Wind, Schlamm und Schwimmbad-Streit

Bitburg · 20 000 Kilometer fährt Bürgermeister Josef Junk im Jahr durch "seine" Verbandsgemeinde Bitburg-Land. Er ist gerne vor Ort bei den Leuten. Mit dem TV steuert er zu Themen, die für ihn im zweiten Halbjahr wichtig sind: vom Stausee Biersdorf bis nach Oberweis, wo ihm ein Streit Kopfzerbrechen bereitet.

Bitburg. "Ach, wir könnten tagelang durchs Bitburger Land fahren, so viele Themen gibt es", sagt Josef Junk und startet den Wagen.
Ob er als Erstes einen Abstecher nach Kyllburg macht? "Nein, nein", sagt Junk, "ich will ja nicht in fremdem Gebiet wildern." Dennoch: Die Kommunalreform und die geplante Fusion mit der Verbandsgemeinde (VG) Kyllburg beschäftigen ihn annähernd jeden Tag: "Ich hoffe, dass die Ortsgemeinden zustimmen", sagt Junk. Informationssitzungen für die Räte der 51 Gemeinden in Bitburg-Land seien für den 15. und 16. August geplant - und zwar in Biersdorf. Der Ort, den Junk auch zuerst ansteuert.
Wenn der Bürgermeister auf den Stausee blickt, denkt er weniger an Tretboote, sondern an Schlamm. Schlamm, der mit Schwermetallen belastet ist, 2005 aus dem See gebaggert wurde und seither in einem Zwischenlager liegt, das nun für rund 250 000 Euro geräumt wird. "Wir müssen Platz schaffen, da wir den See vielleicht schon nächstes Jahr wieder säubern müssen", sagt Junk, den es freuen würde, wenn das Wetter zum Stauseefest am ersten Augustwochenende mal freundlich wäre: "Das ist doch traurig, wenn jedes Fest ins Wasser fällt."
Aber Wasser ist in Bitburg-Land auch bei strahlendem Sonnenschein Thema. Genauer gesagt: das Abwasser. Mehr als 85 Millionen Euro wurden in drei Jahrzehnten in den Bau von Kläranlagen und Kanälen investiert. Ein Mammutprojekt. "Die Wasserqualität unserer Flüsse hat sich deutlich verbessert", sagt Junk, für den sich das auch aus einem anderen Grund rechnet: "Wenn Kanäle und Straßen erneuert werden, ist das Initialzündung für eine Verschönerung des gesamten Ortes."
Ein Beispiel dafür ist Stockem, wo die Arbeiten kürzlich abgeschlossen wurden. Es war der letzte Ort der VG, der an eine mechanisch-biologische Kläranlage angeschlossen wurde. "Jetzt bekommen noch rund 50 Einzelhöfe Kleinkläranlagen, dann haben wir unser Abwasserkonzept umgesetzt", sagt Junk.
Während er durch die grüne Hügellandschaft fährt, ein Milan über eine Obstwiese fliegt und sich zwischendurch sogar mal die Sonne blicken lässt, sagt Junk: "Ich kann verstehen, dass hier viele gerne Urlaub machen."
Die Sache mit den Störchen


Um den Tourismus zu fördern, aber auch, um Einheimischen die Schönheit ihrer Heimat zu erschließen, baut die VG Radwege aus. Für knapp 490 000 Euro wurde ein drei Kilometer langes Verbindungsstück des Nimstalradwegs von Bickendorf nach Seffern gebaut. Zudem ist ein rund zweieinhalb Kilometer langes Verbindungsstück des Enztalradwegs von Enzen nach Schankweiler geplant. "Da haben wohl Schwarzstörche eine Futterstelle, weshalb wir das in Einklang mit dem Naturschutz bringen müssen", sagt Junk, den es freut, dass es im Rahmen einer Flurbereinigung gelungen ist, eine Radwege-Verbindung vom Flugplatz Bitburg über Scharfbillig und Sülm nach Welschbillig zu schaffen. "Da wurden vorrangig vorhandene Wirtschaftswege genutzt, jetzt fehlt nur noch die Beschilderung", sagt Junk, der auch selbst gerne Rad fährt: "Wenn ich Zeit habe." Aber die Zeit hat er kaum.
Letzte Frist bis Ende Juli


Mehr als 20 000 Autokilometer fährt er im Jahr durch "seine" VG, in der es nach der Sommerpause mit Wind und Wetter weitergeht. 59 Windkraftanlagen gibt es - und mit der anstehenden Änderung des Flächennutzungsplans könnten es mehr werden. "Wir sollten uns auf einige Standorte konzentrieren und einen Ausgleich für Gemeinden schaffen, die nicht zum Zug kommen", sagt Junk beim Anblick eines Windrads bei Brimingen. Er will Wildwuchs vermeiden: "Aber da gilt es, viele Interessen abzugleichen. Das wird noch Arbeit."
Auf dem Rückweg hält Junk in Oberweis. Es regnet wieder. "Uns steht das Wasser bis zum Hals. Wir können uns das Schwimmbad nicht mehr leisten", sagt Junk. 200 000 Euro Verluste macht die Freizeitanlage allein in diesem Jahr. Verluste, die die VG ausgleichen muss. Nun hat der Verbandsgemeinderat beschlossen, das Schwimmbad samt Campingplatz an den Pächter zu verkaufen. Die Ortsgemeinde fürchtet aber den Verlust des Sportplatzes, der mitten in dem Gelände liegt. Mehr als 50 Gespräche hat der Bürgermeister inzwischen wegen des Dauerstreits in Oberweis geführt. Weitere werden wohl noch folgen.
Noch steht eine Zusage der Ortsgemeinde aus, dass der Käufer Flächen der Gemeinde als Stellplatz nutzen darf. Ende Juli läuft die Frist für die Ortsgemeinde ab. Junk, dem das Thema inzwischen Kopfzerbrechen bereitet, sagt: "Ich hoffe, dass wir uns bis dahin endlich einigen."

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