Wie die Eifeler Maria verehren

Jünkerath · Die Eifeler Kevelaerbruderschaft feiert am Samstag, 22. Juni, ihr 100-jähriges Bestehen. Bereits zwischen 5.45 und 6.45 Uhr werden sich die Busse mit 600 Pilgern zwischen Losheim, Jünkerath, Lissendorf, Dahlem bis nach Nettersheim in Richtung des niederrheinischen Städtchens internationaler Marienverehrung in Bewegung setzen.

Jünkerath. Kevelaer ist am Wochenende Treffpunkt Hunderter Gläubiger. Denn die Eifeler Kevelaerbruderschaft feiert in dem Wallfahrtsort am Niederrhein ein rundes Jubiläum: Sie wird 100 Jahre alt.
Davon kann Hermann-Josef Plum aus Mirbach viel berichten. Zwar ist er erst 60 Jahre alt, aber er besitzt in seinem Archiv zahlreiche Devotionalien, Bilder, Urkunden und Dokumente sowie Kreuz und Fahne. Denn sein Großvater Peter Keul aus Auel war 1913 Mitbegründer der Bruderschaft. Und Hermann-Josef Plum selbst rettete 1996 den Fortbestand der Wallfahrt. Doch nun ist er gesundheitlich angegriffen und hofft, dass er jemanden findet, der die Kevelaer-Buswallfahrt aufrechterhält. Schließlich hat sie eine (fast) 100-jährige Tradition.
Denn am 10. August 1913 wurde erstmalig eine Pilgerfahrt nach Kevelaer organisiert. Um einen Sonderzug von der damaligen Reichsbahn zu erhalten, musste sich die Pfarrgemeinde verpflichten, 750 Pilger als Teilnehmer zu melden. 643 meldeten sich und eine Fußwallfahrt wurde zum Marienheiligtum an den Niederrhein durchgeführt.
Lautsprecher im Zug


Von der ersten Stunde an begleitete der MV Dahlem, später Grenzlandmusikverein, die Pilgerschar. Wegen des Ersten Weltkriegs musste die für den August 1914 organisierte Wallfahrt abgesagt werden. Erst Anfang September 1921 erfolgte die Wiederaufnahme mit 650 Pilgern. Ein Jahr später fand eine Zugwallfahrt statt - das zeigt ein Foto im Archiv des Grenzlandmusikvereins Dahlem. Die Dahlemer Musiker beschlossen, ab 1925 zu einem festen Bestandteil der Wallfahrt zu werden.
Trotz Auflösung des Musikvereins durch die NSDAP fanden noch ab 1934 Wallfahrten statt, jedoch die für August 1938 organisierte Prozession wurde durch die Gestapo untersagt und das Konto der Bruderschaft gesperrt. Es erfolgte die Einleitung eines Verfahrens bei der Staatsanwaltschaft in Trier.
Der damalige Pfarrer Straßfeld, der Ortsbrudermeister Hubert Grady und Dechant Jüsgen aus Dahlem legten Protest ein. Erst 1941 endete das Verfahren mit unbekanntem Sachverhalt. Bücher und Geldbetrag blieben aber sichergestellt. 1949 fuhr ein Sonderzug mit Pfarrer Straßfeld nach Kevelaer. Pilger aus der Region Saar, Mosel und Eifel nahmen teil. 1500 Pilger begaben sich im August 1951 auf die Fahrt an den Niederrhein. Im Zug waren erstmals Lautsprecher installiert zum gemeinsamen Gebet. Die Beteiligung in den 50er und 60er Jahren war stets gleichbleibend, doch ab 1983 flaute sie ab, so dass die letzte Sonderzugwallfahrt mit 250 Teilnehmern 1989 stattfand. Nun wurde auf Regelzüge mit reservierten Plätzen umgestiegen.
Die geistliche Leitung der ersten Buswallfahrt mit 250 Teilnehmern oblag 1996 Pfarrer Meyer aus Hillesheim und Diakon Lennartz aus Euskirchen. 1999 pilgerten 300 Menschen nach Kevelaer, und die Kommerner Bruderschaft schloss sich an. Am 90. Jubiläum nahmen 480 Pilger teil, und aus dem Vortrag der Alphornbläser aus Blankenheimerdorf ging hervor: "Hier spürt man die Nähe zur Gottesmutter."Extra

100 Jahre Wallfahrt der Eifeler Kevelaerbruderschaft am Samstag, 22. Juni: 10 Uhr Pontifikalamt in der Basilika Kevelaer, anschließend Angelusgebet vor der Gnadenkapelle; 13.30 Uhr Kreuzweg im Park, für Gehschwache in der Kerzenkapelle; 16.15 Schlussandacht mit sakramentalem Segen und Krankensalbung Forum Pax Christi; 17 Abschied vom Gnadenbild und Heimreise Mitwirkende: Diözesanbischof Stephan Ackermann, Trier, Pfarrer Reinhard Mallmann, Jünkerath, Pater Paul Thörner, Salesianer Don Boscos (SDB) Jünkerath, Musikvereine Dahlem und Manderfeld, Projekt-Männerchor Leudersdorf, Niederehe, Hillesheim und Werkchor Gerolsteiner Brunnen. jtz Anmeldung: Telefon 06597/2328, Fahrpreis 23 Euro.Extra

In der katholischen Überlieferung der Wallfahrt zu Kevelaer wird von vielen Wunderheilungen im 17. und 19. Jahrhundert berichtet. Die erste geschlossene Prozession nach Kevelaer fand im Jahr 1643 statt. 200 Jahre später wurde Kevelaer von 200 000 Pilgern und 254 Prozessionen aufgesucht. In jüngster Zeit besuchen rund 800 000 Pilger pro Jahr den Wallfahrtsort. red

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