Gesundheit Wie wär’s mit einer Kneipp-Kur in der Enz?

Neuerburg · Es gibt neue Ideen für das Gesundheitszentrum in Neuerburg. Bürgermittagstisch, barrierefreies Wohnen und Ausbau des Arztangebots sind geplant. Dafür werden Unterstützer gesucht.

 Ingo Jakschies möchte an der Enz gerne ein Kneipp-Becken bauen.

Ingo Jakschies möchte an der Enz gerne ein Kneipp-Becken bauen.

Foto: TV/Stefanie Glandien

Ingo Jakschies ist voller Tatendrang. Die Umsiedlung der Praxis von Allgemeinärztin Sigrid Mundt im Juli sei gut angelaufen, sagt der Geschäftsführer des Gesundheitszentrums (GHZ) Neuerburg: „Die Patienten fühlen sich wohl.“ Ein weiterer Pluspunkt sei, dass Sigrid Mundt den chirurgischen Sitz von Marienhaus erworben habe und nun Karl-Georg Hermans, Facharzt für Allgemeine Chirurgie, wieder regelmäßig Sprechstunden anbiete. „Wir haben einiges getan, um das Röntgengerät vor Ort zu erhalten“, sagt Jackies. Da Hermans auch Berufsgenossenschaftsarzt ist, könne er auch kleinere Arbeitsunfälle behandeln.

Man wolle das ärztliche Angebot aber gerne noch ausbauen. Bei einem allgemeinmedizinischen Sitz könne man bis zu vier weitere Ärzte einstellen, erklärt der Projektentwickler im Gesundheitswesen. „Wir sind auf der Suche nach teilzeitorientierten Ärzten, die bei unserem innovativen Projekt mitmachen wollen“, sagt Jakschies, der bereits im Sauerland am Standort Balve einen Gesundheitscampus entwickelt hat. Auch in Neuerburg sei es denkbar, sich besonders um chronisch Erkrankte zu kümmern und eine Praxisklinik zu betreiben, „doch dafür brauchen wir mehrere Schultern – das ist auch das Geheimnis des Standorts Balve.“

Dort gebe es 15 Ärzte. Ein Großteil davon arbeite in Teilzeit. So könne man Sprechstunden von 7 bis 21 Uhr anbieten, da die Ärzte zeitversetzt zum Dienst antreten. „Es ist dort auch möglich, dass ein Arzt mal drei Monate Urlaub nimmt“, sagt Jakschies, der dort die Geschäfte führt.  

Für Neuerburg könne er sich ein ähnliches Modell vorstellen. „Es müssen keine jungen Ärzte sein, die sich für Teilzeit entscheiden, auch ältere können mitmachen“, erklärt er. Auch nur an einem Tag in der Woche – man sei für alles offen. Denkbar sei auch, Filialpraxen von Fachärzten im Gesundheitszentrum zu etablieren. Dazu führe er schon Gespräche. „Die Kassenärztliche Vereinigung informiert uns regelmäßig, was gerade frei ist an Sitzen. Wir sind auch an Kooperationen mit anderen Gesundheitsanbietern interessiert und haben mehrere angeschrieben“, sagt Jakschies.

Neben der Wohngemeinschaft für Wachkoma- und Langzeitbeatmungspatienten (der TV berichete) habe man die Absicht, weitere Pflegeangebote zu entwickeln. „Ich hoffe, dass wir dazu in den kommenden Wochen Ergebnisse bekanntgeben können“, sagt der Geschäftsführer.

Doch es gibt auch ein Anliegen, für das er die Bürger der Umgebung braucht. „Die Medikamente von morgen sind Bewegung, Ernährung und Entspannung.“ Es gebe ein Konzept, „in dem alle diese Dinge miteinander verbunden sind, und das ist Kneipp.“ In den 20er und 30er Jahren habe es einen regelrechten Kneipp-Boom gegeben. Die Methode erlebe vielerorts heute eine Renaissance, „man entdeckt diese Dinge gerade wieder, denn Kneipp ist viel mehr als nur Wassertreten“, sagt Jakschies, der diese Therapieform auch für sich entdeckt habe, wie er sagt.

In Neuerburg habe man nicht nur eine Bäderabteilung im Gesundheitszentrum, sondern auch die Enz vor der Tür. „Die möchte ich nutzen. Da könnte man ein Becken in den Bach setzen und hätte so immer frisches Wasser“, sagt Jakschies. Er wolle ein Konzept entwickeln für die Betreuung von chronisch Kranken und dazu Experten einbinden, die früher im Krankenhaus in Neuerburg gearbeitet haben.  „Die Menschen werden immer älter. Da nehmen zwangsläufig die chronischen Erkrankungen zu“, sagt er. Doch mit dem Kneippen könne man nachhaltig gute Ergebnisse erzielen. Anfang kommenden Jahres soll es zu diesem Thema eine Informationsveranstaltung geben mit dem Ziel, einen Kneipp-Verein für Neuerburg zu gründen. „Wir wollen dem ehrenamtlichen Engagement ein Forum geben“, sagt der Geschäftsführer.

Eine Idee wäre, in der ehemaligen Krankenhausküche einen Bürgermittagstisch anzubieten. „Auch das wäre denkbar im Rahmen eines Vereins, in dem sich die Mitglieder gegenseitig bekochen.“ Es gebe noch genügend Platz im GHZ. „Ob Selbsthilfegruppe, Yoga oder Kochtreff – wir sind für jede Form und Idee offen und freuen uns über jeden Vorschlag“, sagt Jakschies, der in diesem Zusammenhang noch eine gute Nachricht hat: „Das Land hat für die ehrenamtliche Arbeit im GHZ einen fünfstelligen Zuschuss in Aussicht gestellt.“ Ebenfalls geplant sei, im Erdgeschoss des GHZ vier barrierefreie Wohnungen einzurichten, zwischen 25 und 70 Quadratmeter groß, die vermietet werden sollen. „Wir sind im Moment gut unterwegs. Diese Perspektive lässt mich optimistisch nach vorne schauen.“

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