Wenn der Schwarzstorch mit dem Uhu…

Uhus, Schwarzstörche und Orchideen haben sich da angesiedelt, wo eigentlich in Zukunft die Räder rollen sollen: An und auf der Bahntrasse von Prüm nach Gerolstein im Vlierbachtal bei Schwirzheim. Der Landesbetrieb Mobilität hat eine alternative Routenführung erarbeitet, doch die Ortsgemeinde will am Verlauf auf der Bahntrasse festhalten.

 Schwarzstörche, Uhus und seltene Schmetterlingsarten haben sich im Vlierbachtal an der ehemaligen Bahnstrecke nach Gerolstein angesiedelt. TV-Foto: Christian Brunker

Schwarzstörche, Uhus und seltene Schmetterlingsarten haben sich im Vlierbachtal an der ehemaligen Bahnstrecke nach Gerolstein angesiedelt. TV-Foto: Christian Brunker

Schwirzheim. Seit mehreren Jahrzehnten wird die Bahnlinie zwischen Prüm und Gerolstein nicht mehr regelmäßig genutzt. Und wie die Natur nun mal so ist: Wenn Menschen einen Bereich brach liegen lassen, erobert sich die Natur die Flächen zurück.

So haben sich vor allem im Teilabschnitt zwischen Schwirzheim/Gondelsheim und der Querung der K 172 im malerischen Vlierbachtal bis zur L 10 auf der Gemarkung Oos zahlreiche seltene Tiere und auch Pflanzen angesiedelt. Neben Orchideenvorkommen, die bis direkt neben die Trasse reichen, wurden Uhus, Schwarzstörche und geschützte Schmetterlinge gesehen.

Jetzt steht die Befürchtung im Raum, dass eine Nutzung der Trasse als Radweg diesen besonderen Lebensraum zerstören könnte. Das hat zumindest die vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) in Auftrag gegebene landespflegerische Begleitplanung ergeben. Daher hat der LBM eine alternative Strecke über Wirtschaftswege entwickelt. "Auch diese Linienführung wäre durchaus reizvoll", sagt LBM-Chef Harald Enders.

Nach eingehender Beratung hat sich der Gemeinderat Schwirzheim jedoch für die Beibehaltung der Bahntrasse als Radweg ausgesprochen - obwohl eine Verlegung deutliche Vorteile für den Ort hätte. So könnte der Radweg dann durch den Ort geführt werden. "Wir wollen den Radweg auf der Bahntrasse lassen", sagt Ortsbürgermeister Hermann Mücken. Eine Verlegung des Radwegs auf Wirtschaftswege würde zu viele Probleme verursachen, wenn sich Radfahrer und Landwirte in die Quere kommen. Zum einen würden die Radfahrer durch den landwirtschaftlichen Verkehr gefährdet. Zum anderen würde eine Nutzung der Wirtschaftswege als Radweg einen stark erhöhten Unterhaltungsaufwand mit sich bringen, denn schließlich müssten die Wege dann regelmäßig gereinigt werden - gerade wenn Vieh über die Wege getrieben oder Gülle ausgefahren wird.

Jetzt liegt es an der Kreisverwaltung und der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord zu entscheiden, ob der Radweg auf der Bahntrasse gebaut werden darf. Voraussetzung ist natürlich, dass die immer noch ausstehende Entwidmung erfolgt. "Wenn es wirklich keine Möglichkeit gibt, den Weg auf der Bahntrasse zu realisieren, müssen wir uns was anderes überlegen", sagt Mücken. "Es muss doch möglich sein, den Naturschutz und den Radweg unter einen Hut zu bringen, wenn man vernünftig an die Sache herangeht."

Meinung

Nutzung mit Bedacht

Die ehemalige Bahnstrecke von Prüm nach Gerolstein verläuft durch wunderschöne Landschaften; das malerische Vlierbachtal ist eine davon. Fernab von Straßen hat sich dort in den vergangenen Jahren ein wertvoller Rückzugsraum seltener Tier- und Pflanzenarten entwickelt, von denen es nicht mehr viele gibt. Von daher ist es verständlich, über alternative Routen nachzudenken. Doch auch die Nutzung der Bahntrasse als Radweg ist durchaus reizvolle, und es ist die Frage, wie stark die Tiere durch die gelegentlich vorbeifahrenden Radfahrer gestört werden. Schließlich werden ja keine Menschenmassen erwartet. Bei einer verantwortungsvollen Nutzung sollten Radler und Natur miteinander auskommen können. c.brunker@volksfreund.de

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