Wirbel um eine Fontäne

Mit einer Fontäne in der Kyll will Kyllburg seine Attraktivität steigern. Was Touristen erquicken soll, treibt den Anglerverband Eifel auf die Barrikaden. Denn die Maßnahme sei mit der angestrebten Renaturierung des Gewässers nicht vereinbar.

Kyllburg. Das Dilemma der Kyll wird folgendermaßen beschrieben: "Die Kyll ist geprägt durch eine hohe Dichte von Querbauwerken in den Haupt- und Nebengewässern, die die Vernetzung beeinträchtigen." So steht es in einer Bestandsaufnahme der Gewässer in Rheinland-Pfalz, die vom Ministerium für Umwelt und Forsten veröffentlicht wurde. In diesem Bericht werden der Kyll aufgrund der vielen Wanderhindernisse nur geringe Chancen eingeräumt, dass sich der einst so hervorragende Fischbestand wieder erholen könnte. Von einem guten Zustand, der bis 2015 bei allen Gewässern des Landes erreicht werden soll, ist die Kyll deshalb noch weit entfernt. Und mit einem Vorhaben, das derzeit in Kyllburg geplant ist, entfernt sie sich davon noch weiter. Auf Betreiben des alten Stadtrats und vor allem des ehemaligen Stadtbürgermeisters Winfried Müller soll in unmittelbarer Nähe der neuen Brücke eine Wasserfontäne errichtet werden. Der Antrag wurde von der Kreisverwaltung genehmigt. Im September soll laut Müller Baubeginn sein. Er freut sich auf die Fontäne, die für eine "Auflockerung und einen Aha-Effekt" sorgen soll.

Für Josef Bützer, Vorsitzender des Anglerverbands Eifel, hingegen, ist es "unverständlich, wie ein Bauwerk ohne jeglichen Nutzen aus vermeintlich optischen Gründen genehmigt werden konnte". Schließlich behindere die Fontäne mit ihrem Betonfundament die Durchgängigkeit der ohnehin schon verbauten Kyll noch mehr.

Darüber hinaus widerspreche es den Zielen, die sich der Eifelkreis erst vor wenigen Monaten selbst gesetzt habe. So hat der Kreis, gemeinsam mit weiteren Landkreisen und Kommunen, im Februar eine Erklärung verabschiedet, mit der die Renaturierung der Kyll vorangetrieben werden soll.

Dass trotzdem das Projekt in Kyllburg genehmigt wurde, begründet die Kreisverwaltung unter anderem damit, dass die Kyll in diesem Bereich sowieso "urban verplant" sei, da es bereits Brücken und an das Ufer angrenzende Gebäude gebe. Somit könne die schlechte Situation der Kyll durch einen weiteren Betonklotz ohnehin nicht weiter verschlechtert werden. Darüber hinaus müsse bei der Renaturierung auch der gesamtgesellschaftliche Aspekt berücksichtigt werden, erklärt die Verwaltung. "Denn der Mensch zählt auch dazu".

Dass der Mensch dazu zählt und deshalb berücksichtigt werden muss, ist für Bützer nachvollziehbar. Warum der Mensch jedoch eine Fontäne in der Kyll benötigt, das nicht. "Touristen kommen in die Eifel wegen der wunderschönen Landschaft und der schönen Bäche", sagt er. Und hierbei sei eine Fontäne absolut unpassend. "Vor allem mitten in der Kyll."

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