Wie die Eifeler dem Winter den Garaus machen

Bitburg/Daun/Gerolstein/Prüm · Die Eifeler jagen den Winter zum Teufel. Das tun sie schon seit Jahrhunderten - mit brennenden "Hütten" (Haufen oder Kreuzen aus Holz und Stroh) oder eisernen, mit Stroh gestopften Rädern, die den Berg hinuntergerollt werden. Diese Bräuche sind vom Aussterben bedroht. Umso wichtiger ist es, sie zu bewahren.

Bitburg/Daun/Gerolstein/Prüm. "Tradition ist nicht die Weitergabe der Asche, sondern des Feuers", sagt Burkhard Kaufmann, Leiter des Kreismuseums Bitburg. Er beschäftigt sich mit dem Hüttenbrennen, das seit jeher als Brauch zur Austreibung des Winters dient. Am ersten Sonntag nach Fastnacht, in diesem Jahr am 22. Februar, sammeln die Menschen, meist Jugendliche, Brennmaterial. Oft sprechen die Zuschauer ein Gebet am Feuer.Eifel als Reliktgebiet


Dieser Brauch wird an vielen Orten im Bitburger Land gepflegt. Eine explizite Erwähnung gab es bereits 1687. Gesichert ist diese Angabe aber bloß, weil der Bischof den Brauch wegen "abergläubischer Segnungen" untersagte. Eine kirchliche Verurteilung des Hüttenbrennens ist aber längst kein Thema mehr. Kaufmann bezeichnet die Eifel als "Reliktgebiet", in dem es vereinzelt noch derartige Traditionen gibt.
Das liegt seiner Ansicht nach an der heutigen Dorfstruktur. Schließlich sollen es laut Überlieferung die Jugendlichen sein, die das Reisig anzünden und hinterher an den Häusern klingeln, um Eier und Geld zu sammeln. Heutzutage spielen aber oft Familienväter die Rolle, in die ursprünglich ihre Kinder geschlüpft sind. Laut Kaufmann verschiebt sich die Tradition damit: Die "Weitergabe des Feuers" kann man hier ruhig wörtlich nehmen, denn das Hüttenbrennen dient heutzutage eher dem gemütlichen Beisammensein.
Am ersten Wochenende der Fastenzeit wird in Gees seit jeher das Radschieben gepflegt. Die Dorfjugend gestaltet diesen Tag zusammen mit der Feuerwehr Gees. Die Jugendlichen umwickeln am Samstag, 21. Februar, ein Rad mit Stroh, zünden es an und lassen es bei Einbruch der Dunkelheit gegen 19/19.30 Uhr den Hang der Baarley hinabrollen. Je ruhiger das Rad läuft, desto besser werde das Jahr, besagt der uralte Brauch. Im Anschluss werden die im Dorf gesammelten Eier und Speck im Gemeindehaus verzehrt. Ab 17 Uhr gibt es gebackene "Heddelich Kooche".
Ebenfalls am Samstag findet in Neroth das Radschieben statt. Die Feuerwalze wird ab 15 Uhr im Feuerwehrgerätehaus gebunden. Bei Einbruch der Dunkelheit ziehen die Teilnehmer gemeinsam zum Bauhof oberhalb des Kindergartens, um von hier das Schieben des Feuerrades zu beobachten. Anschließend lädt die Feuerwehr Neroth zum kostenlosen Eieressen ins Feuerwehrgerätehaus ein.
Die Eifelverein-Ortsgruppe und die Junggesellen aus Steffeln rollen am Samstag, 22. Februar, das Freudenrad vom Steffelberg. Los geht es um 19 Uhr. Das brennende Rad ist ein Symbol für die Sonne. So soll mit diesem Brauch die Sonne mit ihrer Wärme den Winter vertreiben. Zunächst umwickeln die Junggesellen ein großes Eisenrad mit Stroh. Das Rad wird am Vorabend des ersten Fastensonntages, dem "Freudesonnich", oberhalb der Straße "Am Steffelberg" aufgestellt. Nach Einbruch der Dunkelheit wird es angezündet. Dann führen vier Junggesellen das hell lodernde Rad an einer Deichsel zu Tal. Feuerwehr und Musikverein begleiten den Weg des Feuerrades bis zum Steffeler Sportplatz. Hier ist dann auch der gemütliche Ausklang: Der Junggesellenverein sorgt für die Bewirtung und lädt alle zum Rühreieressen ein.Auw an der Kyll

Extra

Samstag, 21. Februar: Gerolstein-Büscheich, ab 19 Uhr Lagerfeuer auf der Dietzenley; Auw an der Kyll, "Striehett", Beginn zwischen 18 und 19 Uhr beim Sportplatz. Sonntag, 22. Februar: Bitburg-Matzen, ab 18.50 Uhr, "Höttenfeuer" beim Feldweg rechts vor der Firma Grommes (Oberstraße 19); Bitburg-Stahl: ab etwa 19 Uhr Hüttenbrennen "Auf Koppen"; Bitburg-Erdorf: Verbrennen des "Strihmaans" ab 19 Uhr; Ferschweiler: 19 Uhr, Schäferstraße; Mettendorf: Hüttenbrennen ab 19 Uhr, östlicher Weg nach Niehl, rechter Hand der Straße; Baustert: ab 19 Uhr Hüttenfeuer am "Kreuzberg"; Hosten: Hüttenbrennen, Beginn zwischen 18.30 und 19 Uhr am Ortseingang (von Orenhofen aus); Irrel: 19 Uhr, auf dem Berg beim Westwallmuseum Katzenkopf, anschließend Eieressen in der Brasserie, Hauptstraße 8); Brecht: ab 19 Uhr auf dem "Linsenberg" Richtung Wißmannsdorf; Preist: ab 19.30 Uhr, hinter dem Neubaugebiet. red

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