Wo reiche Römer residierten

Holsthum · 24 Jahre nach ihrer Entdeckung dürfen nun auch Touristen und Besucher in der römischen Villa im Eifelort Holsthum ein- und ausgehen. Mit einem großen Fest, das ganz im Zeichen der Römer steht, wird der Bau am Wochenende der Öffentlichkeit übergeben. Der TV hat sich die neue Touristenattraktion angeschaut.

 Fühlen sich wie einst der römische Gutsherr: Ortschef Klaus Reschke (links) und Servatius Bürger vom Förderverein.TV-Foto: Mandy Radics

Fühlen sich wie einst der römische Gutsherr: Ortschef Klaus Reschke (links) und Servatius Bürger vom Förderverein.TV-Foto: Mandy Radics

Holsthum. Was für ein Panorama! Hoch oben auf den Hügeln über Holsthum kann der Blick weit schweifen - über sonnengelbe Felder und grüne Wälder. Der Eifelort selbst schmiegt sich darunter ins Land. Aber den Ort gab es zu Zeiten des römischen Landwirts noch gar nicht. Besagter Römer lebte wohl im 2. Jahrhundert nach Christus dort oben. In dieser Zeit wurde laut Aussage des Rheinischen Landesmuseums Trier der römische Gutshof, eine sogenannte Villa Rustica (siehe Extra), erbaut. Die Villa wurde bis ins 4. Jahrhundert bewohnt. Danach wurden teilweise ganze Wände abgetragen, um die Steine anderswo wiederzuverwenden. "Viele Häuser hier im Ort haben wohl einen römischen Hauch", sagt Rolf Mrotzek vom Förderverein römische Villa schmunzelnd. Den Förderverein zur Erhaltung der Ausgrabung gibt es seit 1991. Er wurde nach der Entdeckung der Villa im Jahr 1989 gegründet.
Wie die Römer in der idyllisch gelegenen Villa lebten, kann nicht genau rekonstruiert werden. "Wir gehen davon aus, dass der Landwirt wohlhabend war, aber nicht steinreich", sagt Mrotzek. Ein Indiz dafür sei, dass keinerlei Mosaike gefunden wurden. Diese galten laut Mrotzek zu Römerzeiten als Statussymbol. Ein stattliches Herrenhaus sei das Gut allemal gewesen, weiß Ortsbürgermeister Klaus Reschke. Klar sei, dass das Haus die für diese Bauwerke typische offene Säulenhalle an der Vorderseite, Portikus genannt, hatte. Die Säulen haben Fördervereinsmitglieder nachgegossen und wieder an der richtigen Stelle aufgebaut. "Wir bekommen vom Landesmuseum als Dauerleihgabe auch ein Stück Original-Säulenfragment", verrät Mrotzek.
Mehr als 1000 Stunden ehrenamtliche Arbeit haben die Mitglieder des Fördervereins in die Restaurierung der Villa gesteckt. "Wir haben den ganzen Schutt aus den Innenräumen geschleppt. Die Holzbalken der Zwischendecke im Keller haben wir erneuert und überall aufgeräumt", sagt Servatius Bürger vom Förderverein. "Der spannendste Fund der Ausgrabung des Landesmuseums war eine Gussstange zum Prägen von Münzen", sagt Mrotzek. Das Fundstück habe es seinerzeit sogar in die Konstantinausstellung in Trier geschafft.
Bis 1994 wurden die Grundmauern des Bauwerks durch das Landesmuseum freigelegt und wieder aufgebaut. Dann passierte lange Zeit nichts. Erst im Juni 2012 - mehr als 20 Jahre nach der Entdeckung und rund 1900 Jahre nach deren Erbauung - wurde mit der Restaurierung der Villa begonnen. Davor diskutierten Ortsgemeinde und Förderverein Ideen zur Erhaltung und Nutzung der alten Gemäuer (der TV berichtete). Finanzierbar war und von der Denkmalpflege abgesegnet wurde schließlich das jetzt umgesetzte Konzept. Das kostete insgesamt 120 000 Euro und wurde zu 70 Prozent von Land und Europäischer Union finanziert. Den Rest trug der Förderverein. Das Konzept, das von Juni 2012 bis jetzt realisiert wurde, beinhaltet die Sanierung der Mauerreste. Stege wurden über die Ausgrabung gebaut. Außerdem wurden Info-Tafeln angebracht und Sitzgelegenheiten zum Verweilen geschaffen.Extra

Das Römerfest wird am Samstag, 24., und Sonntag, 25. August, an der Villa in Holsthum veranstaltet. Es beginnt am Samstag um 18 Uhr und am Sonntag um 11 Uhr. Die offizielle Übergabe der Anlage mit geladenen Ehrengästen ist am Sonntag um 11 Uhr. Das Programm gestalten die Milites Bedenses, die Römergruppe aus dem Bitburger Land, die ihr Lager vor Ort aufschlagen und Einblicke in das Soldatenleben zur Römerzeit geben wird. Neben einer Modenschau und Spielen für Kinder gibt es eine Probierküche mit römischen Speisen und Getränken. MRAExtra

Von 1991 bis 1993 haben Mitarbeiter des Rheinischen Landesmuseums ganz vorsichtig die Mauerreste und den Kellerraum der römischen Villa ausgegraben. 47 Meter lang und fast 24 Meter breit war die Villa. Eine Villa ist ein sehr großes Haus, ähnlich einem Schloss. Auf der Seite des Eingangs hatte die Villa eine offene Säulenhalle. Das ist eine Terrasse, die entlang der gesamten Vorderseite des Hauses verläuft. Zwei Ecktürme gab es auf jeder Seite. In dem einen badeten die Römer, und das taten sie gerne und oft. Die Leute des Landesmuseums Trier sagen, dass es dort einen Auskleideraum, ein kaltes, ein lauwarmes und ein warmes Bad gab. Die Räume heißen in der Sprache der Römer, dem Lateinischen, Apodyterium, Frigidarium, Tepidarium und Caldarium. Im Inneren des Hauses führte eine Treppe über Sandsteinstufen in einen Kellerraum. MRA

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