Wilhelm Busch aus Wißmannsdorf

WISSMANNSDORF. (mws) Gleich kistenweise sind bei einer Haushaltsauflösung Bücher mit Werken des Dichters Josef Jutz (1921 bis 1992) aus Wißmannsdorf aufgetaucht. Sein Schwager Rudolf Leisen hat sie gefunden und verschenkt sie nun.

In Kartons haben sie Jahrzehnte lang in seinem Keller geschlummert, die Bücher des verstorbenen Schriftstellers Josef Jutz. "Wir wussten schon, dass da noch welche sind", sagt sein Schwager und Nachbar Rudolf Leisen. Dass gleich mehrere Hundert Exemplare in den Regalen im Untergeschoss lagerten, fand Leisen jedoch erst heraus, als die Witwe des Dichters im Herbst 2003 starb und er deren Haushalt auflöste. Josef Jutz wurde am 7. März 1921 in Wißmannsdorf geboren. Als drittes von neun Kindern lebte er mehrere Jahre bei seiner Großmutter in Taben an der Saar, bevor er in Wißmannsdorf die Volksschule besuchte. Nach seinem Abitur an der Höheren Landwirtschaftsschule Bitburg wurde Jutz zum Arbeitsdienst und schließlich zum Militär einberufen. Der Zweite Weltkrieg. Der Wißmannsdorfer - zuletzt als Leutnant an der Front - wurde im Herbst 1944 in Russland schwer verwundet: Bei einem Panzer-Angriff verlor er sein rechtes Bein. Im Lazarett im thüringischen Eichsfeld lernte der Eifeler seine spätere Ehefrau, Gerda Dirk, kennen. "Sie hat dort als Chefarzt-Sekretärin gearbeitet", erzählt Jutz' Schwester Johanna Leisen. Eichsfeld sollte eine zweite Heimat für den Wißmannsdorfer werden. Gemeinsam mit Ehefrau Gerda führte er eine Gaststätte im nahegelegenen Dorf Niederorschel.Bankkarriere in der Heimat

Doch das Glück währte nicht lange. Rudolf Leisen erinnert sich: "Er war ja alles andere als sozialistisch eingestellt." So musste Jutz im August 1956 aus politischen Gründen über Nacht die damalige DDR verlassen. In seinem Geburtsort übernahm er ein Jahr später als Geschäftsführer die damalige Raiffeisenkasse Wißmannsdorf. Nach deren Fusion mit der Raiffeisenbank Biersdorf wurde Josef Jutz 1978 ehrenamtliches Vorstandsmitglied. In seiner Freizeit schrieb Jutz Gedichte im Stil Wilhelm Buschs. Viele Erlebnisse hielt er in humoristischer Form für die Nachwelt fest. "Er sagte immer, er habe sein Schreibtalent von unserer Tante aus Brauweiler bei Köln", erinnert sich Johanna Leisen, "sie war Zeitungsredakteurin". In zwei Bänden "Menschen - Tiere - Nostalgie", die 1986 und 1987 im Trierer Paulinus-Verlag erschienen, sind die meisten Werke von Josef Jutz zusammengefasst. Seit Anfang der 80er Jahre waren sie auch regelmäßig im Heimatkalender Bitburg-Prüm zu lesen. "Er war ein wertvoller Mitarbeiter", sagt Herausgeber Peter Neu: "Wir waren alle geschockt, als wir von seinem Tod erfahren haben." Josef Jutz starb plötzlich am 16. Mai 1992. "Mittags hatte er noch bei uns gegessen", berichtet Johanna Leisen, "am Abend fanden mein Mann und ich ihn dann tot in seinem Sessel vor dem Fernseher - es muss ein Herzschlag gewesen sein." Josef Jutz' Gedichtbände "Menschen - Tiere - Nostalgie", illustriert von Boy Gliesmann und Richard Schabo, sind kostenlos erhältlich bei Rudolf Leisen, Wißmannsdorf, Telefon 06527/492.

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