Windkraft-Gegner machen sich Luft

Sellerich/Auw · Die Bürgerinitiative "Gegenwind Schneifel" will neue Rotoren rund um den Schwarzen Mann verhindern. Warum, das erklärten die Akteure bei einer öffentlichen Pressekonferenz im Blockhaus am Wintersportgebiet.

Sellerich/Auw. Windräder am Schwarzen Mann? Für Walter Blum aus Schlausenbach ist die Sache klar: "Wenn hier nur eins hinkommt, dann ist die Schneifel im Arsch." Das sagt er am Ende der zwei Stunden, in denen Vertreter der Initiative "Gegenwind Schneifel" noch einmal dargelegt haben, warum sie, so hieß es in der Einladung, den "Megawatt-Westwall" verhindern wollen.Walter Blum, der auch sagt, dass er von Schlausenbach aus kaum noch irgendwo hinspazieren könne, ohne Windräder zu sehen, muss wahrscheinlich nicht von der Initiative überzeugt werden. Deren Vertreter auf dem Podium - vor rund 60 Zuhörern - noch einmal betonen, dass sie auch nicht grundsätzlich dagegen seien. Nur eben am Schneifelrücken: Weil er "ein sehr sensibles Gebiet" sei, sagt Kurt Thomas, der als personifizierter Schwarzer Mann dort auch als Gästeführer arbeitet. Thomas beschwört die Gefahren für den Wasserhaushalt herauf, falls große Flächen für die Anlagen versiegelt und verdichtet würden. Den Schieferboden, erläutert Wolfgang Kiebert, müsse man sich vorstellen "wie einen Schwamm" - verdichte man den Boden, sei das auch durch einen späteren Rückbau nicht mehr auszugleichen. Um die Folgen für die Fauna darzulegen, haben sich die Akteure Karl Fischer von der Greifvogelwarte Hellenthal dazugeholt. Der erkärt, wie fatal es für die Tiere sein kann, wenn sie in die Nähe der Rotoren kommen: Dass ein Vogel da regelrecht in Trance gerate und nicht mehr registriere, in welcher Gefahr er sich befinde. Oder dass wegen des Unterdrucks, den die Räder erzeugen, die Lungenbläschen der Vögel platzen können. Aus der Diskussion um den genauen Standort hält sich Fischer heraus - es gehe nicht ohne Windkraft, sagt er. Aber wenn, dann sollten die Anlagen "so eng wie möglich stehen".Wo sollen sie denn nur hin?

Aber wo denn, fragt Moderator Volker Roters dann Peter Eichten, Ortsbürgermeister von Auw und ebenfalls Gegner der Rotoren am Schwarzen Mann. Da bekenne er offen, sagt Eichten, dass er auch aus Eigennutz gerne Anlagen auf Auwer Grund hätte, zum Beispiel rund um Laudesfeld. Grundsätzlich gelte: "Es gibt an der Peripherie genug Flächen, die nicht so empfindlich sind wie der Schwarze Mann."Außerdem sagen die Vertreter der Initiative, dass die vorgegebenen "mindestens zwei Prozent der Landesfläche" für Windkraft nicht mehr bindend seien: Auf Anfrage beim Eifeler SPD-Landtagsabgeordneten Nico Steinbach sei bestätigt worden, dass es sich dabei nur noch um einen Grundsatz handele, "der als Orientierung für die Planung der Gemeinden dient". Peter Eichten erwähnt noch eine Sorge: Dass die Dörfer ausbluten, wenn die Rotoren kommen. Zwar seien durch den Solidarpakt, den die Verbandsgemeinde (VG) Prüm mit Gemeinden und Flächenbesitzern geschlossen habe, "nicht unerhebliche Einkünfte" zu erwarten. Zudem soll das Geld dazu dienen, die VG-Umlage zu senken. Aber es drohe ein massiver Immobilien-Wertverlust - so verscheuche man seine Bürger.In der anschließenden offenen Fragerunde meldet sich auch Alfons Fuchs, Landwirt und Jäger aus Habscheid: Die geplanten, 230 Meter hohen Anlagen sehe man zwar aus viel größerer Ferne. "Aber die sind wesentlich umweltfreundlicher." Zumal die Rotoren sich nicht so hektisch drehten wie bei kleineren Anlagen. Fuchs erzählt im Anschluss von einem Gespräch, dass er kürzlich geführt hat: "Ich wohne am Radweg. Und vor ein paar Tagen hat mir da ein 70-Jähriger gesagt: Wenn er die Windräder sieht, denkt er, dass seine Enkel einmal auf Atomkraft verzichten können. Und so denke ich auch."Ans Denken kommen auch die Vertreter des VG-Rats, die bei der Runde dabei sind: Barbara Hiltawski von der SPD-Fraktion stellt fest, dass das mit der Bodenversiegelung und dem Wasser bisher noch nicht so klar im Rat diskutiert worden sei. Für Erich Reichertz (FWG) bleibt das Thema problematisch und auch in seiner Fraktion umstritten, Aber man müsse nun einmal Flächen vorgeben. "Sonst haben wir Wildwuchs." Jürgen Krämer (FDP) wiederum hat nichts Neues erfahren: Der Informationsgehalt der Konferenz sei "doch sehr überschaubar" gewesen. Meinung

Ehrliche SacheSchauen wir nach Hallschlag oder Ormont: Von dort kann man, je nach Position, rund 100 Windräder sehen. Von einem Exodus der Bürger ist aber bisher nichts bekannt. Davon abgesehen hat sich die Bürgerinitiative am Dienstag daran gehalten, weitgehend sachlich zu informieren und Antworten zu geben. Und Peter Eichtens Offenheit bei der Frage nach Standorten in seiner Gemeinde ist begrüßenswert. Ehrlich währt am längsten. f.linden@volksfreund.de

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