Interview mit Gerd Grebener von der Rinder-Union-West Wie es um die Landwirtschaft im Eifelkreis steht

Bitburg · Mangelnde gesellschaftliche Akzeptanz und zunehmende Auflagen: Die Situation in der Landwirtschaft ist alles andere als einfach, findet Gerd Grebener.

 Gerd Grebener ist Regionalleiter der Rinder-Union West in Fließem.

Gerd Grebener ist Regionalleiter der Rinder-Union West in Fließem.

Foto: TV/Dagmar Dettmer

Womit Landwirte derzeit zu kämpfen haben, erklärt Gerd Grebener, Regionalleiter der Rinder-Union West (RUW) im Gespräch mit dem TV.

Herr Grebener, Wie steht es um die Landwirtschaft im Eifelkreis?

Gerd Grebener: Der Eifelkreis ist der intensivste landwirtschaftliche Kreis in Rheinland-Pfalz. Wir haben hier 40 Prozent aller Milchkühe und auch die meisten Schweine und große Maisanbauflächen. Außerdem haben wir eine gute landwirtschaftliche Infrastruktur mit vielen Tierärzten sowie Landmaschinenenhändlern und -mechanikern. Die geht in der Pfalz beispielsweise verloren. Begrenzt wird die Landwirtschaft hier nur durch fehlende Nutzflächen.

Wie wichtig ist die Landwirtschaft für den Eifelkreis?

Grebener: Für den Eifelkreis ist die Landwirtschaft enorm wichtig. Arla ist einer der größten Betriebe im Kreis, wir haben vergleichsweise viele Landwirte hinter denen nun auch viele Dienstleister stehen, wie Landmaschinenhändler, Schlachter, Besamungstechniker und Futtermittel- und Düngerproduzenten.

Was sind die größten Sorgen und Probleme der Landwirte?

Grebener: Wir haben vor allem mit mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz zu kämpfen. Selbst in der sehr agrarwirtschaftlich geprägten Eifel werden Bauern wegen ihrer Arbeit belästigt und gering geschätzt. Wie viele andere Branchen leiden wir natürlich auch unter dem Fachkräftemangel. Aber auch Erntehelfer sind schwer zu finden.  Wenn die Bauern mal Urlaub machen wollen, müssen sie in der Familie suchen, ob jemand für eine Weile einspringen kann. Nur die großen Höfe können Mitarbeiter anstellen. Auch der Klimawandel macht uns große Sorgen. Normalerweise hatten wir in der Eifel lange schwere Winter, die viele Ungezeifer vernichtet haben. Das fällt jetzt weg. Die langen Trockenphasen im Sommer sind natürlich auch ein Problem.

Wie verändert sich die Struktur der Landwirtschaft?

Grebener: Der Trend geht zu immer größeren Betrieben. Kleinere Höfe sterben eher aus, weil die Arbeit für sie einfach nicht mehr rentabel ist.

Was kann die Politik tun, um die Situation für die Landwirte zu verbessern?

Grebener: Die Politik sollte vor allem aufhören, auf die Landwirte einzudreschen und sie zu verunglimpfen. Es werden weltfremde Verordnungen erlassen, die einfach nicht umsetzbar sind. Wir brauchen gleiche Wettbewerbsbedingungen, auch für Importgüter aus Nicht-EU-Staaten. Wir können hier einfach nicht so günstig produzieren wie in anderen Ländern, und wenn wir weiterhin Lebensmittel in Deutschland produzieren sollen, dann muss die Politik diese Nachteile ausgleichen. Die Bauern befinden sich in einem Teufelskreis. Sie müssen mehr produzieren, um mit dem Preisdruck aus dem Ausland Stand zu halten. Man müsste uns mehr zur Seite stehen, und unsere Interessen genauso gut vertreten, wie zum Beispiel die der Autoindustrie.

Wie stehen Sie der Düngemittelverordnung gegenüber?

Grebener: Da sind wir wieder bei dem Teufelskreis. Um mehr zu produzieren, müssen wir mehr düngen. Da stößt die neue Verordnung natürlich auf Unmut. Die Landwirte wollen auch sauberes Trinkwasser und eine gute Vitalität der Böden, aber dann muss etwas an den Bedingungen getan werden, die die Bauern dazu zwingen. Übrigens wird kein Bauer mehr düngen als nötig. Da verliert er ja Geld bei.

Könnten gesetzliche Mindestpreise auf landwirtschaftliche Erzeugnisse helfen?

Grebener: Nein. Das kann meiner Meinung nach nicht funktionieren. Da kann uns wahrscheinlich nur der Verbraucher helfen. Ein Patentrezept habe ich aber auch nicht.

Wie sieht denn Ihrer Meinung nach der ideale Verbraucher aus?

Grebener: Der ideale Verbraucher kauft regional und saisonal, am besten beim Metzger des Vertrauens. Er ist bereit, mehr für gute Qualität zu bezahlen. Dass wir den nur selten haben, sieht man auch daran, dass noch immer wenige Bio-Produkte gekauft werden.

Wie können die Landwirte dazu beitragen, Umwelt und Klima zu schützen?

Grebener: Ich denke wir machen bereits viel. Die Stickstoffmengen im Dünger wurden zum Beispiel drastisch verringert. Die Landwirte schaffen effizientere Technik an, mit der sehr genau gepflügt, gesät und gedüngt werden kann. Auch die Tierzüchter leisten einiges. Wir züchten Kühe so, dass sie mehr Milch geben und älter werden. Eine Kuh mit einer Milchleistung von 10 000 Litern im Jahr stößt weniger Methan aus als vier die nur 2 500 Liter produzieren.

Wünschen sich die Bauern denn geringere Standards in der Landwirtschaft?

Grebener: Nein, wir wollen nicht unter den Bedingungen produzieren wie zum Beispiel in den USA, wo zum Beispiel viele Hormone erlaubt sind, die hier schon lange verboten wurden. Die meisten Bauern sind hier seit Generationen tief verwurzelt und wollen gut produzieren und die Umwelt schützen. Dafür wollen sie Akzeptanz und faire Preise.

Was können die Landwirte tun, um ihr Image zu verbessern?

Grebener: Die Landwirte müssen selbst Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Es gibt leider auch einige schwarze Schafe, die unseren Berufsstand insgesamt schlecht machen. Da müssen wir auch gegen vorgehen. Wir müssen uns präsentieren und zeigen, wie die Mehrheit der Bauern arbeitet.

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