"Wir würden die Bücher besser verschenken"
Bitburg · "Leihen leicht gemacht": So lautet das Motto, mit dem das Land im vergangenen Jahr die Schulbuchausleihe an Grundschulen eingeführt hat. Ganz so leicht wie vom Land angekündigt scheint es in der Praxis allerdings nicht zu laufen. Das hat sich bei der Sitzung des Schulträgerausschusses Bitburg-Land gezeigt.
Bitburg. Wäre der Ausschuss für Schulen, Jugend und Soziales eine Schulklasse, dann an diesem Tag wohl am ehesten ein Griechisch-Leistungskurs. So dünn ist die Besetzung. Gerade mal vier Ausschussmitglieder - Beigeordnete und Angestellte der Verwaltung nicht mitgezählt - sind erschienen. Um beschlussfähig zu sein, müssten aber mindestens sechs von zehn da sein.
Für Josef Junk, Ausschussvorsitzender und Bürgermeister der VG Bitburg-Land, liegt das unter anderem daran, dass der Terminkalender der Gremien zum Jahresende hin immer besonders voll sei. Und nun noch voller wird. Denn für die Tagesordnungspunkte der Ausschusssitzung, für die eine Abstimmung notwendig ist - das betrifft den gesamten nichtöffentlichen Teil - muss nun ein neuer Termin gefunden werden.
Die Informationen zur Schulbuchausleihe, die ebenfalls auf der Tagesordnung stehen, gehören jedoch nicht dazu.
Zum Schuljahr 2012/2013 wurde sie landesweit an den Grundschulen eingeführt. Die Idee, die dahinter steckt, ist, Eltern finanziell zu entlasten. Im Grunde funktioniert das auch, nur das dafür jetzt die Belastung bei anderen liegt.
Wie der zuständige Abteilungsleiter der VG-Verwaltung, Ralph Schmitz, erklärt, sei die alte Regelung mit den Lehrmittelgutscheinen einfacher gewesen sein. Zumal es mit dem Verleihen der Bücher allein nicht getan sei. Schließlich müssten diese nach der Rückgabe auf eventuelle Beschädigungen kontrolliert werden, erklärt Schmitz. Bislang seien in 21 Fällen an Eltern Schadenersatzforderungen gestellt worden.
Insgesamt habe die Schulbuchausleihe im vergangenen Jahr 5790 Euro gekostet, und das vor allem durch den Personalaufwand, sagt der Abteilungsleiter. Er rechnet für das laufende Jahr mit 10 000 Euro rechnet. "So ein Riesenrenner ist das nicht", resümiert er. Zumal von den 620 Schülern in Bitburg-Land in diesem Schuljahr auch nur 129 (2012/2013: 141) teilnehmen.
Das Ganze sei sicher sinnvoll für weiterführende Schulen, da es dort um große Summen gehe, sagt Ausschussmitglied Reinhard Becker. Doch für die Grundschulen sei die Ausleihe eher ungeeignet. "Die ganzen Arbeitshefte, in die hineingeschrieben wird, können ohnehin nicht wieder verwendet werden", sagt Becker, der Lehrer an der Grundschule in Dudeldorf ist. Und für die paar wenigen Bücher, die dann noch übrig blieben, lohne sich der Aufwand nicht. Auch für Ausschussmitglied Alfred Begon steht der Aufwand in einem gestörten Verhältnis zum Nutzen: "Bei Verwaltungskosten von knapp 80 Euro pro Kind würden wir die Bücher doch besser verschenken."Extra
Im Rahmen der Ausschusssitzung wurden die Mitglieder auch über den Stand des Französischunterrichts an Grundschulen informiert. Wie Ralph Schmitz erklärt, umfasst das Angebot des Volksbildungswerks, das 2006 eingeführt wurde, alle Schuljahre. Voraussetzung ist eine Mindestteilnehmerzahl von acht Kindern pro Kurs. Seit Beginn des Angebots ist die Teilnehmerzahl an allen Schulen von 270 auf 200 gesunken. Laut Schmitz hängt das damit zusammen, dass in Rittersdorf für die Ganztagsschüler ein eigenes Französisch-Angebot für die Klassen zwei bis vier geschaffen wurde. uhe