Wenn Heimatliebe unter die Haut geht...

Bitburg · Die einen besingen ihre Heimat, anderen malen sie, wieder andere greifen zur Feder, um ihre Heimat zu bedichten oder Geschichten zu erzählen. Michael Röttgen aus Bitburg ließ sich eine historische Aufnahme von Bitburg auf den Oberarm tätowieren - inklusive Gäßestrepper.

Er ist ein waschechter Beberiger Jung: Der 27-jährige Michael Röttgen ist in Bitburg geboren, schwärmt von seiner schönen Kindheit und liebt die vielen alten Ecken, die die Stadt zu bieten hat. Ihm käme gar nicht in den Sinn, von dort wegzuziehen. Im Gegenteil. Mit seiner Partnerin hat er sich unlängst in der Innenstadt ein Haus gekauft - obwohl er in Irrel und sie in Trier arbeitet. Bitburg ist seine Heimat. Und wann immer Gelegenheit dazu ist, schwärmt er davon.

So auch bei einem Spaziergang mit den zukünftigen Schwiegereltern, als sein Schwiegervater in spe sagte: "Dann lass dir doch ein Bild von Bitburg tätowieren". Das war sie, die zündende Idee! Ein Tattoo wollte sich Michael Röttgen schon lange stechen lassen - nur mit dem Motiv war er sich bis dahin unsicher.

In Tätowierer Marko Skorka vom Studio Demon-Art fand er einen Verbündeten. "In Großstädten ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Leute ein Heimatmotiv stechen lassen", erzählt Skorka. "In Hamburg den Anker, in Köln den Dom, aber in Bitburg - das ist einmalig."

Acht Stunden unter der Nadel

Doch was genau sollte es werden? "Es gibt Fotos von Brunnen oder aus der Nachkriegszeit. Das hat mir nicht gefallen", sagt Röttgen. Stundenlang suchte er in der städtischen Bücherei und wurde endlich fündig: ein Bild mit dem alten Amtsgericht, dem heutigen Rathaus, Wasserturm und Römermauer sollte es werden, allerdings etwas abgewandelt. Er wollte auch die Gäßestrepper aus der Sage (siehe Extra) dazu.

Nun begann die Arbeit des Tätowierers: Skorka komponierte das Motiv, übertrug es auf eine Art Pauspapier und von dort auf den Oberarm von Michael Röttgen. Dabei musste er beachten, dass der ausgebildete Fitnesstrainer sehr muskulös ist: Ein gerader Strich gibt auf einem starken Trizeps noch lange keine gerade Linie. "Sechs Stunden hat die erste Sitzung gedauert, da wurde der äußere Arm tätowiert. Die Schmerzen waren auszuhalten", meint Röttgen. "Schlimmer war es an der Innenseite, obwohl das nur noch zwei Stunden dauerte."

Rund um seinen Arm zieht sich das in sechs verschiedenen Grautönen sehr detailliert gestaltete Motiv: Im Vordergrund krabbeln die Gäßestrepper in ihren Ziegenfellen auf Pflastersteinen, dahinter die Römermauer, darüber die Stadt mit Wasserturm und Liebfrauenkirche.

Das Ergebnis war alle Mühen wert, meint Röttgen und erzählt von seinem Urlaub in Miami, wo er oft auf das Bitburg-Tattoo angesprochen worden sei. Die Amerikaner, in der Tattoo-Szene bekannt für ihre Detailversessenheit, hätten ihm viele Komplimente gemacht.

Nach dem Urlaub ging es wieder zurück nach Bitburg. Der Ort, an dem er immer wieder gerne zurückkehrt. So wundert auch nicht der Satz, den sich Michael Röttgen zusätzlich zu dem Bild auf seinen Innenarm stechen ließ: "Die Heimat bleibt immer der schönste Fleck der Erde."

Haben auch Sie ein Tattoo mit Heimatbezug? Dann mailen Sie uns doch Ihr Foto sowie Name, Wohnort und ein, zwei Sätze zum Motiv an eifel@volksfreund.deExtra: List und Tücke der Bitburger

 Michael Röttgen hat ein Tattoo mit dem Bitburger Rathaus samt Gäßestrepper auf dem Oberarm.

Michael Röttgen hat ein Tattoo mit dem Bitburger Rathaus samt Gäßestrepper auf dem Oberarm.

Foto: Wilma Werle
Wenn Heimatliebe unter die Haut geht...
Foto: Wilma Werle


Die Sage der Gäßestrepper hat ihren Ursprung im 30-Jährigen Krieg (1618 bis 1648), als schwedische Truppen die Stadt Bitburg belagerten und aushungern wollten. Die Bitburger aber griffen zu einer List: Kinder zogen (streppten) die Felle geschlachteter Ziegen (Gäßen) über und liefen so verkleidet über die Stadtmauer. Die Belagerer dachten, die Bewohner der Stadt hätten noch lange genug zu essen, würden sich also nicht so schnell ergeben, und zogen ab. wiw

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