Wittlicher Stadtrat stimmt Bauern zu: Keine neue Biogasanlage

Die 3,5-Millionen-Euro-Investition der Firma Juwi in eine dritte Biogas-Anlage im Wittlicher Tal hat der Stadtrat abgelehnt. Er folgt der Bitte der Bauern, die steigende Pachtpreise, einen Kampf um Flächen plus Maisschädlinge befürchtet hatten.

Wittlich. (sos) Viel Lob gab es im Stadtrat für das Konzept der Firma Juwi aus Wörrstadt: Ihre geplante Biogasanlage nahe Ideal-Standard sei durchdacht, habe ein überzeugendes Nahwärmekonzept. Dennoch hat der Rat einstimmig das 3,5-Millionen-Euro-Projekt abgelehnt. Denn es gibt schon zwei Anlagen in Altrich und Platten, mehr verkrafte das Gebiet nicht, so die Überzeugung. Der Stadtrat folgt der Argumentation der Bauern, aus deren Sicht drei Biogasanlagen im Wittlicher Tal zu viel sind: Die Landwirte befürchteten steigende Pachtpreise und einen verschärften Kampf um Flächen. Außerdem müsste noch mehr Mais angebaut werden, der für die Erzeugung von Biogas als sogenannte Energiepflanze benötigt wird. Mit dann künftig über 25 Prozent Maisanbau steige die Gefahr eines Schädlingsbefalls erheblich. Insbesondere vor dem Maiswurzelbohrer fürchtet man sich. Ihn nennt man auch "Eine-Milliarde-Dollar-Käfer", denn so hoch wird der jährliche Schaden in den USA beziffert, den das Insekt anrichtet (der TV berichtete).

Bürgermeister Joachim Rodenkirch sagte: "Die Biogasanlage passt eigentlich hervorragend von ihrem energetischen Konzept, aber nicht in einer engen Gemarkung wie Wittlich."

Für die SPD, die sich vor zwei Jahren mit einer Art Klimaschutz-Antrag für die Nutzung regenerativer Energien in Wittlich eingesetzt hatte, sagte Joachim Gerke: "Da fällt es schwer, Nein zu sagen. Das Vorhaben der Firma Juwi passt sehr gut. Schade ist, dass es erst jetzt kommt und dass es nicht als erstes da war." Er sagte: "Aus einer guten Idee wurde eine Industrie. Biogasanlagen sind wie Pilze aus dem Boden geschossen. Aber bei guten Böden ist die Substitution der Nahrungsmittelproduktion durch die Produktion von Rohstoffen für die Energieerzeugung kein gutes Ziel."

Grundsätzlich solle sich die Stadt aber den Weg offenhalten, Anlagen, die anderes Material benötigten wie Gülle oder auch geschreddertes Straßengrün, zuzulassen.

Dasselbe Ansinnen verfolgte der Bürgermeister. Denn zunächst stand im Beschlussvorschlag, man lehne nicht nur die Juwi-Anlage ab, sondern aus grundsätzlichen Erwägungen auch künftige Anträge anderer Betreiber auf dem Gebiet der Stadt Wittlich.

Da man nicht wisse, welche neuen Techniken in Zukunft zur Verfügung stünden, schränkte man den Beschluss ein: Das Nein des Stadtrates bezieht sich nun ausdrücklich auf "ähnliche Anlagen", sprich die, für die in Wittlich nachwachsende Rohstoffe wie Mais angebaut werden müssten.

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