Wenn die Wörter tanzen gehen

Prüm · Volles Haus - und ein Gastredner, der die weit mehr als 200 Zuhörer im Ratssaal der Verbandsgemeinde immer wieder kräftig zum Lachen brachte: Thomas C. Breuer bestritt am Donnerstag das 26. Prümer Neujahrsgespräch.

 Ein Mann sieht rot aus: Thomas C. Breuer beim Neujahrsgespräch. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Ein Mann sieht rot aus: Thomas C. Breuer beim Neujahrsgespräch. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Foto: (e_pruem )

Prüm. Schon das 26. Neujahrsgespräch - und ein proppenvolles Haus, als feiere man Premiere: Der erste große Termin in der Abteistadt, ins Leben gerufen von Aloysius Söhngen, dem Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Prüm, lockte fast 250 Zuhörer in den Ratssaal. Darunter - es ist eindeutig ein Wahljahr - etliche Polit-Exzellenzen, die sich schon einmal vorsorglich in den vorderen Reihen zeigten, alle brav und ausführlich begrüßt von Gastgeber Söhngen.
Kommunalreform nervt


Der allerdings blieb in seiner Auftaktrede zur Lage der VG dann nicht ganz so brav: So schrieb er den anwesenden Landtagsabgeordneten ins Aufgabenheft, sie dürften jetzt ruhig mal zu Potte kommen mit der Kommunalreform. Und dem bisher ja immer wieder ausgebremsten Versuch der Prümer, mit elf Gemeinden der VG Obere Kyll zu fusionieren. Das Ganze sei mittlerweile zur Hängepartie verkommen - "das darf nicht so weitergehen. Haben Sie bitte den Mut zu entscheiden, vertrösten Sie uns nicht - und lassen Sie uns den Weg gehen."
Ob's hilft? Wer weiß. Der Bürgermeister konnte jedenfalls ansonsten für seine Kommune eine Reihe sehr erfreulicher Punkte anführen: Noch nie sei die Beschäftigung so hoch gewesen im Prümer Land, noch nie habe man so viele Steuereinnahmen verzeichnet wie im vergangenen Jahr, und dann steige auch noch eine Weltfirma wie Tesla bei einem Prümer Unternehmen ein. Auch die Flüchtlingssituation habe man, dank guter Mitarbeiter in der Verwaltung und vieler engagierter Bürger "bisher ganz gut bewältigt". Da mache es schon Spaß, sagte Söhngen, "hier Bürgermeister sein zu dürfen".
Und übergab an den Hauptspaßbringer des Abends: Thomas C. Breuer. Bei dem muss man immer schön aufpassen, damit einem bloß kein Gag entgeht. Breuer, laut Selbstauskunft auf (zumindest erster) Abschiedstour, gehört zu den Kabarettisten, die die Wörter zum Tanzen bringen - und er kann feinste Anspielungen genauso gut wie hemmungslose Kalauer. "Promi", so erinnerte er an die doch alkoholträchtigeren früheren Zeiten der Bonner Republik, "muss sich endlich wieder von Promille ableiten. Und nicht, wie Sie vielleicht gedacht haben, von Promiskuität." Bums.
Ausführlich befasste er sich auch mit der Frage, warum in der Eifel, zumindest auf dem Papier, so viel gemordet werde. Vielleicht liegt es ja an Dorfbezeichnungen wie "Schuld" - ein Ortsname "von besonderer Schwere. Selbst Kordel klingt unterschwellig bedrohlich". Da sei es nicht weit von "Stadtkyll" bis "Roadkill", überall Leichen in Kellern, auf Speichern sogar in Speicher - "und Maria Laach blutend im Garten".
Bloß keinen Trend verpassen


Breuer lieferte einen flotten Ritt durch sein aktuelles Programm, nahm unter anderem auch die "Genussscharia" auseinander, die uns wirklich jeden Spaß nehmen will: "Filterlose Schokozigaretten, fetthaltiges Fett - das wird alles verboten." Da hilft es auch nicht, zum Veganer zu werden. Motto: "Bratenlos durch die Nacht." Er befasste sich mit Modekrankheiten wie Lactose- und Fructose-Intoleranz und riet zum neuen Trendleiden, nämlich: "Zöliakie. Ich glaub, das ist die Priesterlosigkeit bei Frauen."
Immerhin gibt es gute Nachricht beim Thema VW: Der Konzern, verriet Breuer, arbeite gerade an einer neuen Software, "die automatisch die Promillewerte in der Fahrgastzelle runterfährt, sobald eine Polizeikontrolle droht".
Kurz: Es wurde viel gelacht. Und kräftig applaudiert - nicht nur den Rednern, sondern auch dem Musik-Ensemble der Westeifelwerke, das es sogar schaffte, den ganzen Saal zum Mitsingen zu animieren.
Und wer jetzt noch mehr von Thomas C. Breuer haben will, der darf sich sein neues Buch besorgen - denn das hat viel mit der Eifel zu tun, die er so gerne durchwandert. Deshalb trägt es auch den schönen Titel "Brücke zwischen Jucken und Zweifelscheid". fpl

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