Wenn Mülltrennung etwas Neues ist

Spangdahlem/Binsfeld · Rheinland-Pfalz ist das Bundesland mit der größten US-Militärpräsenz. Allein um den Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem wohnen 2500 US-Soldaten. Das Innenministerium erforscht derzeit, wie wohl sich die Amerikaner unter anderem in Binsfeld, Herforst und Spangdahlem fühlen, und fragt nach Verbesserungsvorschlägen für das Zusammenleben.

Spangdahlem/Binsfeld. Melvin Sims, Fahrer auf dem Luftwaffenstützpunkt Spangdahlem, hat Feierabend. Am frühen Abend öffnet er das Küchenfenster seiner Wohnung am Ortsrand von Spangdahlem und hält - das Stubbi in der Hand - einen Plausch mit seinem deutschen Vermieter, der gerade den Rasen im Vorgarten mäht.
Wie Sims wohnen etwa 2500 Militärangehörige des Luftwaffenstützpunktes Spangdahlem in den Ortschaften außerhalb der Air Base, die selbst für die 3700 Militärangehörigen nur noch 240 Wohneinheiten bereithält. "Dieser kleine und ruhige Ort gefällt mir - nur eine Bäckerei vermisse ich hier", sagt Sims. Doch der 46-jährige Militärangehörige ist eine Ausnahme, denn er wohnt bereits seit 17 Jahren in Deutschland.
Der Großteil der Soldaten verweilt höchstens zwei bis drei Jahre am gleichen Standort. Als Einwohner von Herforst oder Spangdahlem fern von der Heimat sehen sich die US-Amerikaner mit teils banalen Problemen konfrontiert, die ihnen von zu Hause nicht bekannt sind. "Ich wusste nicht, dass ich hier den Müll trennen muss, und auch nicht, wann ich ihn an die Straße stellen muss", sagt Sims.
Solche alltäglichen Probleme, die sich den 56 000 US-Soldaten, Zivilisten und Familienmitglieder in Rheinland-Pfalz stellen, lässt das Innenministerium im Rahmen der Initiative "Unsere Nachbarn aus Amerika" derzeit erforschen. 33 Kommunen, in denen die Amerikaner einen Bevölkerungsanteil über 20 Prozent haben, nehmen teil.
Die US-Bürger der ausgewählten Kommunen, darunter Binsfeld, Herforst und Spangdahlem, sollen in einem Fragebogen Auskunft darüber geben, wie sie sich an ihrem neuen Wohnort zurechtfinden. "Man muss sich fragen", sagt Walter Faber, Ortsbürgermeister von Binsfeld, "was würde mir gefallen, wenn ich ins Ausland ginge?"
In der Ortsgemeinde Spangdahlem wohnen 250 Militärangehörige, in Binsfeld sind es derzeit 300, in Herforst rund 180. Der sechs Seiten lange Fragebogen soll die Schwachstellen des Zusammenlebens offenlegen. "Wie wohl fühlen Sie sich generell in Ihrem Wohnort?", oder "Wie gut fühlten Sie sich über das Leben in Deutschland informiert, als Sie Ihren Aufenthalt begannen?": Solche Fragen müssen die Teilnehmer beantworten. Mit den Ergebnissen werden sich in den Kommunen später Workshops befassen. "Dabei sollen geeignete kommunale Maßnahmen entwickelt werden, die langfristig zu einer Stärkung des deutsch-amerikanischen Zusammenlebens führen", erklärt Marco Pecht, Pressesprecher des Innenministeriums Rheinland-Pfalz. Der 26-jährige Airforce-Mediziner Bear, der seinen Vornamen nicht nennen möchte, gibt schon mal einen Tipp.
Der US-Amerikaner wohnt seit Jahresbeginn in Philippsheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm). "Ein Flyer wäre gut, in dem man über die Einkaufsmöglichkeiten vor Ort informiert wird", sagt Bear. Er habe zu Beginn nicht gewusst, wo in der Nähe eine Metzgerei, ein Baumarkt oder Restaurants zu finden seien. "Aber eine Informationsbroschüre in englischer Sprache, die über die Angebote in der Umgebung informiert, würde uns helfen und wäre sicher auch gut für die lokale Wirtschaft", sagt Bear. Ortsbürgermeister Faber ist auf die Ergebnisse der Umfrage gespannt: "Als gute Gastgeber möchten wir wissen, was unsere Gäste bewegt. Wo ist noch Potential, was können wir verbessern?"
Faber sagt dies auch im Hinblick auf die Vereine. "Viele Amerikaner möchten zum Beispiel wissen, wo ihre Kinder Sport machen können. Da wäre ein Flyer, der die Angebote darstellt, keine schlechte Idee." Bereits im Spätsommer und Herbst sollen die Ergebnisse der Fragebögen ausgewertet sein, so Pecht, und erste Maßnahmen folgen.
Extra

In 33 teilnehmenden Kommunen wurde eine Befragung der amerikanischen Haushalte per standardisiertem Fragebogen und persönlichen Interviews durchgeführt. Die Amerikaner werden zu vielen Themen befragt. Eine Auswahl aus dem Binsfelder Fragebogen: "Wo gehen Sie Lebensmittel einkaufen?", "Wieso haben Sie sich dazu entschieden, in Binsfeld zu leben?", "Würden Sie Binsfeld Ihren Kollegen als Wohnort empfehlen?", "Würden Sie es wünschen, mehr in die Gemeinde einbezogen zu werden?", "Welche Veranstaltungen haben Sie und Ihre Familie bislang in Binsfeld besucht?"cmo

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