Wo Drahtesel und Störche aufeinanderstoßen

Holsthum/Schankweiler · Der 46 Kilometer lange Enzradweg, der von Schönecken nach Holsthum führt, ist im nördlichen Bereich weitgehend ausgebaut. Am südlichen Ende gibt es noch Unstimmigkeiten wegen des Verlaufs. Erst hatte der Schwarzstorch den Planern einen Strich durch die Rechnung gemacht, nun können sich die Gemeinden Holsthum und Schankweiler nicht einigen, wo der Weg verlaufen soll.

Holsthum/Schankweiler. Der Chef des Landesbetriebs Mobilität (LBM) Gerolstein ist um Diplomatie bemüht. Deshalb drückt er sich auch sehr vorsichtig aus: Der LBM sei nach wie vor offen für jede Lösung, sagt Harald Enders, doch so langsam drohe die Beteiligung des Landes zu verfallen. "Wir sind dabei, den nächsten Landeshaushalt aufzustellen", sagt der LBM-Leiter, von daher sei es wichtig, sich möglichst bald auf einen Verlauf der Trasse zu einigen.
Es geht um den Enzradweg. Genau genommen um das südliche Stück zwischen Schankweiler und Holsthum. In Holsthum nämlich mündet die Enz in die Prüm. Das ist Fakt. Nur ist bislang noch nicht so ganz klar, von wo aus der nach der Enz benannte Radweg in Holsthum münden wird. Ginge es nach der ursprünglichen Planung, so würde das rund zwei Kilometer lange Radwegstück auch im Bereich Schankweiler entlang der Enz verlaufen. Doch weil dort Rotmilane und Mäusebussarde brüten, der Neuntöter ebenfalls dort sein Revier hat und vor allem der auf der roten Liste stehende Schwarzstorch nach Nahrung sucht, gibt es seitens der oberen Naturschutzbehörde in Koblenz keine Genehmigung für diesen Verlauf (der TV berichtete).
In der Überlegung sind deshalb Alternativen. Die sind zwar nicht ganz so naturnah und aufgrund von Steigungen auch nicht so radfahrerfreundlich wie die Ursprungsvariante. Dafür beeinträchtigen sie aber den Lebensraum der geschützten Tiere deutlich weniger. Es gab zwischenzeitlich auch die Idee, den Radweg von Schankweiler aus nach Peffingen zu führen, so dass die Radfahrer von dort über den Prümtalradweg nach Holsthum hätten fahren können. Laut LBM-Chef Enders stehe dieser Verlauf fern der Enz allerdings nicht mehr zur Diskussion.
Peffingen kann mit dieser Entscheidung anscheinend gut leben und überlässt es nach Auskunft von Lorenz Bermes, Bauamtsleiter der VG-Verwaltung Irrel, den Gemeinden Schankweiler und Holsthum, sich auf einen Lückenschluss zu einigen.
Die von Holsthum laut Gemeinderatsbeschluss bevorzugte Variante führt von Schankweiler aus zunächst entlang der L 2, macht dann einen Schlenker in Richtung Enz, führt dann allerdings wieder ein kleines Stück an der L 2 bis zur L 4 und von dort aus in nördlicher Richtung nach Holsthum. Die andere Möglichkeit verläuft zunächst ebenfalls entlang der L 2, und das sogar noch ein Stückchen weiter, nähert sich von da aus aber dann dem Fluss und kommt in Hols-thum aus Westen an der Enz an.
900 000 Euro veranschlagt


"Die VG-Verwaltung will bewusst keine Trassenalternative präferieren, da schließlich der Enzradweg auf den Gemarkungen der Ortsgemeinden, welche zustimmen müssen, gebaut werden soll", sagt Bermes. Genau wie Enders hofft er allerdings, dass sich Schankweiler und Holsthum einig werden. Bislang habe Schankweiler noch keine Entscheidung getroffen, erklärt der VG-Mitarbeiter, verweist aber auf eine Sitzung des dortigen Gemeinderats am kommenden Montag, bei der das Thema auf der Tagesordnung stehe.
Rund 900 000 Euro waren zunächst für das Projekt veranschlagt. Inwieweit die geänderte Planung die Kosten beeinflussen wird, steht derzeit noch nicht fest. Doch ist in dieser Summe auch das ebenfalls noch fehlende, rund drei Kilometer lange Teilstück zwischen Schankweiler und Enzen (VG Bitburg-Land) enthalten. Und im Gegensatz zum letzten Zipfel gibt es dafür bereits eine festgelegte Route.Meinung

Höchste Zeit für eine Entscheidung
Seit mehr als zwei Jahren wird über das "Wie" des Lückenschlusses zwischen Enzen und Holsthum diskutiert. Routen wurden verworfen, weil entweder nistende Vögel beeinträchtigt wurden oder sich die beteiligten Gemeinden nicht einig wurden. Nun wird es höchste Zeit für eine Entscheidung - und zwar, solange der LBM noch bereit ist, den Ausbau mitzufinanzieren. Mehr als 60 Prozent zahlte er für den Lückenschluss zwischen Neuerburg und Sinspelt. Eine ähnliche Förderung ist auch bei Holsthum zu erwarten - so denn die Beteiligten endlich in die Pötte kommen! n.ebner@volksfreund.deExtra

Eine weitere kritische Stelle des Enzradwegs liegt südlich von Neuerburg. Dort führt der Weg nämlich noch ein Stück über die stark befahrene L 4 zwischen Neuerburg und Sinspelt. 760 Meter dieses insgesamt zwei Kilometer langen Abschnitts wurden im vergangenen Jahr in Angriff genommen und liegen jetzt jenseits der Landesstraße. Rund 254 000 Euro wurden investiert, wobei die restlichen, noch fehlenden 1300 Meter deutlich teurer werden. Dort nämlich sollen die drei Stützwände der L 4 erneuert werden, über die dann später auch der Radweg verlaufen wird. Die geschätzten Kosten dafür liegen bei 1,6 Millionen Euro, weshalb der LBM den Bau der Stützmauern auf mehrere Jahre verteilen wird, ein kompletter Lückenschluss ist dort also frühestens in vier bis fünf Jahren zu erwarten. uhe

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