Wenn es draußen pfeift und drinnen raschelt: Gartenschläfer auf der Suche nach einem Winterquartier - Tiere sind in der Eifel heimisch

Bitburg/Daun/Wittlich · Siebenschläfer zählen zu den bekannten heimischen Tierarten, zumindest dem Namen nach. Immerhin gibt es im Kalender sogar einen Tag, der nach ihnen benannt ist. Ihre engsten Verwandten hingegen, die Gartenschläfer, kennt kaum jemand. Dabei ist die Eifel - im internationalen Vergleich - ein Verbreitungsschwerpunkt dieser kleinen Nagetiere aus der Familie der Bilche. Doch was tun, wenn so ein Tier das eigene Dach als Winterquartier auswählt? Der TV hat nachgefragt.

 Gartenschläfer zählen zu den nachtaktiven Tieren. Erst in der Dämmerung sieht man sie durch den Garten flitzen. TV-Foto: Wilma Werle

Gartenschläfer zählen zu den nachtaktiven Tieren. Erst in der Dämmerung sieht man sie durch den Garten flitzen. TV-Foto: Wilma Werle

Die Schwalben sind bereits in den Süden gezogen, die ersten Frühnebel künden den Herbst. Für viele heimische Tiere bedeutet dies: Hochsaison. Rechtzeitig vor dem Frost müssen die Winterschläfer und die Winterruher ihr Quartier für die kalte Jahreszeit herrichten. Dazu gehören auch die Gartenschläfer. Sie sind nachtaktiv. Wenn die Dämmerung hereinbricht, wuseln sie durch die Gärten und geben dabei pfeifende Geräusche von sich. Eigentlich sind es Waldtiere, doch auch in Gärten mit altem Obstbaumbestand finden sie genug zu fressen. Und davon brauchen sie jetzt vor dem Winterschlaf genug. Angefressenes Obst ist ein untrügliches Zeichen: Hier war der "Eliomys quercinus". Doch auch Schnecken, Käfer und sogar Mäuse sind vor den possierlichen Tierchen mit der "Zorro-Maske" und dem Pinselschwänzchen nicht sicher.

Population: Wie viele Gartenschläfer genau in der Eifel ihr Zuhause haben, lässt sich nach Angaben von Peter Felten vom Naturschutzbund (Nabu) Daun aufgrund der heimlichen Lebensweise der Tiere nicht genau feststellen. Eine englischsprachige Veröffentlichung des Senckenberg Museums Frankfurt aus dem Jahr 2012 zeigt auf einer Karte aber deutlich, dass die Eifel und das Moseltal bundesweit zu den Verbreitungsschwerpunkten der Tiere zählen.

Das Winterquartier: Neben dem Anfuttern von Winterspeck ist ihre Hauptaufgabe zur Zeit, einen frostfreien Platz für den Winter zu finden. "Das können Astlöcher sein oder leere Vogelnistkästen", erklärt Cosima Lindemann vom Nabu in Mainz. Allzu gerne gehen die Tiere aber auch in Scheunen, Garagen und unter Dächer. Sie klettern senkrecht die Wände hoch, krabbeln durch jede Ritze und finden auch jeden lockeren Dachziegel. Spätestens dann werden die Hausbewohner auf den Gartenschläfer aufmerksam - und fürchten zugleich um ihre Dachisolierung. Es stimmt: Die Tiere bauen ihre Winternester aus weichem Material. Dazu kann auch Stein- oder Glaswolle gehören, ebenso Gras und Moos, das sie ins Haus hineintragen. Eine Umfrage unter einheimischen Dachdeckern und auch bei der Dachdeckerinnung Westeifel hat ergeben: Es sind keine Fälle bekannt, wo Gartenschläfer tatsächlich eklatante Schäden an Dächern angerichtet hätten. "Vermutlich fühlen sich die Menschen eher durch die Lärmbelästigung gestört", meint die Nabu-Sprecherin.

Was tun? Doch was können Hausbesitzer tun, wenn ihnen die Gartenschläfer tatsächlich auf dem Kopf herumtanzen? Cosima Lindemann stellt klar: "Nach dem Bundesnaturschutzgesetz sind Gartenschläfer besonders geschützt. Sie dürfen nicht getötet und nicht gefangen werden, und ihr Lebensraum darf nicht zerstört werden." Doch sie ist sich bewusst, genau wie Michael Hahn vom Nabu Südeifel, dass auch die Tierschützer einen Spagat machen müssen zwischen Naturschutzgesetz und Praxis. Statt im schlimmsten Falle die Tiere in Fallen oder mit Gift zu töten, wäre es die bessere Variante, die Gartenschläfer in Lebendfallen zu fangen und mindestens zehn bis 15 Kilometer entfernt wieder auszusetzen. Dabei gelte es aber zu beachten, dass die neue Umgebung der bisherigen entspreche und genügend Futter und Unterschlupfmöglichkeiten biete. Im Frühsommer hingegen sollte man die Tiere auf jeden Fall in ihrem angestammten Gebiet lassen, sonst würde möglicherweise ein Muttertier von seinen Jungen getrennt, sagt Lindemann. Sie wirbt für eine bessere Akzeptanz der Tiere: " Auch wenn die Gartenschläfer in der Eifel häufig vorkommen, haben wir eine besondere Verantwortung für sie. Da der Mensch vermehrt in die Natur eingreift, haben die Tiere zu wenig Überwinterungsmöglichkeiten im Freien und suchen die Häuser. Alte Bäume oder Vogelkästen bieten ihnen jedoch gute Ausweichmöglichkeiten."Extra

Gartenschläfer sind kleine Nagetiere, genau wie Mäuse, und gehören zur Familie der sogenannten Bilche. Sie sind etwa 15 Zentimeter groß und haben einen glatten Schwanz mit einem buschigen Ende, wie ein Pinsel. Ihr Fell ist braun, der Bauch ist weiß, um die Augen haben sie schwarze Punkte. Das sieht fast aus wie eine Maske. Wenn ihr sie mal beobachten wollt, müsst ihr etwas länger aufbleiben, denn tagsüber schlafen die Tiere. Erst wenn es dunkel ist, flitzen sie durch den Garten und pfeifen dabei lustig vor sich hin. wiw

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