Wie zu Fred Feuersteins Zeiten

ERNZEN. Zurück in die Steinzeit: Eine Reise mit Rückfahrschein ist künftig im Besucherzentrum Teufelsschlucht in Ernzen möglich. Denn die Einrichtung baut um - und will ihre Besucher mit Multimedia und einer anschaulichen Ausstellung auf dem Trip in die Vergangenheit unterstützen.

Brrr, rumms. Die Steinräder stehen still. Fred Feuerstein und seine Familie sind in Ernzen angekommen. Es ist Sonntag. Genau der richtige Tag für einen Ausflug ins Besucherzentrum Teufelsschlucht. Dort erfährt der Steinzeit-Clan alles über das moderne Leben und die neuesten Trends in der Steinzeit. Während die Kinder sich die neuesten Bogenmodelle im schicken Einfamilien-Jägerzelt anschauen, genießen Fred und seine Frau Wilma einen Wildschweinbraten auf der Terrasse.Ein realistisches Szenario - hätte es das Besucherzentrum Teufelsschlucht schon in der Steinzeit gegeben. Wären der Zeichentrickheld und sein Anhang allerdings im Februar 2004 mit ihrem Steinzeitauto in Ernzen aufgekreuzt, wären sie nur ein paar Wochen zu früh gekommen. Denn das Besucherzentrum wird gerade umgebaut. Wahrscheinlich hätten sie nur Holger Weber und Bruno Zwank angetroffen, die derzeit damit beschäftigt sind, die Ausstellung zu erweitern und attraktiver zu gestalten, während in den Räumen noch gehämmert, gestrichen und gemauert wird.Die beiden Diplom-Geographen haben sich vorgenommen, nicht nur geologisches und archäologisches Wissen zu vermitteln, sondern anschaulich zu machen, welche Pflanzen, Fossilien und Steine den Naturraum Eifel prägen und wie die ersten Siedler und ihre Nachfahren dort gelebt haben. Dabei arbeiten sie mit den nicht fest angestellten Fachkräften sowie der Uni Trier und dem Landesmuseum zusammen.Bei der Neuorientierung schöpfen die Mitarbeiter aus ihrer Erfahrung. "Von den Besuchern kommen immer wieder die gleichen Fragen. Viele wollen zum Beispiel wissen, wie die Teufelsschlucht oder Irreler Wasserfälle entstanden sind", sagt Weber.Gute Frage. Und die Erklärung ist ganz einfach - wenn man es einfach erklären will. Das tun die Geografen in der neuen Ausstellung. Denn langweilige Fachvorträge in einem verstaubten Museum - das ist nicht die Zukunft der Wissensvermittlung. Mit Multimedia und anschaulichen Darstellungen sollen die Besucher sich ein Bild davon machen, was sich geologisch, aber auch siedlungsgeschichtlich vor Ort abgespielt hat. Grundlage sind geologische Ausstellungsstücke, eine Schmetterlingsausstellung, Karten, Pilzmodelle und Tafeln - Dauerleihgaben und Stücke des Besucherzentrums, die sich im Laufe der Zeit angesammelt haben. Die Exponate werden nun neu geordnet und schlüssig im Zusammenhang präsentiert.Neben einem Raum, in dem die Geologie der Südeifel Thema ist, steht die 170 Quadratmeter große Präsentationshalle im Mittelpunkt, in der das Leben in der Region von der Steinzeit bis zur fränkischen Zeit dargestellt wird. Die Archäologen Elke Wagner und Peter Weber sind dabei, etwas aufzubauen, das Kindern und Erwachsenen Spaß macht. "Aufpeppen" nennt das Elke Wagner. Und "Aktion" ist dabei das Zauberwort. So können sich Kinder in einem nachgebauten Eiszeitjägerzelt verkriechen, Steinwerkzeuge selbst herstellen oder Getreide mit einem Steinzeit-Mahlstein mahlen. "Wir arbeiten stark mit Rekonstruktionen, um das Leben der Steinzeitmenschen begreifbar zu machen", sagt Wagner. Damit kommen sie besonders den kleinen Naturfreaks entgegen, die nicht nur unter den jährlich 30 000 Gästen des Besucherzentrums sind, sondern auch einen großen Teil der 5000 Programmteilnehmer ausmachen. Den großen wie den kleinen Gästen dürfte allerdings die Erweiterung des Gastronomiebereiches mit Kinderspielecke und Terrasse schmecken. Zudem werden der Küchen- und Lagerbereich vergrößert, neue Besuchertoiletten installiert und eine Informations- und Shop-Ecke eingerichtet. Zwar wird das Besucherzentrum, das aus einer Waldlehrhütte Anfang der 90er Jahre entstanden ist und sukzessive erweitert wurde, nur etwa zehn Quadratmeter größer. Allerdings erhofft sich die Verbandsgemeinde Irrel als Träger der KBE, die das Besucherzentrum unterhält, durch den Umbau eine Steigerung der Besucherzahlen. Mittelfristig soll die Einrichtung, die bisher jedes Jahr Defizit macht, schwarze Zahlen schreiben. Deshalb ist vorgesehen, moderate Eintrittspreise zu erheben. Bisher ist der Eintritt frei. Letztendlich sollen sich die 172 000 Euro Investitionskosten für den Umbau, von denen das Land 95 000 trägt, lohnen. Die Umstrukturierung der Ausstellung kostet 5000 Euro. Fertig sein soll alles Anfang April. Eine Eröffnungsfeier ist ebenfalls geplant. Fred Feuerstein und seine Familie hätten sicher ihren Spaß daran.Wegen des Umbaus bleibt das Besucherzentrum voraussichtlich bis Ende März geschlossen. Veranstaltungen für Gruppen sowie Schulklassen und Kindergärten werden weiterhin auf Anfrage angeboten. Info: Telefon 06525/933930, Internet: www.teufelsschlucht.de.

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