"Wir müssen deutlich runter"

JÜNKERATH. Ein Dorf, ein Haus, zwei Pläne: Die Kommunalaufsicht hat den Bau eines Dorfgemeinschaftshauses (DGH) am Postplatz abgeschmettert – zu teuer. Jetzt wird abgespeckt. Zugleich sammelt Bürger Dieter Klaus Stimmen für ein ähnliches Projekt am Bahnhof.

Ein Rat unter dicksten Freunden ist das nicht direkt: "Der Dieter soll den Bahnhof kaufen", sagt Ortsbürgermeister Rainer Helfen (CDU) lakonisch. Er meint seinen Mitbürger Dieter Klaus, Sozialdemokrat, früheres Ratsmitglied und immer noch im Bauausschuss der Gemeinde. Denn während diese ein DGH am Postplatz plant, hält Klaus mit einem Kulturzentrum am Bahnhof dagegen. Den Bahnhof kaufen? Schön wär's - denn nur wenn sich ein privater Investor fände, sagt der Bürgermeister, würde auch er das Projekt unterstützen. Nur wolle sich die Bahn erst ab 2009 vom Gebäude trennen. Helfen aber will kommendes Jahr mit dem DGH-Neubau loslegen. Für das Vorhaben von Dieter Klaus müsste nicht gebaut werden. Seine Idee: Aus dem denkmalgeschützten Bahnhof ein DGH zu machen (der TV berichtete), mit Café und Raum für gut 120 Personen. Das würde die Ortsmitte beleben - zumal Klaus auch für das Umfeld noch Ideen hat: Biergarten, Boule-Spielplatz, Park & Ride-Anlage. Derzeit aber liegt dort fast alles brach - Reisende, die am Bahnhof aussteigen, blicken auf tote Gleise, eine gruselige Unterführung und leer stehende Geschäfte. Klaus: "Wenn du das Elend jeden Tag siehst, kannst du es nicht ertragen. Und die Leute, die vom Kylltal-Radweg am Bahnhof ankommen, rauschen alle durch." Platz wäre vorhanden, denn die Gemeinde besitzt in direkter Nachbarschaft rund 25 000 Quadratmeter Fläche. Die Jünkerather haben sogar noch mehr: echtes eigenes Geld - die Erbschaft eines verstorbenen Mitbürgers, der rund 300 000 Euro für ein solches Projekt hinterließ. Doch bislang rannte Dieter Klaus damit gegen die kommunalpolitische Wand. Jetzt erhält er Unterstützung von mehreren hundert Mitbürgern: Sie alle unterschrieben seinen Aufruf, die Option am Bahnhof erneut zu prüfen. "Das ist keine parteipolitische Sache", stellt er klar. "Die ersten, die unterschrieben haben, waren CDU-Leute. Das geht querbeet." Und just in der Vorwoche dann die Nachricht, dass die Kommunalaufsicht den DGH-Plan am Postplatz gestoppt hat: Zu teuer. "Wir müssen deutlich mit den Kosten runter", bekennt Rainer Helfen. 1,2 Millionen Euro - das sei den Daunern zu viel gewesen. Jetzt verzichte man auf die geräumige Unterkellerung und weiteren Luxus. Bis Jahresmitte soll der neue Plan vorliegen. Wasser auf Klaus' Ideen-Mühle? Nein, sagt Helfen: Einen anderen Weg zum DGH sieht er nicht. "Der Kreis steckt kein Geld in den Bahnhof." Und deshalb werde auch nur das Vorhaben am Postplatz gefördert. "Da beißt die Maus keinen Faden ab." "Dafür gibt es andere Töpfe"

Zumal man auch am Bahnhof viel Geld ausgeben müsse: "Das Dach ist kaputt - und wie die Bausubstanz wirklich aussieht, weiß keiner. Da laufen uns die Zahlen weg, bevor wir sie überhaupt kennen." Zudem komme in den nächsten Jahren viel auf die Gemeinde zu: Zwei Brücken müssen erneuert werden, die Gewerkschaftsstraße ebenfalls, und derzeit wird an der Friedhofs-Erweiterung gebaut. Helfen rechnet mit Kosten von gut zwei Millionen Euro. Trotzdem: Dieter Klaus kämpft weiter für seinen Kulturbahnhof. Direkt gegenüber, im leer stehenden Modehaus Ley, hat er ein Plakat aufgehängt - damit jeder sehen kann, was aus dem Bahnhof werden könnte. Und auch von fehlender Förderung will er nichts wissen: "Dafür gibt es andere Töpfe. Und die neue Regierung unterstützt eher den Erhalt alter Substanz als die Errichtung neuer Gebäude. Und bei denkmalgeschützten Bauten ist die Förderung noch höher als bei neuen."

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