Wie schön, wenn man ’ne Meise hat

Prüm · Mehr als 200 000 Euro hat der Naturpark Nordeifel in seinem rheinland-pfälzischen Abschnitt vergangenes Jahr ausgegeben. Das Geld investierte man in das Streuobstwiesen-Projekt, in Tourismus, Umweltbildung und den Schutz der Eifeler Natur.

 Lehrreiches im Naturpark: Hier bekommen Kinder eine Einweisung in die Imkerei. Foto: Naturpark

Lehrreiches im Naturpark: Hier bekommen Kinder eine Einweisung in die Imkerei. Foto: Naturpark

Foto: (e_pruem )

Prüm. Die Gute Graue. Der Eifeler Rambour. Die Doppelte Philippsbirne. Die Luxemburger Renette (nicht Renate, wäre aber auch schön): Alles Äpfel und Birnen - und alles Sorten, die man demnächst wieder an vielen Obstbäumen im Prümer Land wachsen sehen wird.
300 neue Bäume


Denn das Streuobstwiesen-Projekt des Naturparks Nordeifel (der TV berichtete) trägt, genau: immer mehr Früchte. Im vergangenen Jahr, sagt Anne Stollenwerk, Geschäftsführerin des rheinland-pfälzischen Parkabschnitts, haben sich im Prümer Land (und in Lützkampen) 20 Privateigner dem Vorhaben angeschlossen, diese Wiesen wieder in Schuss zu bringen. Sie haben, angeleitet von Fachleuten, ihre Obstbäume gepflegt, beschnitten und auf den Flächen neue gepflanzt, insgesamt rund 300. Meist Äpfel und Birnen, immer aber, sagt Anne Stollenwerk, "Obstsorten, die typisch für unsere Ecke sind". Und robust genug, um im Eifeler Klima zu bestehen.
Das ließ sich der Park auch etwas kosten: Die Obstwiesen waren im abgelaufenen Jahr das größte Projekt, man gab dafür 134 200 Euro aus - vorrangig EU-Fördergeld aus dem Leader-Pott. Und die Privateigentümer investierten ebenfalls: Für jeden gepflanzten und jeden beschnittenen Baum zahlten sie anteilig 20 Euro, insgesamt mehr als 11 000.
Einer von ihnen ist Ingo Ternes aus Büdesheim - auf drei Flächen, in seinem Heimatort und in Olzheim, hat er insgesamt rund 100 Bäume gesetzt. "Ich hab immer Spaß an so was gehabt", sagt er.
Schon der Großvater habe Obstbäume besessen - mit dem Naturpark-Projekt kann er jetzt selbst wieder einsteigen. Was er mit all dem Obst machen wird, steht noch nicht fest. "Ich hab da so einige Ideen", sagt Ternes. Auf jeden Fall aber "haben wir schon mal 'ne Apfelpresse gekauft". Ein schöner Erfolg also, den Lorbeer dafür aber teilt sich Anne Stollenwerk mit ihrem Vorgänger Alexander Wendlandt: "Er hat's an Land gezogen, ich hab's sozusagen vollendet." Mit vielen Ideen allerdings: So ließ man sich von den Landfrauen ein paar Rezepte geben, mit denen das Eifelobst zubereitet werden kann - zu "Birrebunnes", "Juffernbirne" und Apfelgeschnetzeltem. Ganz traditionell. Und ganz aktuell entsteht gerade für den Internet-Auftritt des Parks eine Streuobst-Börse, in der jeder seine Früchte oder sich selbst als Pflücker anbieten kann. Dort findet man dann auch Videos, die den Baumschnitt erläutern. Vieles mehr, inklusive der Rezepte, enthält eine sehr schön und informativ bebilderte Broschüre, die man in der Infostätte des Parks in der Tiergartenstraße erhält und im Internet laden kann. Auch an anderen Stellen hat die Geschäftsführerin, seit Anfang 2015 im Amt, allerhand vollendet oder in Gang gebracht, gemeinsam mit Parkmitarbeiter Ulrich Klinkhammer - inklusive des Streuobstprojekts gab man für alles 204 000 Euro aus. Darunter auch das Management der Premium-Wanderwege im Prümer Land, die demnächst auch, sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm und stellvertretender Naturpark-Vorsitzender, auf einigen Abschnitten rollstuhlgerecht ausgebaut werden. Außerdem im Programm: die weitere Pflege der prägenden Flurhecken, dazu viele umweltbildende Tätigkeiten auch mit Kindern, wie die "Aktion Bien" an der Bertrada-Grundschule - sie wird auch am Samstag auf dem Schulfest präsentiert. Und auch am Prümer-Sommer-Eröffnungstag (Sonntag, 26. Juni), wird die Geschäftsstelle in der Tiergartenstraße geöffnet sein - dort sind dann auch Ergebnisse aus der Betrada-Projektwoche zur Bienen-Aktion ausgestellt.
Es tut sich also allerhand im Naturpark - immer mit dem Ziel, wie Söhngen darlegt, "die Menschen zu sensibilisieren für den Umgang mit der Natur und die Schönheiten unserer Region". Und das gelinge auch der Geschäftsführerin ganz wunderbar, die Söhngen deshalb auch als "Glücksgriff" bezeichnet. Erfreulicher Nebeneffekt all der Aktivität: Der Park werde von den Bürgern nicht mehr "als Verbotsinstrument" wahrgenommen, sondern als "etwas, mit dem man die Dinge verträglich zusammenbringen kann".Ach so: Wer künftig behauptet, die Parkmitarbeiter und Bürgermeister Söhngen hätten eine Meise, der macht sich vermutlich nicht strafbar. Denn der Nistkasten an der Infostätte in der Tiergartenstraße - mit Kamera, die alles beobachtet - hat sich zu einer Attraktion vor allem bei den kleinen Besuchern entwickelt. Derzeit sind die Prümer Blaumeisen aber nicht mehr zu sehen: Sie sind vorige Woche ausgeflogen.
Meinung

Glücksgriff
Den Geschäftsführer-Posten im Naturpark Nordeifel könnte man vermutlich locker damit bestreiten, dass man das übliche Programm abarbeitet und dabei das - zum Glück - regelmäßig fließende Fördergeld aus Mainz (auch wenn von dort mal etwas mehr kommen dürfte) und vor allem Brüssel (den EU-Gegnern sei es hinter die Ohren geschrieben) verwaltet. Anne Stollenwerk und ihr Nettersheimer Kollege Dominik Hosters tun das aber nicht, sondern bringen mit guten Ideen Mensch und Natur zusammen. Klingt so selbstverständlich hier, wo wir mitten in dieser Natur leben dürfen und es manchmal gar nicht merken, weil es für uns so normal ist. Ist es aber nicht. Glücksgriff, stimmt. f.linden@volksfreund.deExtra

 So einiges im Angebot: Broschüren des Naturparks Nordeifel. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

So einiges im Angebot: Broschüren des Naturparks Nordeifel. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

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Der Naturpark Nordeifel ist Teil des Deutsch-Belgischen Naturparks Hohes Venn-Eifel. Gemeinsam hat man ganz frisch die Broschüre "Eifel-Expeditionen" herausgegeben, die auch in der Prümer Infostätte Mensch und Natur in der Tiergartenstraße zu haben ist. Sie enthält rund 1200 Termine mit Wanderungen, Kursen, Aktionen und vielen weiteren Angeboten für Groß und Klein. Dominik Hosters, Geschäftsführer des nordrhein-westfälischen Abschnitts, stellte in Prüm unter anderem auch die neue App des Parks vor, mit der man unterwegs auf seinem Mobiltelefon Pflanzen bestimmen kann (kostenlos im Internet zu laden, Adresse siehe unten). Und das neue Buch mit "Eifeler Sonntagsspaziergängen", die sich vor allem an Familien mit Kindern richten. Es ist ebenfalls in Prüm erhältlich. Die Informationsstätte ist Dienstag bis Donnerstag geöffnet von 13.30 bis 16.30 Uhr. Führungen und Besuche kann man vereinbaren unter Telefon 06551/985755. Viele weitere Informationen und Angebote findet man außerdem unter <%LINK auto="true" href="http://www.naturpark-eifel.de" text="www.naturpark-eifel.de" class="more"%> fpl

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