"Wenn man gräbt, ist alles noch da"

Die Eifel-Film-Bühne zeigte anlässlich des 69. Jahrestages der Reichspogromnacht den Dokumentarfilm "Unterwegs als sicherer Ort" An einer der Filmvorführungen nahmen Produzent Dietrich Schubert und Protagonist Peter Finkelgruen teil.

 Kinochefin Christine Runge (Mitte) zeigte den Film „Unterwegs als sicherer Ort“; darin sind Dietrich Schubert (rechts) und Peter Finkelgruen auf den Spuren eines Mörders. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Kinochefin Christine Runge (Mitte) zeigte den Film „Unterwegs als sicherer Ort“; darin sind Dietrich Schubert (rechts) und Peter Finkelgruen auf den Spuren eines Mörders. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Hillesheim. (bb) Kino-Chefin Christine Runge lässt nicht locker, auch wenn der Saal, wie sie es aus den Vorjahren schon kennt, nur dünn besetzt ist. "Ich halte es für wichtig, in diesen düsteren Novembertagen mit einem Film an ein düsteres Kapitel der deutschen Geschichte zu erinnern", sagte sie vor gerade mal 50 Besuchern. Mit Wehmut, aber ohne Bitterkeit erzählt Dietrich Schuberts Dokumentarfilm von der gemeinsamen Spurensuche mit dem jüdischen Schriftsteller Peter Finkelgruen. Der Filmzuschauer fühlt sich nah dran - bei der Autofahrt nach Pullach und Meran und bei dem Blick auf ein Seniorenheim und eine Villa. Hier wohnte Anton Malloth (und kassierte Sozialhilfe) als unbehelligter Mann, obwohl er nachweislich 1942 in Theresienstadt Peter Finkelgruens Großvater erschlagen hatte. Schubert und Finkelgruen sinnieren über den perfekten Mord. "Das ist, wenn alle Bescheid wissen und sich alle einig sind, den Mörder nicht zu belangen", sagt Peter Finkelgruen. Sie reisen per Schiff nach Shanghai, dem Geburtsort Finkelgruens. Sie streifen auf der Suche nach Kindheitserinnerungen durch die Straßen Prags. "Auf dieser Dachterrasse habe ich im Regen geduscht", erzählt Finkelgruen. "Und unten auf der Straße habe ich mit toten Kindern gespielt." In Haifa stehen die beiden Männer auf den zugeschütteten Trümmern des Hauses, in dem der Vollwaise Peter Finkelgruen ein paar Jahre mit seiner Großmutter lebte. "Wenn man gräbt, ist alles noch da", sind sie sich einig.Was ist aus Anton Malloth geworden?, fragen die Kinobesucher den heute in Köln lebenden jüdischen Schriftsteller Peter Finkelgruen. Er sei 88-jährig im Jahr 2001 verurteilt worden und habe lebenslänglich bekommen. "Es hat mich ein Jahrzehnt gekostet, ihn vor Gericht zu bringen", erklärt Finkelgruen und bekennt: "Aus der Wut auf Anton Malloth ist Wut auf die Gesellschaft geworden."Dietrich Schuberts Film "Unterwegs als sicherer Ort" (1997) basiert auf Peter Finkelgruens Buch "Haus Deutschland oder Die Geschichte eines ungesühnten Mordes", erschienen bei Rowohlt Berlin 1992. Kontakt zu Dietrich Schubert: Neuer Weg 24, 53949 Dahlem-Kronenburg, Telefon 06557/7258, Internet: www.schubertfilm.de.

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