Wenn jede Minute zählt

PRÜM. (fpl) Neue Therapie-Möglichkeit beim Herzinfarkt: Der Prümer Notarztwagen ist ab sofort mit einem so genannten Lyse-Medikament ausgestattet.

 Ab sofort mit Lyse-Medikament unterwegs: die Rettungs-Assistenten Holger Jakobs und Mario Raskopp (von links).TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Ab sofort mit Lyse-Medikament unterwegs: die Rettungs-Assistenten Holger Jakobs und Mario Raskopp (von links).TV-Foto: Fritz-Peter Linden

"Beim Herzinfarkt", sagt der Chefarzt des St.-Josef-Krankenhauses, Kersten Krauter, "zählt jede Minute. Weil die Gefahr besteht, dass Muskelgewebe kaputtgeht." Wichtig sei daher, die verstopfte Kranzader so schnell wie möglich wieder freizubekommen. Dazu gibt es zwei Möglichkeiten: Den Katheder, bei dem der Verschluss durch einen eingeführten Ballon geweitet wird. Das geschieht im Trierer Brüder-Krankenhaus - aber für die Fahrt dorthin reicht oft die Zeit nicht aus. Die zweite Möglichkeit als Erstmaßnahme vor Ort ist die so genannte Lyse. Dabei wird dem Patienten ein Medikament gespritzt, das dem Gerinnsel in kurzer Zeit zu Leibe rückt (Lyse kommt vom griechischen lysis und bedeutet Zerfall oder Auflösung). "Drei Dinge braucht man dazu", sagt Notarzt Hans Woidtke. "Einen erfahrenen Arzt, ein Zwölf-Kanal-EKG und ein Lysemittel." Und Geld: 1000 Euro kostet das Medikament pro Anwendung, wie DRK-Kreisgeschäftsführer Wolfgang Rieder mitteilt. Man habe dazu eine Vereinbarung getroffen, nach der das DRK das Mittel bezahlt, es nach einer Verabreichung jedoch vom Prümer Krankenhaus ersetzt wird. Bereits seit einem Jahr fährt das Medikament im Bitburger DRK-Notarztwagen mit und wurde bereits mehrfach eingesetzt. Und nun auch im Prümer Einsatzfahrzeug - um ein bereits funktionierendes Rettungssystem noch zu verbessern, wie Kersten Krauter sagt. Zu diesem System zählen auch die mittlerweile 64 im Kreis stationierten Defibrillatoren (der TV berichtete), die von ehrenamtlichen Ersthelfern im Ernstfall eingesetzt werden. Dazu zählen allerdings auch die Patienten selbst, wie der designierte Leiter der Prümer Notarzt-Zentrale, Johannes Kaiser, betont: "Wichtig ist die Frage, was der Patient tun kann." Und das sei vor allem der rechtzeitige Anruf in der Rettungsleitstelle (Nummer: 112, vom Festnetz oder mobil). Motto: Lieber einmal umsonst Alarm schlagen als zu spät - sobald sich die Infarkt-Symptome zeigen. Dazu gehören Enge- und Druckgefühl, dauerhafte starke Schmerzen in der Brust mit Ausstrahlung in Schulter, Arm und Unterkiefer (vor allem bei Männern) sowie bei Frauen Atemnot, Schmerzen im Oberbauch und Übelkeit. DRK und Krankenhaus bieten außerdem am Mittwoch, 7. März, 19 Uhr, in der Karolingerhalle einen Informationsabend zum Thema Schlaganfall.

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