Wenn Hütten brennen und Räder rollen

Daun/Prüm/Gerolstein · Der Winter wird vertrieben, der Frühling begrüßt: Traditionell wird in der Eifel am ersten Sonntag in der Fastenzeit eine "Burg", eine "Hütte" oder ein Strohballen abgebrannt. Anschließend treffen sich Menschen, um gemeinsam zu trinken und zu essen.

 Wie hier in Waxweiler brennen auch in vielen anderen Orten am Sonntag „Burgen“, „Hütten“ oder „Strohräder“. Foto: Fritz Knob

Wie hier in Waxweiler brennen auch in vielen anderen Orten am Sonntag „Burgen“, „Hütten“ oder „Strohräder“. Foto: Fritz Knob

Daun/Prüm/Gerolstein. "Hei so treiben wir den Winter aus, jagen ihn aus unserem Land hinaus. Wir jagen ihn zur Schande, hinaus aus unserem Lande, Hei so treiben wir den Winter aus". Fröhlich und ausgelassen lässt die Jugend in Weins heim dieses alte Volkslied erklingen.
Mit diesem und anderen Liedern umrahmen die Jugendlichen einen Eifeler Brauch, der in der Westeifel und im luxemburgischen Raum vielerorts lebendig ist - das Burgbrennen am ersten Sonntag in der Fastenzeit oder an dessen Vorabend.
Mit dem Verbrennen einer "Burg" ist ein großer Holzhaufen gemeint, so wie ihn jeder vom Martinsfeuer kennt. Volkskundler erklären den Namen "Burg, Burech" für diesen Holzstoß als Ableitung von dem lateinischen Wort "burere", das "brennen" bedeutet.
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In der Südeifel wird der brennende Haufen meist "Hütte" oder "Hett" genannt. Das Wort "Feuerhütte" findet sich häufiger im Zusammenhang mit der entsetzlichen Verfolgung der Frauen, die als Hexen öffentlich verbrannt wurden.
So wurden die in der Eifel und im Trierer Raum aus aufrecht gestellten Stangen, Reisigbündeln und Stroh errichteten Holzstöße "Steil"-Hütten genannt. In ihnen wurden die Opfer des Hexenwahns stranguliert und verbrannt, damit die Zuschauer während der Hinrichtung nicht vom bösen Blick der "Hexe" getroffen werden konnten.
So auch die Sinndeutung des heutigen Brauches: Die dunkle, eisige Winterszeit, die die Natur verhext und Menschen sowie Tieren Schaden zufügt, soll durch das Feuer hingerichtet werden. Der kommende Frühling wird willkommen geheißen. Das reinigende Feuer soll unheilvolle Geister fernhalten.
Den ganzen Vortag sammeln alle Holz und Stroh. Sie schichten es unterhalb des Niesenberges zu einer "Burg" auf. Abends wird sie angezündet.
Singend stehen viele um das Feuer, harren aus, bis es nahezu erloschen ist. Danach treffen sich alle rasch in einem warmen Raum, um Schnaps zu trinken. Aus Hunderten Eiern haben die weiblichen Jugendlichen Rührei gemacht.
In der Vulkan- und Hocheifel kennt man diesen Feuerbrauch ebenfalls. Aber im Gegensatz zu früher wird er nur noch in wenigen Gemeinden ausgeübt. Der Sonntag wird auch anders bezeichnet, als "Scheef-, Scheif-, Schöf-, Schoofsonntag". Es wird auch seltener ein großer Holzstoß angezündet, dafür große, mit Stroh umflochtene Räder, die einen steilen Abhang herunterrollen.
Es sieht beeindruckend aus, wie von weit oben ein helles Feuerlicht ins Tal rauscht, funken stiebend, qualmend, immer heller und wärmer werdend. Sie symbolisieren die lebenspendende Frühlingssonne, die endlich den Winter mit seinen Gefahren vertreibt.
Der Ausdruck "Scheef-, Schöfsonntag" leitet sich als Dialektwort aus dem althochdeutschen "Schaub" in der Bedeutung von Stroh ab.
Unsere Vorfahren gebrauchten diesen "Stroh"-Ausdruck häufiger. Mit "hän leit op Schoof" bezeichnete man einen Sterbenden auf seinem Strohlager. Wenn es "op Schoof läutet", weiß man, dass jemand gestorben ist. "Wir decken das Dach mit Schöf" meinte sauber gebündelte Strohgarben.
Das "Radschiwwele", bei dem ein brennendes Rad aus Stroh den Berg heruntergerollt wird, wird am kommenden Sonntag, 26. Februar, unter anderem in Walsdorf, in Steffeln und in Neroth gepflegt.

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