Friedhofskultur Wie Dirk Bach und Charles de Gaulle ihre letzte Ruhe finden

Herforst · Benedikt Heinemann hat auf seinen Reisen durch Deutschland, Luxemburg, Frankreich und Italien Gräber bekannter Persönlichkeiten besucht und fotografiert. Daraus ist ein Buch geworden, von dem es nur 100 Stück gibt.

 Ein ungewöhnliches und sehr informatives Buch hat Benedikt Heinemann zu Gräbern von Prominenten verfasst.

Ein ungewöhnliches und sehr informatives Buch hat Benedikt Heinemann zu Gräbern von Prominenten verfasst.

Foto: Christina Bents

Möglich, dass es Menschen gibt, die ein Buch über Gräber makaber finden. Wenn man aber bedenkt, wie oft Personen auf Friedhöfen unterwegs sind, um sich die Grabsteine, die Inschriften und die Bepflanzung anzusehen - auch von Leuten, die sie gar nicht kennen -, dann wirkt das eigentlich gar nicht mehr so ungewöhnlich. 28 letzte Ruhestätten von Prominenten hat sich Benedikt Heinemann aus Herforst näher angesehen.

Berühmte Menschen, beispielsweise Schauspieler Diether Krebs, Comedian Dirk Bach, Papst Pius V., Politiker wie Charles de Gaulle, Personen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens wie der Unternehmer Theo Albrecht oder die Prostituierte Rosemarie Nitribitt sind darunter. Benedikt Heinemann ist schon darauf angesprochen worden, wie diese Mischung zustande gekommen sei. Darauf antwortet er: „Ich bin der Meinung, dass alle Menschen gleich sind und habe keine moralischen Unterschiede gemacht.“

Das erste Grab, dass er besucht hat, ist das von Diether Krebs, der in seiner alten Heimat Essen beerdigt ist. „Diether Krebs fand ich schon immer gut. Deshalb wollte ich mir seine Ruhestätte einmal ansehen.“ Einen einfachen Stein, ähnlich einem großen Kiesel mit Namen, Geburts- und Sterbedaten fand er vor. Ein Gegensatz dazu ist das Grab von Komiker Dirk Bach. Hier steht ein rosa Stern im Mittelpunkt, in dem seine Unterschrift in Gold platziert ist. Dazu ein Foto von ihm und das Zitat: „Und wenn man Tot ist, wird man ein Stern.“ Wichtig war Benedikt Heinemann, auch die Lebensgeschichte und Verdienste der Menschen in einigen Sätzen zusammen zu fassen und Personen, die thematisch in einer Beziehung zueinanderstehen, auf einer Doppelseite oder aufeinanderfolgenden Seiten zu zeigen.

Rolf Bossi, der „Star unter den Anwälten“, wie es im Buch heißt, ist vor dem Grab der Familie Albrecht abgebildet. Er hatte die Entführer von Theo Albrecht verteidigt. Auf der folgenden Seite ist das Grab von Franz Kardinal Hengsbach zu sehen, der in Essen Bischof war und das Lösegeld bei der Entführung von Albrecht übergeben hatte. Aufgrund der europäischen Geschichte hat Benedikt Heinemann Charles de Gaulle, der auf einem Dorffriedhof in Colombey les deux Eglises bestattet ist, neben Robert Schumann, der erster Präsident des Europäischen Parlaments war, im Buch gesetzt. Spannend waren für den Herforster, der bereits Mundcomic- und Mundarträtselhefte herausgebracht, und an der Chronik des Ortes mitgeschrieben hat, die Begegnungen auf den Friedhöfen in Deutschland, Luxemburg, Frankreich und Italien. Als er beispielsweise am Grab von Bundespräsident Gustav Heinemann war, erzählte ihm ein Passant, dass es gut sei, wenn immer wieder Menschen kämen, die sich für das Grab interessierten, so würde der Friedhof in Ordnung gehalten werden.

„Als Beispiel führte er den Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an, vor dessen Termin die Toilettenanlage renoviert worden sei“, berichtet der Autor. Eine andere Geschichte, die ihm erzählt wurde, ist wohl auf dem Friedhof in Essen passiert. Dort soll die Familie Albrecht, die als sehr öffentlichkeitsscheu gilt, ein Familienmitglied nachts beerdigt haben, damit die Medien und die Bevölkerung davon nichts mitbekommen.

Die Arbeit und die Recherche für das Buch haben ein Jahr gedauert und es soll einen Folgeband geben.

„Gräber, Erinnerungen an große Namen“ kann man bei Benedikt Heinemann  zum Selbstkostenpreis von 18 Euro bekommen.

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