Wo Betreuer weinen und Paare sich finden

Bitburg · Beim Folklore-Festival herrscht in Bitburg immer eine ganz besondere Stimmung, sagt man. Doch woher kommt diese Atmosphäre, und wie macht sie sich bemerkbar? Der TV hat sich auf Spurensuche begeben.

Bitburg. Es muss seine Gründe haben, warum das Bitburger Folklore-Festival seit beinahe 50 Jahren gefeiert wird. Jedes Jahr im Sommer tanzen zigtausend Einheimische und Besucher vier Tage miteinander. Der TV hat sich auf Spurensuche gemacht.
Im Haus der Jugend ist sozusagen Raubtierfütterung. Dort werden Hunderte Teilnehmer verpflegt. Von 7 bis 22 Uhr ist dort am Samstag Matthias Zunker von der Beberiger Kameradschaft im Dauereinsatz. Er ist seit 20 Jahren beim Folklore-Festival dabei. "Die Stimmung ist ganz besonders, weil wir so vielfältige Nationen hier haben." Und die stehen ab 17 Uhr Schlange am Abendbüfett. Die ersten sind die Schweden. Ingrid Nilson ist das erste Mal in Bitburg, war jedoch schon bei Festen in Litauen, England und Holland. Sie sagt: "Ich fühle mich so wohl hier. Die Leute kümmern sich so gut um uns." Spur eins und zwei: Multikulti und Wohlfühlfaktor.
Franz Olinger, ehrenamtlicher Gruppenbetreuer, war beim ersten Festival in den Sechzigern schon dabei. Er muss etwas über die besondere Stimmung wissen. "Die internationale Musik ist so besonders und die Besucher aus aller Welt", meint er. Außerdem koste das Festival keinen Eintritt. Spur drei und vier: Klangerlebnis und Kostenfaktor. Nur durch die vielen Helfer funktioniert das alles. Zwei davon sind Diana Reis und Tobias Braun. Sie betreuen die Serben und sind begeistert von ihrer Gruppe. "Die Chemie stimmt. Die sind so gut drauf", schwärmt Reis, die schon zum dritten Mal dabei ist. Und das Besondere? "Das ist eine ganz andere Welt in den vier Tagen. Das ist wie ein großer bunter Blumenstrauß voll verschiedener Kulturen." Braun sagt: "Einmal dabei, immer dabei. Man erliegt dem Charme des Festes." Das Geheimnis von Diana Reis: "Ich weine jedes Jahr, wenn meine Gruppe abfährt. Es ist schwer, in den normalen Alltag zurückzukommen." Spur fünf und sechs: ehrenamtlicher Einsatz und große Emotionen.
Auch in der Innenstadt vom alten Gymnasium bis in die Fußgängerzone herrscht von Donnerstag bis Montag Ausnahmezustand. Überall erklingt Musik. Stände versorgen die Besucher mit Getränken. Der Rummel lockt mit Fahrgeschäften auf den Bedaplatz. Spur sieben: Feierfaktor.
Kurz vor dem Einzug der Nationen am Samstag gibt es private Fotoshootings unter den Gruppen. In Bitburg treffen sich nicht nur Kulturen, sie schließen auch Freundschaften, und manchmal verlieren sie ihr Herz an einen Bitburger, wie Michaela Böhm vom Orgateam weiß: "Es gibt einige Bitburger Paare, die sich beim Folklore-Festival gefunden haben." Spur acht: Freundschafts- und Partnervermittlung.
"Für die Einheimischen ist vor allem der Montag ein riesengroßes Klassentreffen", sagt Böhm. Da treffe man Bekannte, die man seit Jahren nicht mehr gesehen habe. Spur neun: Treffpunkt für Einheimische. Bitburg glänzt schlussendlich europaweit. Letzte Spur: Werbungsfaktor.

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