen die Sellericher zu ihrem jungen Organisten? „Wir lieben den Moritz, der macht so schöne Orgelmusik. Das ist schon eine Bereicherung“, sagt Rita Sohns. „Er weiß, dass er hier gerne gesehen ist“, ergänzt Brigitta Deutzmann. Und Pastor Kramer scherzt: „Gott möge seinen Fleiß erhalten.“ Aber der Satz sei jetzt nicht für die Zeitung bestimmt. Aber weil er uns so gut gefallen hat, wird er jetzt trotzdem gedruckt. Ups.

Für unsere TV-Serie suchen wir noch junge Talente. Also wenn auch du etwas besonders gut kannst, eine besondere Begabung hast oder ein außergewöhnliches Hobby, schreib uns an eifel@volksfreund.de
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