Wo ein Gillen ist,...

BITBURG. Eigentlich hätte Heiner Gillen bei der jüngsten Mitgliederversammlung der Bitburger SPD den Tagesordnungspunkt "Wahl des Vorstands" gerne vertagt. Doch daraus wurde nichts. Ebenso wenig wie aus seinem Vorhaben, an diesem Abend "nicht" zum Vorsitzenden des Ortsvereins gewählt zu werden.

"Ich habe häufig Sitzungen besucht, in denen sich Leute um die Position des Vorsitzes schlagen", sagt Jens Rieger, "und insofern ist das heute Abend hier für mich eine ganz neue Erfahrung." Rieger ist Regionalgeschäftsführer der SPD und an diesem Donnerstagabend zu Gast bei der Mitgliederversammlung der Bitburger Sozialdemokraten. Doch da der Geschäftsführer schon des Öfteren an Sitzungen der städtischen Genossen teilgenommen hat, ist die "ganz neue Erfahrung" für ihn so neu nun auch wieder nicht. Es geht an diesem Abend erneut um die Wahl eines neuen Vorsitzenden. Nachdem Christian Gayoso vor gut einem Jahr das Amt aus privaten und beruflichen Gründen aufgegeben hatte, war der Ortsverein Bitburg zunächst führungslos. Stephan Garcon hatte daraufhin für ein Jahr den Posten kommissarisch übernommen. Doch sich ein weiteres Mal dazu "breit schlagen lassen" will er an diesem Abend nicht. "Ich denke, damit habe ich meine Pflicht getan", sagt Garcon, der seit 20 Jahren im Vorstand der Bitburger SPD tätig ist. Garcon will es nicht, der Rest des Ortsvereins ebenso wenig. Lediglich einer hat Bereitschaft signalisiert (der TV berichtete): Rudi Gillen. Er ist Betriebswirt, 49 Jahre alt, hat von diesen 49 Jahren allerdings erst anderthalb Jahre mit dem Bitburger SPD-Ortsverein geteilt. Er stellt an diesem Abend klar, dass er zwar bereit sei, im Vorstand mitzuwirken, jedoch nicht als Erster Vorsitzender. Er könne sich als relativ junges Mitglied höchstens vorstellen, ab 2007 die Führung zu übernehmen. Das hilft den 18 Genossen im Gasthaus Zangerle nicht wirklich weiter. Fink: "Ihr müsstet auf den Tischen tanzen"

"Ich glaube, im Ortsverein gibt es durchaus Führungspotenzial", sagt Rieger, doch irgend etwas , hindere die Genossen daran, dieses Potenzial freizulegen. Auch die Kreisvorsitzende Monika Fink ist mit Blick auf die vergangene Landtagswahl ratlos: "Ihr habt in Bitburg ein Ergebnis wie nirgendwo im Land. Ihr müsstet eigentlich auf den Tischen tanzen..., und was macht ihr?" Nun, getanzt wird an diesem Abend nicht. Dafür weiter gegrübelt. Bis auf einmal erneut ein Gillen ins Spiel kommt, jedoch nicht Rudi Gillen, sondern dessen Namensvetter Heiner Gillen, der ihm gegenüber sitzt. Dieser, ebenfalls Betriebswirt, allerdings schon seit Jahren Mitglied im Bitburger Ortsverein und mit Rudi Gillen "weder verwandt noch verschwägert", zögert zunächst. Er sei "ein Mann mit Altlasten", weil er immer sehr kritisch gewesen sei, sagt Heiner Gillen, doch die Argumente des 50-Jährigen verblassen im Umfeld seiner Genossen, die sich schnell alle einig sind, dass der Mann mit den Altlasten der richtige ist. "Wir brauchen jemanden, der Ecken und Kanten hat", sagt Rainer Schuch, "also jemanden wie dich." Mit Heiner Gillen an der Spitze wächst auch die Bereitschaft der anderen, im Vorstand mitzuwirken. Und dann gibt Gillen schließlich nach. "Okay. Weggelaufen wird nicht. Ich mach's", sagt er und bekommt bei der anschließenden Wahl die hundertprozentige Unterstützung testiert, die ihm zuvor zugesichert wurde. "Dass mein Name hier heute Abend gehandelt wird, hatte ich mir schon vorgestellt", räumt Heiner Gillen ein. "Allerdings nicht mein Vorname."

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