Wenn Tourismus Bauchschmerzen macht…

Leicht gefallen ist die Entscheidung sicher keinem Mitglied des VG-Rats Bitburg-Land. Im Ergebnis ist es aber deutlich: Der Umzug der Tourist-Info ins Foyer von Bitburger Marken-Erlebniswelt und Stadthalle ist gestoppt. Eine Mehrheits-Entscheidung, mit der aber nur wenige zufrieden sind.

 Neue Nachrichten vom Eifel-Tourismus: Die Tourist-Info bleibt mit ihren Werbemitteln wie dem „Eifel-Gäste-Journal“ am alten Standort. TV-Foto: Archiv/Dagmar Schommer

Neue Nachrichten vom Eifel-Tourismus: Die Tourist-Info bleibt mit ihren Werbemitteln wie dem „Eifel-Gäste-Journal“ am alten Standort. TV-Foto: Archiv/Dagmar Schommer

Bitburg. "Ich finde das sehr unglücklich", sagt SPD-Ratsmitglied Monika Fink im Nachgang der Sitzung, obwohl ihre Fraktion ebenfalls gegen den Umzug der Tourist-Info gestimmt hat. Sie hätte den Beschluss lieber ausgesetzt, bis das Oberverwaltungsgericht Koblenz geklärt hat, ob es überhaupt rechtens ist, wenn eine VG eine Umlage von Ortsgemeinden erhebt, um die freiwillige Aufgabe Tourismus finanzieren zu können (siehe Bericht auf vorheriger Seite). Denn wenn der Umzug teurer wird als geplant (siehe Extra), muss die klamme VG die Kosten auf die Ortsgemeinde umwälzen, doch genau diese Praxis wird anlässlich der Kyllburger Tourist-Info derzeit vor Gericht hinterfragt. Fink kritisiert, dass VG-Chef Jürgen Backes einen Grundsatz-Beschluss aus dem Jahr 2007 pro Umzug hatte und die gestiegenen Kosten einfach in den Haushalt hätte einarbeiten können.

"Das legt nahe, dass Backes den Umzug nicht wollte"



"Wenn man einen Blanko-Beschluss hat, sollte man auch den Mut haben, den umzusetzen. Er weiß doch, was in seiner Fraktion los ist. Sein Verhalten legt nahe, dass er den Umzug nicht wirklich wollte", sagt Fink. Enttäuscht ist auch CDU-Mann Klaus Schnarrbach, der anders als die Mehrheit seiner Fraktion für den Umzug stimmte: "Ich kann den Ausgang dieser Geschichte nicht verstehen", sagt er und verweist darauf, dass die VG etwa Fehlbeträge beim Schwimmbad Oberweis von 204 000 Euro in Kauf nimmt, aber beim Umzug der Tourist-Info einen Rückzieher macht. Schnarrbach hebt ähnlich wie Fraktions-Kollege Paul Schaefer hervor, dass durch den Tourismus ja auch weitere Firmen neben den Fremdenverkehrsbetrieben profitieren: "Ich verstehe auch die SPD in dieser Sache nicht", sagt Schnarrbach.

"Wir müssen dahin, wo die Leute sind"



Tourist-Info-Leiter Frank Schaal machte in der Sitzung deutlich, wie wichtig der Umzug ist: "Wir sind am jetzigen Standort ziemlich ab vom Schuss. Wir müssen dahin gehen, wo die Leute sind." Mit dem Umzug ins Foyer von Bitburger Marken-Erlebniswelt und Stadthalle wollte Schaal auch für längere Öffnungszeiten der Tourist-Info sorgen und versprach, dass mehr Besucher auch mehr Umsatz für die Tourist-Info bedeuten. Mehr als 30 Millionen Euro Umsatz jährlich bringe derzeit allein der Übernachtungs-Tourismus im Bitburger Land.

"So schlecht kann der jetzige Standort nicht sein, sonst hätten wir nicht so viele Übernachtungen", sagte Matthias François (CDU), während Paul Schaefer (CDU) in dem Projekt eine "einmalige Chance" sieht. Nachdem Backes wie auch SPD-Chef Jürgen Holbach ausdrücklich auf die "Bauchschmerzen" hinwiesen, die ihnen diese Entscheidung bereitet, bot Schnapsbrenner Bernhard Bares (CDU) an: "Wenn das hier so weitergeht mit den Bauchschmerzen, bringe ich nächstes Mal ein Gegenmittel mit." Für einen Moment herrschte Heiterkeit, aber Bares war es ernst: "Wir dürfen doch nicht vergessen, dass mit der Marken-Erlebniswelt ein neues Zentrum der Stadt entsteht und es gibt nun mal keine Chance ohne Risiko." So sieht es auch Norbert Leinen (FWG), der zudem hervorhob, dass alle Fraktionen in ihren Beiträgen die Arbeit der Tourist-Info und von Frank Schaal gelobt haben und man deshalb auch auf die Kompetenz von Schaal vertrauen sollte, wenn es um den Umzug geht.

Meinung

Von nichts kommt nichts

Es ist verantwortungsvoll und fair, den Rat über gestiegene Kosten zu informieren. Der bereits beschlossene Umzug der Tourist-Info hätte deshalb aber nicht erneut zur Abstimmung gestellt werden müssen. Bis zur Haushalts-Debatte hätte sich vielleicht das ein oder andere geklärt - etwa die rechtliche Basis der Fremdenverkehrs-Finanzierung. So aber wurde eine Chance vertan, mehr Besucher in die Tourist-Info zu bekommen, wovon vor allem das Umland profitiert hätte. Bitburg selbst sehen die Brauerei-Besucher ja ohnehin. Vielleicht besteht noch eine Chance, diesen Beschluss zu hinterfragen, bevor sich die Stadt einen anderen Mieter sucht. d.schommer@volksfreund.deEXTRA Kosten: Die Investitions-Kosten für den Umzug der Tourist-Info steigen für den Zweckverband von 50 000 auf 75 000 Euro, weil eine komplett neue Innenausstattung her muss, um Förder-Voraussetzungen des Landes zu erreichen. Die laufenden Kosten erhöhen sich wegen der am neuen Standort geplanten längeren Öffnungszeiten (mehr Personal) und größerem Prospektvertrieb um 61 000 Euro jährlich. Davon entfallen auf die VG Bitburg-Land 48 Prozent. (scho)

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