Wie lange ist Roger Graef noch Landrat?

BITBURG-PRÜM. Die Nachricht vom Rückzug Roger Graefs als Vorsitzender des Aufsichtsrats der Flugplatz Bitburg GmbH ist im politischen Umfeld mit großem Erstaunen zur Kenntnis genommen worden. Gleichzeitig wurde am Freitag herbe Kritik an der Ämterhäufung von Michael Billen laut.

"Geht der Lotse jetzt von Bord?", spekulierte am Freitagmorgen der Chef der SPD-Fraktion im Bitburg-Prümer Kreistag, Bernd Spindler, nachdem er erfahren hatte, dass Roger Graef (CDU) seinen Posten als Chef des Aufsichtsrats der Flugplatz Bitburg GmbH niederlegt hat. Auch andere führende Mandatsträger im politischen Umfeld Graefs reagierten verunsichert und fragend. Sie zeigten sich größtenteils "überrascht" beziehungsweise stuften den Wechsel an der Aufsichtsratsspitze als "merkwürdig" ein. In der Demission Graefs bei gleichzeitiger Übernahme des Amts durch den Landtagsabgeordneten und Ersten Kreisbeigeordneten Michael Billen (CDU) sieht Bernd Spindler in Bezug auf den Landrat einen "Rückzug auf Raten". Genau könne er das Verhalten nicht deuten, aber: "Es regt zum Nachdenken an", betonte der Genosse. Gleichzeitig dränge sich nun die Frage auf, ob Roger Graef noch bis zum Ende seiner Wahlperiode im Jahr 2009 Landrat sein wolle. Spindler: "Das ist alles etwas merkwürdig." "Verwundert, dass der Landrat immer mehr wichtige Posten abgibt", ist auch die Landtagsabgeordnete Monika Fink (SPD). Auch sie sprach von einem "schrittweisen Rückzug", der hier zu vermuten sei. Und: "Es ist bemerkenswert, dass sich alles auf einen anderen konzentriert." Graefs Rückzug von diesem wichtigen Posten wecke in ihr ebenfalls die Vermutung, wonach Graef seine Wahlperiode nicht zu Ende bringen wolle. Vollkommen überrascht vom Abschied Graefs aus der Aufsichtsratsspitze ist Marie-Luise Niewodniczanska (FDP). Bereits der Rückzug aus der Führung des Bitburg-Prümer DRK-Kreisverbands sei für sie nur schwer nachvollziehbar gewesen. "Ich würde als Landrat nicht alles abgeben", hob Niewodniczanska hervor, die Michael Billen gleichzeitig eine "zu große Ämterhäufung" vorwarf. "Langsam reißt er alles an sich", wetterte die Liberale. Ebenfalls deutliche Worte kamen am Freitag aus dem Lager der Grünen. Roswitha Biwer: "Wir haben schon gemerkt, dass Herr Billen eine Karriere plant und etwas beabsichtigt." Dies habe man schon bei dessen Übernahme des Kreisbeigeordnetenpostens zur Kenntnis genommen. "Die Häufung von Posten ist extrem schlecht. Dies ist ungünstig für den Kreis", schimpfte Biwer."Zug um Zug immer mehr Macht"

"Ich bin überrascht. Von dieser Entscheidung war im Vorfeld nichts zu sehen", sagte FWG-Fraktionschef Marzellus Boos. Man müsse nun erkennen, dass Michael Billen "Zug um Zug immer mehr Macht akquiriert". Mit welchem Ziel, wisse man nicht, sagte Boos und ergänzte: "Vielleicht will er ja sogar den Landrat beerben." Laut Marzellus Boos falle inzwischen auf, dass Michael Billen "mittlerweile die Gewaltenteilung ein bisschen" unterlaufe. Schon die Tatsache, dass CDU-Mann Billen Fraktionsvorsitzender sei und gleichzeitig den Posten des Ersten Beigeordneten bekleide, sei eine "problematische Sache". Michael Billen selbst betonte am Freitag erneut, nicht nach dem Vorsitz im Aufsichtsrat gedrängt zu haben. Der Vorschlag sei von Roger Graef selbst gekommen, der seine Wahlzeit als Landrat mit Sicherheit "bis zum letzten Tag" erfülle. Billen: "Ich habe keinen aus dem Amt geschossen", zudem sei der Wechsel im Vorfeld mit den Kollegen des Aufsichtsrats besprochen gewesen. Roger Graef hatte am Donnerstag mit Nachdruck betont, dass er den Posten aufgrund zeitlicher Probleme niedergelegt habe. Er wolle sich schwerpunktmäßig auf andere wichtige Aufgaben konzentrieren, zum Beispiel auf das Projekt "Regionen aktiv" (der TV berichtete). Mit ihm (Graef) an der Spitze habe die Flugplatz Bitburg GmbH in den vergangenen zweieinhalb Jahren einen guten Start hingelegt. Mit Michael Billen sei nun eine "sehr gute Nachfolgeregelung" getroffen worden, besonders deshalb, weil der von Beginn an sehr eng im Geschäft gewesen sei. Roger Graef sagt: "Bei uns kracht es zwar das eine oder andere Mal. Aber er ist nicht gekommen und hat gesagt, dass er es machen will."

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