Wittlich, Altstadt, Abrissbagger

Wittlich · Ein paar Meter von Wittlichs Marktplatz entfernt graben sich Baggerschaufeln in altes Gemäuer und Scheunen. Die Abrissarbeiten rund um das frühere Gasthaus Kaienburg werden noch rund 14 Tage dauern. Manchem gefällt\'s.

Wittlich. "Auf einmal wird\'s Licht! Super, wenn jetzt noch die Sonne scheinen würde!" Das sagt Ernst Teusch. Seit 1959 wohnt er in der Oberstraße. Ein paar Meter weiter steht noch ein Teil des Gasthauses Kaienburg, das wie ein Teil des umliegenden Areals jetzt abgerissen wird (der TV berichtete). Abgerissen wurde auch Teuschs Schuppen. Er findet nicht nur Licht, sondern noch einen alten, gusseisernen Teewagen. Den will er wieder herrichten. Wieder gerichtet wird die Kaienburg nicht mehr.
Warum, kann man jetzt selbst sehen, oder man fragt mal die Arbeiter nach ihrer Meinung. "Alles marode. Feuchtigkeitsschäden ohne Ende!", sagt einer der drei Männer, die sich jetzt darum kümmern, dass die alten Mauern fallen, die noch ein bisschen was zu erzählen haben. Als der Bautrupp vor ein paar Tagen eine Wand einriss, blieb daneben die Theke nebst Schrank stehen. "Da hätte man ein Fass aufstellen und Freibier rufen können, und alle wären gekommen. Gläser wären ja auch noch genug dagewesen."
Und ein Unterschlupf. "In der Zwischendecke unter dem großen Saal lagen Matratzen. Da hat wohl ein Penner gewohnt. Das wusste keiner. Die Leute in der Nachbarschaft haben dann jetzt erzählt, dass sie manchmal einen alten Mann gesehen haben. Der war auch gestern da und hat ein Abschiedsfoto von seiner alten Bleibe gemacht", sagt Architekt Hans Krebs.
Abschied von der Kaienburg nehmen fällt auch anderen schwer. Im Stadtrat schlug Klaus Nummer, FDP, vor: "Das Sandsteingewände vom Tor ist etwas, das man eventuell erhalten und im Tor bei Freckmann einbauen könnte. Dann hätte man ein schönes Tor von 1806. Die Stadt müsste es nur vermitteln."
Bürgermeister Joachim Rodenkirch: "Das nehmen wir auf." Er verwies aber darauf, dass das eine Entscheidung der Eigentümer der Alten Posthalterei bleibe und womöglich nicht ginge. Hans Krebs hat gestern mit der Abbruchfirma über den Bogen gesprochen: "Ob wir den überhaupt retten können, ist absolut unklar."

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