Wenn der Pastor in Ferien geht

Bitburg/Kyllburg · Wegen Betriebsferien geschlossen - Schilder mit dieser Aufschrift hängen nicht an Kirchentüren. Doch auch Pfarrer machen Ferien. In den Pfarreien im Bistum Trier gibt es Urlaubsvertretungen. Auch im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind in diesem Sommer Geistliche aus Indien, Osteuropa und Afrika im Einsatz.

 Sam James Vengattoor aus Indien übernimmt bereits seit einigen Jahren die Ferienvertretung in Kyllburg. TV-Foto: Uwe Hentschel

Sam James Vengattoor aus Indien übernimmt bereits seit einigen Jahren die Ferienvertretung in Kyllburg. TV-Foto: Uwe Hentschel

Bitburg/Kyllburg. Dass der Pfarrer gerade in diesem Moment irgendwo Eis essend am Strand liegt und sich in seiner bunten Badehose die Sonne auf den Bauch scheinen lässt, passt vielleicht nicht unbedingt in das Bild, das gläubige Katholiken von ihrem Hirten haben. Doch auch Geistliche haben Anspruch auf Urlaub. Und wo sie den verbringen, ist ihnen überlassen. Das Einzige, was an dieser Stelle geklärt sein muss, ist die Frage der Urlaubsvertretung.
Und weil das Bistum Trier gerade in den Sommermonaten den Bedarf an Pfarrern mit dem eigenen Personal nicht decken kann, wird es seit mehr als 30 Jahren von Katholiken aus dem Ausland unterstützt.
Seit 30 Jahren ausländische Hilfe


So sind beispielsweise allein in diesem Jahr 71 Geistliche im Trierer Bistum im Einsatz, deren Wurzeln ganz woanders liegen. Sie kommen aus Polen, Rumänien, Spanien, Kroatien und der Ukraine, aber auch aus Kanada, Indien und afrikanischen Ländern.
Augustine Nkwain aus Kamerun ist einer von ihnen. Der 44-Jährige ist bereits zum vierten Mal in Bitburg und übernimmt dort die Vertretung in der Pfarrei Liebfrauen. Er wohnt die Zeit bei einer Bitburger Gastfamilie. "Die Leute hier sind sehr nett", sagt Nkwain, überhaupt finde er Bitburg ganz toll. Er vertritt den einheimischen Pfarrer Thomas Weber in allen Bereichen, hält Messen, übernimmt Beerdigungen und verteilt die Krankenkommunion. Und das alles auf Deutsch.
Dass er ziemlich gut Deutsch spricht, liegt daran, dass der 44-Jährige an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt an seiner Promotion in Pastoralpsychologie arbeitet. Der Aufenthalt in Bitburg ist für Nkwain also so etwas wie ein Ferienjob.
Genau wie für Sam James Vengattoor, der in Rom mit seiner Doktorarbeit beschäftigt ist. Der Geistliche stammt aus Indien und möchte auch wieder dorthin zurück, wenn er die Promotion in der Tasche hat. Derzeit jedoch ist er in Kyllburg als Vertretung im Pfarrbezirk Maria Himmelfahrt. Auch Vengattoor kommt schon seit einigen Jahren in die Eifel. Er hat in dieser Zeit nicht nur die Gläubigen in Kyllburg kennengelernt, sondern auch die in Neidenbach, Oberkail, Gindorf, Seinsfeld oder Orsfeld. "Hier ist alles sehr systematisch", erklärt der Pfarrer aus Indien, der diese durchorganisierte Struktur von seiner Heimat her nicht gewohnt ist. Trotzdem fühle auch er sich sehr wohl in Kyllburg. Ebenfalls aus Indien ist die Vertretung in Schönecken. "Es gibt zwar manchmal kleinere Verständigungsprobleme", doch ansonsten funktioniere die Zusammenarbeit mit Pater Tomy Mani gut, sagt Jonas Leibisch vom Schönecker Pfarramt. Die Messen seien überhaupt kein Problem. Gleiches gelte für die Beerdigungen, von denen es in der Vertretungszeit einige gegeben habe.
"Wir haben schon seit vier Jahren indische Patres als Vertretung, und die sind in der Regel alle sehr positiv aufgenommen worden", fügt Leibisch hinzu. "Sehr zufrieden" ist auch Regina Bohr, Pfarrsekretärin in Bollendorf, wo die Kirchengemeinde den ganzen Juli über von Pfarrer Waldemar Palecki aus Polen betreut wird. "Ein netter Mann, der auch sehr gut Deutsch spricht", sagt Bohr. Sprachlich nicht ganz so gut lief es anfangs in Sülm, doch habe sich Paul Kodannur aus Indien, der ebenfalls in Rom promoviert, "unheimlich viel Mühe gegeben", um das zu ändern" sagt Diakon Klaus Otten aus Röhl. "Deshalb hat sich alles auch sehr schnell eingespielt", fügt er hinzu.
Bereits zum fünften Mal ist der Inder in der Eifel. Und Otten, dessen Familie den Geistlichen in dieser Zeit beherbergt hat, ist traurig, dass der angehende Doktor wahrscheinlich zum letzten Mal als Vertretung in der Eifel ist.Extra

Im Eifelkreis Bitburg-Prüm gibt oder gab es in diesem Sommer zudem Vertretungen in Sülm (Pfarrer Paul Kodannur aus Indien), in Schönecken (Pater Tomy Mani aus Indien) und in Bollendorf (Pater Waldemar Palecki aus Polen). Insgesamt sind im Bistum Trier noch bis Mitte Oktober 71 Vertretungen aus 16 Nationen im Einsatz. Die meisten davon kommen aus Afrika und Indien. Nach Auskunft des Bistum-Pressesprechers Stephan Kronenburg gibt es diese Form der organisierten Vertretungen seit mehr als 30 Jahren. "In der Regel sind es junge Priester, die entweder noch studieren oder promovieren." Vor aussetzung für die Teilnahme an dem Vertretungsprogramm sind ausreichende Deutschkenntnisse. uhe

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