Wenn Landluft das Wachstum hemmt

In der Verbandsgemeinde (VG) Bitburg-Land planen einige Ortsgemeinden, Neubaugebiete auszuweisen, um Platz für Zuzugswillige zu haben. Doch bei einigen Dörfern erweist sich dieses Vorhaben als schwer zu realisieren. Der Grund: schlechte Geruchswerte. Schreiben Sie uns, was Sie davon halten!

 Gestank ist längst nicht gleich Gestank: Rinder verursachen im Vergleich zu Schweinen und Geflügel offenbar weniger störende Gerüche. Dies soll bald auch in der Geruchsimmissions-Richtlinie berücksichtigt werden. TV-Foto: Jens Klein

Gestank ist längst nicht gleich Gestank: Rinder verursachen im Vergleich zu Schweinen und Geflügel offenbar weniger störende Gerüche. Dies soll bald auch in der Geruchsimmissions-Richtlinie berücksichtigt werden. TV-Foto: Jens Klein

Bitburg/Dockendorf/Scharfbillig/Meckel. Landwirtschaft und Eifel gehören zusammen. Während sich alteingesessene Eifeler längst an die damit verbundenen Gerüche gewöhnt haben, sollen neue Einwohner möglichst davon verschont werden.

In Deutschland wurde deshalb vor mehreren Jahren die Geruchsimmissions-Richtlinie (Girl) verabschiedet. Sie ist in Rheinland-Pfalz bei der Planung von Neubaugebieten zur Beurteilung der Gerüche heranzuziehen. Die hierzu erstellten Gutachten geraten jedoch immer wieder in die Kritik, da bei der Berechnung zumeist mit Referenzwerten gearbeitet wird und keine Messungen vor Ort durchgeführt werden.

Für die Ermittlung der Geruchsbelastung in Dockendorf lieferte der Deutsche Wetterdienst (DWD) beispielsweise Daten aus Mannheim. Dies ist für Stefan Göbel von der Verwaltung der Verbandsgemeinde Bitburg-Land "völlig unverständlich und nicht nachvollziehbar". Zumal der DWD bei einem Gutachten in der Nachbargemeinde Ingendorf Daten der Station Trier-Petrisberg angegeben habe und die Verhältnisse in beiden Gemeinden fast identisch seien. Mit den jetzigen Ergebnissen ist an das ursprünglich vorgesehene Baugebiet nicht zu denken, während die Trierer Messwerte ein deutlich positiveres Ergebnis zur Folge gehabt hätten.

Die geruchsintensive Landluft verhindert auch in Scharfbillig die Ausweisung eines Neubaugebiets. Ortsbürgermeister Otto Kranz hält die Grenzwerte der "Girl" daher für zu streng. "Dadurch wird jegliche Entwicklung von Gemeinden mit Landwirtschaft total gehemmt", ärgert er sich. Denn Scharfbillig möchte nördlich der Ortslage im Teilgebiet "Brühl" Wohnhäuser errichten und scheitert derzeit an der "Girl".

Ganz ähnlich sieht es in Meckel aus, wo aufgrund zu hoher Immissionswerte weder westlich noch östlich der Ortsgemeinde ein Baugebiet ausgewiesen werden kann. Die Meckeler haben indes eine Möglichkeit gefunden, wenigstens einige neue Wohnhäuser zu errichten: Durch die Änderung der Abgrenzungs- und Abrundungssatzung (der TV berichtete) werden Baulücken im Ortskern geschlossen.

Eine geplante Änderung der "Girl" könnte die Ausgangslage in einigen Gemeinden der VG Bitburg-Land verbessern. Wie Michael Huster von der Ingenieurgesellschaft ISU mitteilt, soll künftig eine Unterscheidung der Tierarten vorgenommen werden. Dies begründet sich durch den unterschiedlichen Störfaktor der Gerüche. So werden Schweine und Rinder im Vergleich zu Geflügel als weniger störend empfunden.

Wann die neue Geruchsimmissions-Richtlinie in Kraft tritt, bleibt abzuwarten. Huster rechnet Ende des Jahres damit.

Geruchsintensive Landluft hemmt die Ausweisung von Neubaugebieten: Wie beurteilen Sie diese Problematik? Mailen Sie uns kurz und knapp Ihre Meinung bis heute, 16 Uhr, an eifel-echo@volksfreund.de

Meinung

Dörfer werden kaputt reguliert

Wer das Land- dem Stadtleben vorzieht, weiß warum: Einmal abgesehen von meist günstigeren Preisen für Grundstücke oder Häuser hat das ländliche Idyll auch weitere Vorteile: weniger Verkehr, weniger Abgase, weniger Lärm. Hinzu kommt, dass in den kleinen Dörfern der Zusammenhalt meist stärker ist, Kinder unbeschwerter herumlaufen können und der Kontakt zur Natur eben intensiver ist. Dazu zählt auch die Landwirtschaft, die in den meisten Eifeldörfern selbstverständlich dazugehört. Und die hat eben ihren eigenen Stallgeruch. Ob der aber als störend oder nicht empfunden wird, sollte jeder für sich selbst entscheiden dürfen, ohne von Geruchs-Immissionsschutz-Richtlinien bevormundet zu werden. Mal abgesehen davon, wie verschieden solche Berechnungen ausfallen können. So werden Dörfer kaputt reguliert, die sich eigentlich über Zuzugswillige freuen könnten - das kann doch kaum der Sinn eines ernst gemeinten Schutzes sein. d.schommer@volksfreund.de

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