"Wir werden auch 2004 wachsen"

PRONSFELD. Die Milch-Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld (Kreis Bitburg-Prüm) fährt weiter auf Wachstumskurs. Die abgesetzten Verpackungseinheiten haben 2003 erstmals die Milliarden-Marke überstiegen. Zur EU-Agrarreform, zu Milchpreisen und zur Unternehmensphilosophie äußert sich Muh-Geschäftsführer Rainer Sievers im TV -Interview.

Herr Sievers, Sie sind Schleswig-Holsteiner. Haben Sie von Ihrer Heimat her eine besondere Beziehung zur Landwirtschaft oder zum Molkereiwesen? Sievers: Ja. Ich bin in der vierten Generation in der Molkerei tätig. Insofern ist mir das in die Wiege gelegt worden. Ich bin auch nicht in einem Krankenhaus, sondern in einer Meierei geboren worden. Mein Vater war Geschäftsführer einer Meierei. Und Sie sind inzwischen ein überaus erfolgreicher Manager! Sievers: Das mögen andere bewerten. Gut, wir sind im Moment nicht ganz unzufrieden. Wie kann sich denn die rheinland-pfälzische Molkereiwirtschaft in Zeiten der Globalisierung auf dem Markt behaupten? Sievers: Dadurch, dass sie sich strukturell in Rheinland-Pfalz sehr gut aufgestellt hat. Wir als Milch-Union haben eine hervorragende Standort-Situation. In Pronsfeld werden fast 900 Millionen Liter Milch pro Jahr verarbeitet. Das sind Voraussetzungen, um die Herausforderungen zu bewältigen. Standort, Kostenfrage, Konzentration, Beschränken auf das Kerngeschäft - das sollte auch künftig konsequent weiter entwickelt werden. Was denken Sie, wenn Sie den Begriff EU-Agrarreform hören? Sievers: Ich sehe Herausforderungen für die Milchwirtschaft aber auch für die Landwirtschaft im Zuge der Erweiterung der zehn neuen Beitrittsländer. Das heißt: Wir werden es mit einem erheblichen Strukturwandel zu tun bekommen, der gegebenenfalls schmerzliche Einschnitte nach sich ziehen wird. Wie lange ist die Milchwirtschaft in Deutschland denn noch wettbewerbsfähig? Sievers: Sie ist zurzeit zweifellos wettbewerbsfähig. Es kommt darauf an, mit welchen Ländern man sich vergleicht. Nur, der Strukturwandel geht rasend schnell. Was bedeutet das Ganze für die Preisentwicklung? Sievers: Die Preise werden tendenziell zurückgehen. Wir versuchen alles, das zu vermeiden. Aber: Es wird zwischen den neuen Betrittsländern und den alten EU-Ländern eine Anpassung der Milchpreise geben auf einem für uns vermutlich niedrigeren Niveau. Trinken Sie eigentlich selbst Milch? Sievers: Ich bin leidenschaftlicher Milch-Trinker. Mindestens einen halben Liter pro Tag. H-Milch oder Frisch-Milch? Sievers: Selbstverständlich unser Produkt, Muh-H-Milch. Ich fühle mich auch im Moment außerordentlich gesund! Wie ist es mit Joghurt? Sievers: Joghurt esse ich jeden Tag. Zum Frühstück. Welche Marke? Sievers: Da wir selbst keinen Joghurt herstellen, nehme ich einen unserer Mitbewerber. Die Marke möchte ich nicht verraten. Auch schon mal ‘ne Kuh gemolken? Sievers: Ja, auf dem Prümer Sommer einen Gummi-Euter beim Melk-Wettbewerb. Allerdings mit relativ wenig Erfolg. Es ist nicht mein Ding. Muss es ja wohl auch nicht sein. Trotzdem geht die Bilanz der Muh beim Lesen runter wie Sahne: 2700 Lieferanten, 545 Beschäftigte, 842 Millionen Kilogramm verarbeitete Milchmenge im Jahr 2003, Jahresumsatz rund 430 Millionen Euro. Das sind überzeugende Zahlen! Sievers: Ja. Wir sind mit dem Geschäftsjahr 2003 angesichts der Rahmenbedingungen außerordentlich zufrieden. Wie lange können Sie noch auf Wachstumskurs bleiben? Sievers: Wir werden auch 2004 weiter wachsen. Aber - wie bisher - kontrolliert. Ihre Kollegen aus Thalfang haben Bärenmarke und Glücksklee kassiert. Ist eine Übernahme auch für die Muh ein Thema? Sievers: Nein. Das passt nicht zu uns. Wir sind Handelsmarkenhersteller und auf das Markengeschäft nicht ausgerichtet. Wie sieht es denn mit dem aktuellen Milchpreis für die Bauern aus? Ich kenne einen Ostfriesen, der würde Ihnen die Milch in goldenen Kannen liefern Sievers: Ich habe zu einigen ostfriesischen Landwirten ganz guten Kontakt. Es ist mir schon signalisiert worden, dass - wenn es denn ginge - eine Pipeline zu uns gelegt würde. Gut, das ist natürlich übertrieben. Sicher ist: Der Milchpreis wird dieses Jahr unter Druck geraten. Das wird wohl nicht zu vermeiden sein, gilt aber wegen der EU-Agrarreform europaweit. Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass am Jahresende die Milch-Union im Verhältnis zum Bundesschnitt erneut einen wettbewerbsfähigen Preis zahlen wird. Mit Rainer Sievers sprach unser Redakteur Manfred Reuter.

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