Wippendes Schaf, vibrierende Bässe

DAUN. Volles Forum zum Benefizkonzert für den Verein zur Förderung der Jugendarbeit: Hoher musikalischer Besuch aus München brachte Blues, Rock'n'Roll, Ragtime und Zydeco vom Feinsten auf die Bühne. Zum Schluss gab es stehende Ovationen für die sechs Ausnahmemusiker.

Eher ungewöhnlich begann das Konzert mit einem den Takt vorgebenden Landrat Heinz Onnertz und einer Gesangseinlage des Publikums. Denn Christian Willisohn - mit einigen Auftritten seit Jahren den Daunern ans Herz gewachsen - hatte am Tag zuvor Geburtstag. Es gab Sekt, eine rote Rose und natürlich ein "Happy birthday"-Ständchen für den Münchner mit dem "schwarzen" Gefühl. Vieles war den Willisohn-Fans von seinen früheren Auftritten in der Eifel vertraut: das mit dem Kopf wackelnde und als Klavierhocker dienende Schaf, die atemberaubende Schnelligkeit und rhythmische Faszination des Spiels, in dem Willisohn dem Flügel die gesamte Tonfülle von vibrierenden Bässen bis zu höchsten Trillern entlockte, und die Wortspiele mit dem Namen der Stadt "from Daun to Mississippi". Ein Heimspiel für einen furiosen Künstler, der sich die Musik selbst beibrachte, auf internationalen Festivals zu Hause ist und bei jedem Auftritt beweist, wie viel "Rhythm & Blues" nicht nur mit technischer Perfektion zu tun hat, sondern vor allem mit Gefühl. Willisohns Interpretationen etwa des "Basin Street Blues" oder von "Waltzing Mathilda" waren den meisten im Publikum so vertraut, dass sie mitsingen konnten - und doch aufs Neue mitreißend. Der Verein zur Förderung der Jugendarbeit, dem das komplette Eintrittsgeld zu Gute kommt, war mit der Einladung an das Geburtstagskind auf der sicheren Seite für das Ansinnen, Jugendlichen Gutes zu tun. Die Kreissparkasse Daun hatte die Gagen übernommen. Willisohn hatte mit der Ludwig Seuss Band musikalisch hochkarätige Gäste mitgebracht, die im zweiten Teil des Konzerts die Herzen des Publikums mit purem Rock'n'Roll und Zydeco eroberten, der lebensfrohen Musik mit französischen und afroamerikanischen Wurzeln rund um New Orleans."Volksmusik" der ganz anderen Art

Seuss, Akkordeonspieler und Pianist, gehört zum festen Stamm der Spider Murphy Gang. Gemeinsam mit dem rhythmischen und stimmlichen Schwergewicht Dr. Will, dem Gitarristen Titus Vollmer, Tom Peschel am Bass und Peter Kraus am Schlagzeug, fegte er jede Form von Schwermut aus dem Forum. Das irrwitzige Tempo dieser ganz anderen Art von "Volksmusik" machte nur eines schwer: das Sitzenbleiben. Während die Akteure auf der Bühne ihr Temperament mit schweißtreibendem Stampfen ausdrückten, beließ es das Publikum zwangsläufig beim Klatschen und Fuß-Wippen. Hinter allen Stuhlreihen jedoch legte der zum Zuschauer verwandelte Willisohn gemeinsam mit einigen jungen Leuten einen Tanz auf das nicht vorhandene Parkett. Die frenetisch geforderte Zugabe absolvierten dann alle sechs Künstler gemeinsam. Das Fazit des Dauner Konzerts bestätigt ein Lob des Kritikers vom Münchner Merkur angesichts solcher Südstaaten-Musikalität: "Besser geht's nicht!"

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort