Wie der Rabe zu seinem Ruf kommt

Raben und Krähenvögel haben im Volksmund heutzutage einen schlechten Ruf. Sind sie in der Antike noch verehrt worden, waren sie ab dem Mittelalter böses Omen für Unglück und Tod. Die Dorfgeschichte erklärt, warum das so ist.

Bitburg-Prüm. Ein großer schwarzer Pulk krächzender schwarzer Vögel umkreist die Prümer Held, überfliegt den Stadtwald von Daun, umkreist Kirchtürme und alte Mauern. "Man müsste sie abschießen, diese Krähen, sie sind die reinste Plage!", meint einer. Doch ein anderer beschwichtigt: "Lass sie bloß in Ruhe, sonst bringt es dir und deiner Familie Unglück!"
Erstaunlich, dass heutzutage noch bei vielen Überbleibsel des Aberglaubens bestehen, schwarze Vögel wie Raben, Krähen, Dohlen oder Elstern brächten Unglück. Dabei war das Ansehen dieser schwarzen Vögel in der Antike und selbst noch vor Jahrhunderten besser. Damals wurden sie oft als göttliche Vögel verehrt, und man sagte ihnen magische Kräfte nach.
Omen für den Kriegsausgang


Dem germanischen Gott Odin (Wotan) waren Raben heilig. Gelegentlich verwandelte er sich selbst sogar in einen Raben, um sich unerkannt unter Menschen zu bewegen und deren Ansichten kennenzulernen. Die heidnischen Germanen verehrten Raben als Göttervögel. Ihr Flug und Verhalten galten als Omen für den Ausgang von Kriegen oder Unheil oder Segen in der Landwirtschaft.
Selbst Kaiser Barbarossa (geboren um 1122; gestorben 1190) war auf Raben angewiesen. Der Sage nach schläft er in einer Höhle des Kyffhäuserberges in Thüringen. Alle hundert Jahre wacht er auf: Wenn dann noch immer Raben um den Berg kreisen, schläft er ein weiteres Jahrhundert. Ein Zeichen, dass es Deutschland gut geht und der Kaiser keine Schlacht führen muss, um das Reich zu retten. Das schlechte Image von Rabenvögeln kam erst durch die christlichen Einflüsse während des Mittelalters.
Dorf Geschichte


Die Beobachtung, dass diese Vögel Aas fressen - auch Fleisch von gefallenen Menschen auf dem Schlachtfeld oder am Galgen - führte nicht nur zu dem geflügelten Wort "Galgenvogel", sondern schürte auch die Angst, das Auftauchen von Krähen gelte als Vorzeichen für Tod, Unheil und Pest. Zunehmend erschienen sie in Märchen und auf Abbildungen als Begleiter von Hexen und Zauberern, als Abgesandte des Bösen. Besonders schlimm traf es die Elster. Sie war schlichtweg eine verwandelte Hexe.
Und um all diesem Unglück zu entgehen und um Tiere im Stall gegen Hexerei zu schützen, galt es, tote Elstern oder Krähen an die Stall- oder Haustür zu nageln. Hatte man allerdings eine lebende oder tote Elster berührt, musste man dreimal in die Hand spucken, um sich gegen böse Folgen zu schützen.
Raben sind Sinnbild für das Schlechte. Dem Volksglauben nach ist der Rabe ein unheimlicher Vogel. In ihm soll die Seele eines Menschen leben, der heimlich verscharrt wurde und deshalb keine Ruhe im Grabe findet. Die Meinung verbreitete sich, Raben würden ihre Jungen verhungern lassen und aus dem Nest werfen. Auf den Menschen übertragen: Rabeneltern.
Besondere Gaben


Schon in der Bibel steht, dass Rabenvögel böse sein müssen, denn Noah hatte sie ja in der Arche verflucht, weil sie unzuverlässig waren, und sie deshalb zur Strafe gänzlich schwarz wurden. Setzt sich eine Elster auf das Hausdach eines Kranken, bedeutet das den Tod, wenn die Krähe ruft "Starb! Starb!" Schreit sie dreimal, stirbt ein Mann, schreit sie zweimal, eine Frau.
Biologen und Vogelkundler haben in Studien und Experimenten nachgewiesen, dass Raben besondere Gaben besitzen und zu den intelligentesten Vögeln gehören mit hoher sozialer Intelligenz, einer guten Beobachtungsgabe und der Fähigkeit, Handlungen zu lernen.

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