Wie dem Schnaufbähnchen der Dampf ausging

Philippsheim/Binsfeld · 2010 wurde der Fahrradweg von Philippsheim im Kylltal hinauf nach Binsfeld eröffnet. Manche Menschen haben es noch erlebt, dass bis 1965 statt Fahrrädern dort eine Schmalspur-Eisenbahn mit Dampfkraft verkehrte.

 Früher volle Kraft voraus: Heute ist eine der Lokomotiven in Binsfeld als Schauobjekt zu sehen, bis 1965 stand sie unter Dampf und verkehrte auf der Kleinbahnstrecke von Philippsheim nach Binsfeld. TV-Foto: Erich Gerten

Früher volle Kraft voraus: Heute ist eine der Lokomotiven in Binsfeld als Schauobjekt zu sehen, bis 1965 stand sie unter Dampf und verkehrte auf der Kleinbahnstrecke von Philippsheim nach Binsfeld. TV-Foto: Erich Gerten

Philippsheim/Binsfeld. Wie es sich plagen musste, das Bähnchen - dieser Eindruck entsteht, wenn die Vorstellung von einer Eisenbahn aus dem Kylltal hinauf zu den Kyllhöhen lebendig wird. Aber es gab sie, die "Schnaufbahn", die per Dampfkraft die Kyllberge hochkletterte. Von Philippsheim führte sie bei einer Steigung von 1:30 kurvenreich durch das Aulbachtal und erreichte in der Nähe des heutigen Verkehrskreisels bei Herforst/Binsfeld die Höhe. Auf der Gesamtstrecke nach Binsfeld hatte sie bei acht Kilometern Streckenführung einen Höhenunterschied von 120 Metern überbrückt. Der Hauptzweck der 1900 eröffneten Schmalspurbahn war die Anbindung der Tongruben bei Binsfeld an die Eisenbahn Trier-Köln im Kylltal, um die Abfuhr von Ton und Ziegeleierzeugnissen und die Anfuhr von Brennstoffen zu den Binsfelder Ziegelwerken zu gewährleisten.Dorf geschichte(n)

Zwei Lokomotiven mit einer Leistung von je 200 PS standen in den 1950er Jahren zur Verfügung. Der Fuhrpark bestand aus 47 Güterwagen, darunter 38 Loren. Der Bahnbetrieb wurde von sieben bis acht Bediensteten durchgeführt. Mit der Umstellung des Gütertransportes von der Bahn auf Lastkraftwagen kam 1965 das Ende der Kleinbahn. In ihrer Glanzeit beförderte sie jährlich 20 000 bis 40 000 Tonnen Materialien. Die Umladung der Güter in Philippsheim von der Schmalspurbahn auf die Waggons der im Kylltal verkehrenden Bahn war Handarbeit. Die Bahnbetreiber wechselten mehrmals. Anfangs war es die Allgemeine Kleinbahn-Aktiengesellschaft Berlin, zum Schluss stand das Schnaufbähnchen unter der Regie der Moselbahn AG. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 30 Stundenkilometer. Auch Passagiere wurden befördert. Zusätzliche Haltepunkte zur Passagieraufnahme lagen bei Herforst und Dudeldorf, allerdings weit abseits der Ortslage. Die Fahrzeit betrug etwa 20 Minuten. Als ein privater Busunternehmer Mitte der 1920er Jahre von Binsfeld aus eine Buslinie nach Trier einrichtete, nahm der Personenverkehr stark ab und wurde später eingestellt. Lediglich am 14. August 1965 wurden noch einmal zahlreiche Fahrgäste befördert, als die Kleinbahn zu ihrer letzten Fahrt aufbrach. Die Binsfelder schreiben dazu in ihrer Internetpräsentation: "Etwas wehmütig sah ein Teil der Ortsbewohner, soweit sie zum Bahnhof gekommen waren, dem Bähnchen auf seiner letzten Fahrt nach Philippsheim nach. Künftig werden sie das mit seiner Last von Philippsheim heraufkommende Bähnchen vermissen. Genau das Pensionsalter von 65 Jahren konnte das Bähnchen erreichen, ehe es abtreten musste."

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