Wolsfelder Bergrennen: Fest für die ganze Gemeinde

Wolsfeld · Das Pfingstwochenende steht in Wolsfeld und der gesamten Südeifel immer unter besonderen Vorzeichen. An und vor diesen Tagen gibt es nur ein Thema: das Bergrennen. In diesem Jahr ein Ereignis unter erschwerten Bedingungen - nicht nur wegen des Regenwetters.

Wolsfeld. Morgens um sieben ist die Welt in Wolsfeld beileibe nicht mehr in Ordnung. Zumindest nicht, wenn man sie an normalen Feiertags-Maßstäben misst, und schon gar nicht an Pfingstsonntag. Kurz nach dem ersten Hahnenschrei wird es an den Straßenrändern, in den Haus- und Hofeinfahrten, in den angrenzenden Wiesen lebendig. Denn dort haben sich - wie alle Jahre wieder - die circa 150 bis 160 Fahrer mit ihren Autos, Zelten, Wohnwagen und privaten Wagen niedergelassen.Hauptstraße gesperrt


Und Wolsfeld wird wach, ganz früh am Morgen. Gefrühstückt wird auf Campingstühlen am Straßenrand. Auch bei nur leichten Plusgraden und Nieselregen. Zeitgleich wird noch an den Autos geschraubt und gewerkelt. Lautes Motorengeheul der bunten, rasenden Asphalt-Zwerge legt sich über die Südeifeler Straßen, Gässchen und Hinterhöfe. Schließlich ist um 9 Uhr schon das erste Training angesagt. Bis dahin wollen alle startklar sein. Im "Hotel zur Post" haben sich wie immer Fahrer, Rennsport-Funktionäre, aber auch sonstige Pfingst-Gäste einquartiert. Eine Gruppe holländischer Trike-Fahrer sitzt am frühen Morgen gut gelaunt am Frühstückstisch. Hausherr Felix Neu gibt unter dem Jubel der Oranjes den Fotografen für die Besucher. In diesem Jahr haben Neu und Hotel-Betreiber Rainer Maus, aber auch die gesamte Gemeinde nicht nur mit andauerndem Regen, sondern auch damit zu kämpfen, dass die Hauptstraße wegen Bauarbeiten gesperrt ist: Umleitungsschilder im Dorf, Bagger links und rechts, aufgerissener Asphalt. Seit September 2012 wird gebaut. "Man hat uns versprochen, dass bis Pfingsten alles fertig sein wird, aber jetzt?" Glücklich sind beide mit dem Zustand nicht.
Rund um das Bergrennen herrscht geschäftiges, aber auch routiniertes Treiben. Timo Hoffmann und seine Kollegen von der freiwilligen Feuerwehr in Wolsfeld weisen die Gäste vor den Parkplätzen ein. Zwei Lösch-Fahrzeuge mit weiteren Wehrleuten stehen unmittelbar im Startbereich. Für alle Fälle. Und die Jungs und Mädels von der Jugendfeuerwehr kochen Kaffee und schmieren belegte Brötchen, was die Finger hergeben. Kein Wunder, denn vor dem Festzelt verkündet ein nicht zu übersehendes Schild: "Ab 7 Uhr Frühstück im Zelt." So ist das Bergrennen in jedem Jahr ein Fest der ganzen Gemeinde. Alle, ob Privatleute oder Gewerbetreibende, sind gleichermaßen davon betroffen. Mal laut und (manche) störend, mal gewinnbringend, auch für die ortsansässigen Vereine. Der Veranstalter, der Eifelmotorsportclub (EMSC) Bitburg, weiß, dass er sich auf "seine" Wolsfelder verlassen kann. Auch dann, wenn die Welt um sieben nicht mehr in Ordnung ist.
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Das Bergrennen sorgt mitunter für langanhaltende Freundschaften zwischen Gästen und Einheimischen. So wie zwischen Bernd Letmade aus Detmold und der Familie Carl aus der Hubertusstraße in Wolsfeld. Seit 1995 kommt Letmade regelmäßig zum Wolsfelder Bergrennen. "Als ich damals das erste Mal hier runtergefahren bin, wusste ich morgens noch nicht, wo ich abends mein Auto und mein Zelt abstellen sollte", erzählt er am Sonntagmorgen, während er die Reifen seines Fahrzeugs bearbeitet. Mittlerweile hat sich zwischen ihm und der Familie Carl in der Hubertusstraße ein herzliches Verhältnis entwickelt, das schon fast 20 Jahre hält. "Die warten schon drauf, dass ich komme. Um die Unterkunft muss ich mir keine Sorgen mehr machen", sagt Letmade. So werden Gäste zu Freunden, denn das Rennen verbindet. jüb

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