Wenn Hirsche flirten, wird's auf den Straßen gefährlich

Bitburg · Fast jeder dritte Unfall im Altkreis Bitburg ist ein Wildunfall. Mit der Gefahr aus dem Wald müssen die Autofahrer nun wieder verstärkt rechnen. Die Tiere verlagern in der dunkler werdenden Jahreszeit ihre Aktivität in die Morgen- und Abenddämmerung - und damit auch mehr in die Zeit, in der die Autofahrer unterwegs sind.

 Schilder warnen an gefährlichen Stellen, aber auch sonst müssen Autofahrer im Herbst auf Wildwechsel achten. Foto: dpa

Schilder warnen an gefährlichen Stellen, aber auch sonst müssen Autofahrer im Herbst auf Wildwechsel achten. Foto: dpa

Bitburg. Kaum verfärbt sich das Laub an den Bäumen, häufen sich auch wieder die Wildunfälle. "Es gibt in unserer ländlichen Region zwar das ganze Jahr über Wildunfälle, aber im Frühjahr und Herbst häufen sie sich", sagt Wolfgang Zenner von der Polizei Bitburg. 2011 registriert die Polizei knapp 500 Wildunfälle - 30 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Bisher keine Verletzten



Dass sich die Wildunfälle im Herbst häufen, hat vor allem drei Ursachen: "Im Spätsommer haben die Rehe Brunftzeit, im September folgt die Brunft des Rotwilds", sagt Gerd Grebener, Pressesprecher von der Kreisgruppe Bitburg-Prüm des Landesjagdverbands. Und Wildtiere auf Partnersuche springen auch schon mal triebgesteuert auf die Straße. Hinzu kommt: "In der dunkler werdenden Jahreszeit verlagern die Tiere ihre Aktivitätszeiten in die Morgen- und Abenddämmerung und damit auch mehr in den Berufsverkehr", sagt Grebener. Nicht zuletzt werden die Felder, die den Wildtieren bisher Nahrung geboten haben, abgeerntet, und die Tiere würden auf der Nahrungssuche ihre Quartiere verlagern.
Im Polizeibericht liest sich das dann so: "20.40 Uhr, L 39 zwischen Herforst und Speicher: Wildsau rennt in Auto" oder "6.25 Uhr, L 4 zwischen Sinspelt und Mettendorf: Autofahrer kollidiert mit Dachs".
Verletzte gab es - von den Tieren abgesehen - bei Wildunfällen dieses Jahr noch nicht. "Meistens bleibt es beim Blechschaden", sagt Zenner. Aber auch den sollten Autofahrer im eigenen Interesse versuchen zu vermeiden (siehe Extra). Zu unterschätzen ist die Gefahr aus dem Wald in der Eifel allemal nicht: Jeder dritte Unfall im Altkreis Bitburg ist ein Wildunfall. Insgesamt registriert die Polizei jedes Jahr mehr als 700 Zusammenstöße mit Wildtieren auf den Straßen im Altkreis. Der Sachschaden summiert sich auf mehr als eine Million Euro. Nach Erfahrung der Polizei kommt es auf folgenden Strecken besonders häufig zu Wildunfällen:
B 50 zwischen Albachmühle und Dudeldorf;
L 39 zwischen Speicher und Röhl;
L 2 zwischen Auw an der Kyll und Idenheim;
L 9 bei Altscheid;
L 1 zwischen Biesdorf und Bollendorf und
L 12 im Bereich Plütscheid, Oberweiler und Biersdorf.
"Aber auch in anderen waldreichen Gebieten und besonders auf den Strecken, die mit Vorsicht-Wildwechsel-Schildern gekennzeichnet sind, sollten Autofahrer ihre Fahrweise entsprechend anpassen", sagt Zenner, der sich an einen Unfall besonders erinnert: "Vor fünf Jahren ist mal im September bei Minden ein Hirsch mehrfach auf ein Auto gesprungen. Das hätte böse ausgehen können für die Insassen, wenn das Tier die Scheibe zerdeppert hätte statt das Blech." scho
Runter vom Gas: Ein verhaltenes Tempo von 70 bis maximal 80 Stundenkilometern sollte im Herbst auf der freien Strecke das Limit sein. Das empfiehlt sich auch wegen der Witterungsverhältnisse mit Nässe und Nebel. Augen auf: Straßenränder, angrenzende Felder und Wälder sollten Fahrer wegen möglicher Wildwechsel im Blick behalten. Einem Tier, das die Straße quert, folgen oft weitere. Schnell reagieren: Fahrer, die Wild entdecken, sollten bremsen, abblenden und hupen. Ist ein Zusammenstoß mit dem Wild nicht mehr zu vermeiden, empfiehlt die Polizei: Vollbremsung und Lenkrad festhalten, keine Ausweich-Manöver riskieren. scho Versicherung: Autofahrer sollten nach einem Wildunfall zunächst die Gefahrenstelle absichern und danach umgehend die Polizei informieren. Fahrzeugschäden, die wegen Wildunfällen entstehen, werden zwar in der Regel über die Teilkaskoversicherung abgedeckt, jedoch verlangen die Versicherer dafür eine sogenannte "Wildunfall-Bescheinigung". Diese wird von der Polizei nach Besichtigung des Fahrzeugs ausgestellt - auch dann, wenn die Schäden am Fahrzeug keine Spuren von einem Zusammenstoß mit einem Tier aufweisen. Sollte die Polizei keine Tierspuren entdecken, so wird dieses auf der Bescheinigung entsprechend vermerkt. Ob und in welchem Umfang der Schaden dann über die Teilkasko abgedeckt wird, liegt im Ermessen der jeweiligen Versicherung. uhe

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