Würstchen, Wonnen und manchmal Warterei

Prüm · Der Rheinland-Pfalz-Tag in Prüm ist vorbei: Wie war das Landesfest? Die meisten Eifeler jedenfalls hatten ihren Spaß, auch wenn der Weg zur Feiermeile manchmal etwas beschwerlich war.

Prüm. Erstmal ein Würstchen futtern: Zufrieden und erschöpft sitzt Heinz Haas aus Prüm am Samstag auf dem Treppchen vor dem Haus Steinheuer am Johannismarkt. Auf der kleinen Bühne gibt gerade eine Big Band ihr Bestes, auf der Hahnstraße ziehen die rheinland-pfälzischen Massen vorbei. "Barbarisch - wenn ich sehe was hier für ein Geläuf ist", sagt Haas. Das Ganze sei gut für die Stadt: Er habe mit vielen Auswärtigen gesprochen, "und die sind begeistert".
Gute Laune: Von der sonnigen Stimmung lässt sich in Prüm beim "Rheinland-Pfalz-Tag der Herzlichkeit" (Steffen Bungert von der Staatskanzlei) offenbar jeder anstecken. Und Heinz Haas legt noch ein bisschen Ironie obendrauf: Schließlich sei es "ein Segen", dass vor dem Landesfest noch schnell die ganzen Stolperkanten beziehungsweise "die Höckerlinien am Tiergartenplatz" verschwunden seien. Nicht nur das: "Beim nächsten Rheinland-Pfalz-Tag in Prüm sind dann auch die Panzersperren am Hahnplatz weg." Damit meint er die Betonblöcke vor der Basilika - aber die sieht man an diesem Wochenende sowieso nicht, weil das Fernsehen nahezu alles mit Eigenwerbung zugeknallt hat.
Werbung für die Stadt


Das Fest ist auch Werbung: Und zwar für Prüm und die Eifel. "Sehr schön", sagt Besucherin Anne Sprengard aus der Nähe von Zweibrücken. Sie und ihr Mann Klaus Kiefer sind seit 2003 bei jedem Rheinland-Pfalz-Tag dabei gewesen. Prüm besuchen sie zum ersten Mal, zeigen sich angetan von Land, Leuten und ihren "supernetten Gastgebern", der Familie Follmann in der Oberbergstraße. Außerdem seien sie beide Radfahrer - und das könne man ja in der Eifel bei all den Radwegen gut: "Die Region ist sehr schön. Wir können uns vorstellen, noch mal hierherzukommen."
"Sehr gut organisiert" findet Christine Schadewald aus Pronsfeld das Landesfest. Der Park-and-Ride-Verkehr mit Station in ihrem Dorf funktioniere bestens: "Wir wohnen in der Nähe der Haltestelle - aber da gibt es keine Probleme. Man sieht da die Leute stehen, und kurze Zeit später sind sie weg."
Allerdings gibt es auch Kritik: Darüber, dass unter anderem aus Richtung Jünkerath erheblich weniger Busse nach Prüm starten als zum Beispiel aus Richtung Dasburg: Man habe sogar zusätzliche Fahrzeuge eingesetzt, sagt Busunternehmer Werner André. Vor allem aus Richtung Luxemburg seien viele Besucher gekommen.
Nicht zufrieden sind etliche Gastronomen in der Stadt: In der Alten Abtei machten sich die Absperrungen während des Aufbaus am Hahnplatz in der vergangenen Woche bemerkbar - viele Gäste verzichteten auf Reservierungen, weil sie nicht wussten, wo sie parken durften. Umsatzrückgänge meldet auch das Café Endres in der Hillstraße. Im Goldenen Hahn bestätigt Chefin Helga Endres den Eindruck: "Das sagen alle. Und die ganze Woche lang, als hier aufgebaut wurde, war auch nichts zu tun."
Die Gastronomen nehmen es fatalistisch: Denn alle hoffen auf eine Wiederkehr jener Besucher, denen es in der Eifel gefallen hat. Das dürften viele gewesen sein: Um 16.30 Uhr am Sonntag schickt Elke Dahm aus dem Organisationsbüro eine E-Mail - "aktuelle Besucherzahlen: Freitag 25 000 Besucher, Samstag 45 000 Besucher, Sonntag 50 000 Besucher. Die Stimmung ist einfach super." Einfach super findet es auch Sängerin Bonnie Tyler in Prüm. Während am Samstagabend einige lästern, wie die Waliserin pünktlich zum Konzertbeginn verletzungsfrei in ihr Lederkostüm gekommen sei, erfreuen vor allem die Sängerinnen auf der Bühne im Eifeldorf durch schlanke und phasenweise souveräne Darbietungen: Ein Abend zwischen Talentprobe und versierter Könnerschaft, der im Publikumsjubel endet. So war es auch am Freitag, als dort einige Bands aus der Region auftraten. Viele Fans waren wegen Innuendo und Frank Rohles\' Gitarrenzaubereien gekommen, freuten sich aber auch über den dynamischen Auftritt der eigens fürs Fest zusammengestellten Prümer Rock Allstars mit Marco Sifferath, Stefan Paul, Dennis Groben und Michael Glandien.
Glandien ist am Ende begeistert, auch wenn der Auftritt nicht überall angekündigt gewesen sei: "Ich habe mich wirklich gefreut, dass so viele Leute geblieben sind und bis zum Schluss Spaß hatten." Das gelte auch für die Atmosphäre am ganzen Wochenende: "Egal, wo man hier hingeht: Es ist gute Stimmung." Auch bei seinem kleinen Sohn Luis, der nämlich fest daran glaubt, dass sein Papa das ganze Fest für ihn organisiert hat. Ein weiterer Besucher bringt auf den Punkt, was viele vor allem im Eifeldorf erlebt haben: "Ich habe hier Leute getroffen, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe."

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