Wenn der Weg weg muss

In Jünkerath und in anderen Ortsgemeinden der Region sind Wirtschaftswege verschwunden. Klingt kurios, ist aber vielfach auch gut so, sagen die Verantwortlichen. Und es hat mit der Umstellung auf die sogenannte Doppik zu tun.

Jünkerath. Die Jünkerather suchen ihre Wirtschaftswege. Und das aus zwei Gründen: Einerseits sind viele davon nämlich nicht mehr zu sehen - sie überwucherten mangels Nutzung oder wurden von Landwirten überpflügt, weil diese dadurch Grundstücke zusammenziehen und besser bewirtschaften konnten.Zum anderen läuft derzeit ohnehin eine genaue Erhebung in den Fluren rund ums Dorf. Dabei wird geprüft, welche Wege wirklich noch gebraucht werden und welche, so heißt es korrekt, ihre "gemeinschaftlich-öffentliche Zweckbestimmung und Verkehrsbedeutung" verloren haben. Bislang wurden mehr als 30 gezählt, die aus diesem Grund verzichtbar wären.Doppik macht Erfassung nötig

Dass dies so viele sind, habe mit der Umstellung der Verwaltung auf die künftige kaufmännische Haushaltsführung zu tun, erklärt Karl Müller, Chef des Bauamts in der Verbandsgemeinde (VG) Obere Kyll.Denn die Kommunen der Region wechseln: Von der kameralistischen Haushaltsführung auf die Doppik (der TV berichtete, das Kürzel kommt von "doppelte Haushaltsführung in Konten"). Im Gegensatz zur Kameralistik, die sich wesentlich nach Ausgaben und Einnahmen richtet, verzeichnet die Doppik auch die Vermögenswerte einer Gemeinde, Institution oder Firma - Gemeindehäuser und deren Einrichtung oder Grundstücke wie Wald- und Wiesenflächen, Straßen und eben Wege. Diese aber müssen dafür erfasst und bewertet werden.Jeder unnötige Meter belastet die Kassen

"Wir haben auch in der Vergangenheit schon Wirtschaftswege aufgehoben", berichtet Ortsbürgermeister Rainer Helfen. "Nur diesmal haben wir gesagt: Wir gehen alles durch und gucken, welche wir noch brauchen und welche nicht." Auch aus finanziellen Gründen: Ein Weg, den niemand nutzt, kostet unnötig Geld, weil ihn die Gemeinde dennoch instandhalten muss.In Jünkerath bezahlt man die Wege-Pflege übrigens aus den Einnahmen für die beiden Jagdbezirke: Fast alle Eigentümer verzichten auf die Auszahlung der Pacht, damit die Wirtschaftswege in Schuss gehalten werden können. Jetzt überlege man im Einvernehmen mit Eigentümern und Nutzern (falls diese nicht ohnehin dieselbe Person sind), auf welche Wege verzichtet werden könne. Eine Satzung und die Pläne für die Entwidmungen liegen in der VG-Verwaltung aus. "Wir hatten gerade noch einen Bürger hier", erzählt Helfen. Gemeinsam habe man sich den Plan angesehen und festgestellt, dass der Grundstücksbesitzer auf zwei Wegen zu seinen Flächen gelangen könne. Ergebnis: Einer davon werde nicht mehr gebraucht.Die entwidmeten Wege werde man den Anliegern zum Kauf anbieten, sagt Karl Müller, zum Bodenrichtwert von 40 bis 70 Cent pro Quadratmeter. "Wenn wir da noch ein bisschen Geld rausschlagen können, dann ist das schön", sagt Rainer Helfen. Karl Müller ergänzt: "Aber eine Gemeinde sanieren kannst du davon nicht."

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