Wie der Strom nach Prüm kam

Für den "Prümer Landboten" hat sich Erich Reichertz mit der Geschichte des Prümer Elektrizitätswerks befasst. Als Quelle für seinen Bericht diente ein Aufsatz von Franz Josef Faas, dem Leiter des Museums Prüm.

Prüm. Seit 1860 wurden die Straßen der Stadt Prüm in den dunklen Abendstunden durch Petroleumlaternen erhellt, was in der bis dahin herrschenden nächtlichen Finsternis einen großen Fortschritt bedeutete. 1896 wurde auf Vorschlag des Apothekers Scherer überlegt, die arbeitsaufwendigen Petroleumlampen, mit denen man nicht mehr zufrieden war, durch Gaslaternen zu ersetzen. Das machte die Errichtung eines Gaswerkes zur Herstellung des Brennstoffes aus Kohle erforderlich.Man konnte sich aber nicht hierzu entschließen, denn es gab noch eine andere Variante: Die technische Entwicklung der Straßenbeleuchtung mit elektrischem Strom machte es Ende des Jahrhunderts möglich, auch diese revolutionäre Neuheit in Prüm zu nutzen. 1898 entschloss man sich deshalb, von Petroleum nicht auf Gas, sondern auf die bequeme Elektrizität umzusteigen.Man fragte bei verschiedenen Firmen, die bereits solche Anlagen erstellt hatten. Bereits kurz darauf hatte man einen entsprechenden Vertragsentwurf der Wiesbadener Elektrizitätsgesellschaft vorliegen. Doch die Stadtväter trauten sich wohl noch nicht so recht und warteten erst mal ab. 1899 stimmten sie einem Gutachten der Elektronischen Versuchsstation Magdeburg über die Durchführung der Arbeiten zu. Anfang August 1900 beschloss der Stadtrat den Bau eines mit Kohle-Dampfkraft betriebenen Elektrizitätswerks in der Bahnhofstraße und beauftragte die Firma Siemens & Halske mit der Lieferung und Einrichtung der technischen Anlagen.Am 14. August 1900 unterschrieb Bürgermeister Graeff für die Stadt Prüm den Bauantrag für das Gebäude. Die Finanzierung des Projekts musste die Stadt mit einem Darlehen von 120 000 Mark von der Kreissparkasse sicherstellen. Die Bauarbeiten führte der Unternehmer Joseph Flamm senior aus. Die Kosten hierfür wurden mit 155 500 Mark angegeben.Privathäuser hatten kein Interesse

Die Firma Siemens & Halske begann gleichzeitig mit der Installation der Straßenbeleuchtung in der Innenstadt.Anscheinend war in den Anfangsjahren der Prümer Elektrifizierung noch kein größeres Interesse für den Anschluss der Privathäuser an die zentrale Stromversorgung vorhanden, denn es war 1912 in der "Eifeler Volkszeitung” zu lesen, dass das elektrische Licht die "brennendste Frage” in Prüm sei. Sie sei ebenso wichtig wie das bereits gelöste Problem der Wasserversorgung durch Verlegung der Rohre bis in die Häuser. Die Sache mit dem Licht erheische zunächst opferfreudigen Willen seitens der Bürgerschaft, denn am Anfang stehe die listenmäßige Erfassung "all' derer, die sich anschließen wollten", damit das günstige Angebot der Firma Siemens & Halske nicht zu Fall gebracht würde.Die Einrichtung von elektrischem Licht in den Häusern sei allerdings zunächst etwas kostspielig, denn eine Glühbirne koste 12 Mark. Die Brennstunde für jede Glühlampe würde 3,2 bis 3,5 Pfennig kosten. Das war für die damalige Zeit sehr viel Geld und machte das elektrische Licht zu einem kaum bezahlbaren Luxus. Deshalb war die Zurückhaltung der meisten Prümer verständlich. Von steigender Bedeutung war neben der Beleuchtung die Abgabe von Kraftstrom an größere und kleinere Betriebe, die jetzt wesentlich effektiver mit Maschinen arbeiten konnten.Im zweiten Teil des Berichts, den wir demnächst drucken, geht es unter anderem um die Umstellung von der kohlebefeuerten Dampfkraft auf Dieselmotoren zum Antrieb der Generatoren.EXTRA Der vollständige Artikel "Prüm früher - heute: Das Prümer Elektrizitätswerk" von Erich Reichertz steht neben vielen weiteren Beiträgen in der Ausgabe Nummer 96 der Zeitschrift "Der Prümer Landbote". Der Geschichtsverein Prümer Land veröffentlicht den Landboten viermal pro Jahr mit mehr als 70 Seiten und stellt ihn allen Mitgliedern frei Haus zu. Wer Interesse an einem Abo hat, kann sich beim Geschichtsverein unter Telefon 06551/3799 melden. Anfragen auch per E-Mail an geschichtsverein-pruemerland@t-online.de (cus)

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