"Wir sind unglaublich dankbar"
Prüm · Viele Einrichtungen unterstützen Flüchtlinge bei ihrem Neustart in der Eifel. Drei Männer aus der Siedlung "Am Stadtwald" überlegen nun, wie sie den Kontakt zu den Einheimischen intensivieren können - das tun sie auch, um für die Aufnahme in Deutschland zu danken.
Prüm. Ein fremdes Land, eine unbekannte Gesellschaft und viele ungewohnte Gepflogenheiten: Flüchtlinge werden in der Eifel zwar von einer von vielen Hilfseinrichtungen bei der Bewältigung ihres Alltags unterstützt, ein Kinderspiel ist der Neustart allerdings nicht. "Die ersten Schritte wurden von sehr vielen tollen und netten Eifelern ehrenamtlich begleitet, die Mitarbeiter der Verbandsgemeinde helfen uns, wo es nur geht. Doch wirklich angekommen ist man erst, wenn man mit den Menschen, die hier groß geworden sind, regelmäßig und eng in Kontakt steht und auch ihre Sprache beherrscht", sagt Hadi Albahra (28), der sich dabei mit Englisch und Deutsch zugleich behilft.Vor etwas mehr als neun Monaten erreichte der diplomierte Elektrotechniker die Eifel. Erst vor wenigen Tagen wurde der Syrer als Asylsuchender anerkannt. "Eine unglaubliche Erleichterung. Die Anerkennung ist da, ich spreche immer besser Deutsch und ich habe das Gefühl, dass es jetzt richtig losgehen kann", sagt er. Allein zwei Fragen trieben ihn weiter um - wie auch seine Freunde Asem Alsaleh und Saher Alashraf und er vermutet, auch viele andere Bewohner der Siedlung "Am Stadtwald": "Wir sind unglaublich dankbar für die offene und herzliche Art, mit der wir hier aufgenommen wurden. Doch wie können wir noch engeren Kontakt zu den Eifelern bekommen, und wie können wir ihnen für Gastfreundschaft und Hilfe danken?" In der Verbandsgemeinde Prüm leben derzeit 214 Asylantragsteller, allein 104 von ihnen wohnen in den Häusern am Stadtwald.Besonders das zweiwöchentliche Café International in der Evangelischen Freikirchlichen Gemeinde sei für sie eine wichtige und lieb gewonnene Anlaufstelle, sagt Alsaleh. Albahra ergänzt: "Dort treffen wir uns sowohl untereinander, aber eben auch mit vielen interessierten und engagierten Eifelern - leider aber eben nur alle zwei Wochen." Auch wenn die Begegnungen sehr herzlich seien, oft blieben sie nur flüchtig. Stabile Freundschaften und tieferes Vertrauen aufzubauen sei so nicht leicht, sagt Albahra. Schreckliche Erlebnisse
Irmgard Busch, Mitorganisatorin des Cafés International, sieht es ähnlich: "Es ist nicht einfach. Man trifft sich, hilft, aber traut sich oft nicht, nach wirklich persönlichen Dingen zu fragen. Uns wohnt vielleicht eine gewisse Scheu inne. Nicht jeder weiß, wie er auf die Menschen, die hier bei uns Sicherheit suchen und meist schreckliche Dinge erlebt haben, zugehen soll." Es gebe schließlich auch viele Unsicherheiten: "Darf man fragen, wie sie hier hingekommen sind? Darf man sie einfach ansprechen und nach ihren Erlebnissen fragen?" Natürlich sei es nicht immer leicht, über solche Dinge zu sprechen, sagt Albarah, aber tabu dürfe es nicht sein. "Ich komme aus Damaskus und habe dort wie viele andere Menschen mein ganz normales Leben gelebt - so lange, bis alles eskalierte." Er habe vor der Wahl gestanden, selber irgendwann getötet zu werden oder jemanden zu töten: "Wir hatten keine Zukunft mehr." So etwas und auch von den Erlebnissen auf der einmonatigen Flucht erzähle man ja kaum nebenbei beim flüchtigen Kennenlernen. Genau deswegen überlegen die Männer nun, aus dem neutralen Raum der "Hilfseinrichtungen" hinauszugehen und ihre Helfer, Unterstützer und Neugierige kurzerhand in die Siedlung Am Stadtwald einzuladen. "Wir wissen noch nicht richtig, wie wir das machen sollen, wie wir die Leute erreichen können", sagt Albahra. Er sei sich aber sicher, dass diese Art von Kennenlernen der richtige Weg sei. Denkbar wären sowohl kleine eher private Treffen in ihrer Wohnung, aber auch etwas Ähnliches wie ein Straßenfest oder ein gemeinsames Grillen. "Wenn jemand Ideen hat oder uns besuchen möchte, soll er sich gerne melden", sagt Albahra. Wer Kontakt mit den Männern aufnehmen möchte, um sie zu besuchen oder bei der Organisation eines Treffens zu helfen, kann sich bei Irmgard Busch unter Telefon 0170/4821497 melden oder bei Hadi Albahra unter Telefon 0157/79875130.Meinung
Starkes SignalAndernorts wird gehetzt, in der Eifel wird gemacht: Viele unterstützen Flüchtlinge beim Neustart, versuchen sie so gut und schnell es geht in ihren Kreisen aufzunehmen. Richtig so. Für Integration sind nämlich nicht nur die "Neuen" verantwortlich. Stellen sich die Einheimischen quer, kann sie kaum gelingen. Dass es bei uns gut läuft, merken die "Gäste" und versuchen etwas zurückzugeben - ein Signal gegen alle, die Asylbewerber pauschal unter Verdacht stellen. eifel@volksfreund.de