Stadtentwicklung Wurde hier gepfuscht?
Bitburg · Der Bauhof hat fünf Straßen saniert. Während die Stadt die Qualität für „einwandfrei“ hält, sind Bürger mit dem Ergebnis unzufrieden.
In der Werbung sieht es einfach aus. Mit einem Pinsel streicht eine Frau die Ränder eines Schlaglochs an. Dann kippt sie einen Eimer über der Mulde aus. Eine schwarze Masse läuft langsam über die Straße, deckt sie zu wie eine Lawine. Dann nur noch glattspachteln, mit der Gießkanne drüber und draufstampfen, fertig! Die junge Frau setzt sich auf den Eimer und hält den Daumen in die Kamera. „Das Ergebnis ist von herkömmlichem Asphalt nicht mehr zu unterscheiden“, sagt die Stimme aus dem Off. Einige Bitburger sind da anderer Meinung, aber dazu später mehr.
Die Szenen stammen aus einem Video, das auf dem Online-Portal „Youtube“ zu finden ist. Es wurde von einer Firma in Auftrag gegeben, die sogenannten „Dosenasphalt“ herstellt und soll wohl zeigen, wie einfach der aufzutragen ist. Die Message: „Asphaltieren kann mit diesem Zeug jeder.“ Auch die Stadt Bitburg?
Eine Asphaltkolonne des städtischen Bauhofs hat in den vergangenen Wochen fünf Verkehrswege in Eigenregie saniert (der TV berichtete). Wurden in der Rittersdorfer Straße nur Schlaglöcher mit dem „Dosenasphalt“ geschlossen, haben die Arbeiter die Diekircher Straße und die Route „Auf Paulskreuz“ mit einer drei Zentimeter dicken, schwarzen Schicht überzogen. Auch in der Sauerstraße und der Berliner Straße wurde nicht am Teer gespart.
Die Kolonne, die hier tätig war, gibt es erst seit wenigen Monaten. Die Verwaltung hat das Team verstärkt und Ausrüstung wie ein Anspritzgerät und eine Walze angeschafft. Denn für „kleinteilige Schäden“, die es in Bitburg zuhauf gebe, wie Sprecher Werner Krämer sagt, lohne es sich nicht, Fachfirmen zu beauftragen. Manche Ruckelpisten könnten aber keine Jahre mehr auf den Vollausbau warten, weil sie gefährlich würden. Also hat die Stadt sich entschlossen, selbst zu werkeln.
Das Ergebnis überzeugt längst nicht alle. Einige Anwohner haben sich auch auf der Facebook-Seite der Bitburger Redaktion über den Belag beschwert. „Wird die Diekircher Straße eigentlich auch mal gescheit geteert? Oder ist die jetzt einfach nur anders schlecht?“, kommentiert Andreas Kuppke einen Beitrag über die damals anstehende Sanierung „Auf Paulskreuz“. Wolfgang Eppers gibt ihm Recht: „Wenn die Straße so wie die Berliner und Diekircher Strasse gemacht wird, dann Prost Mahlzeit. Huppelpiste ist noch gelinde ausgedrückt!!!“
Sie sind nicht die einzigen, die von der Arbeit des Bauhofs wenig halten. „Dass, was hier gemacht wurde, spottet jeder Beschreibung“, sagt Jürgen Weiler. Und der ist vom Fach. Denn der Christdemokrat sitzt nicht nur im Stadtrat, er ist auch Bauunternehmer. Wie es der Zufall will, liegt die Straße „Auf Paulskreuz“ auf seinem täglichen Weg zur Firma. Weiler konnte sich also anschauen, wie dort saniert wurde. Sein Urteil: „Was die da in sieben Tagen mit drei Mann veranstaltet haben, hätte eine Fachfirma in drei bis vier Stunden geschafft.“ Es gebe „keine vernünftigen Anschlüsse“, an den Rändern sei der Belag ausgefranst: „Ich bin mal gespannt wie lange das hält.“
Aber Weiler wirft der Verwaltung nicht nur „Flickschusterei“ vor, sondern auch Geldverschwendung. „Ich kenne die Preise“, sagt der Bauunternehmer: „Die haben ewig gebraucht. Bei den Personalkosten landet die Stadt mindestens bei 12 000 Euro. Dafür hätte die Verwaltung eine vernünftige Arbeit haben können.“
Die Stadt will sich zu den Kosten nicht äußern. „Die Verwaltung wird den Bauausschuss in naher Zukunft über die Maßnahmen mit Kosten und den Erfahrungen informieren“, schreibt Werner Krämer auf TV-Anfrage. Die Öffentlichkeit wird vorab also nichts hören. Auch zu den Vorwürfen Weilers, mit denen unsere Zeitung die Verwaltung konfrontiert, sagt Krämer nur so viel: „Die Arbeiten sind qualitativ einwandfrei durchgeführt worden.“ Großflächige Aufträge wolle die Stadt weiterhin ausschreiben. Aber Bitburg habe, so Krämer „durch den Bauhof eine Möglichkeit gefunden, die Oberfläche von Fahrbahndecken kostengünstig so herzustellen, dass sie von allen Verkehrsteilnehmern gefahrlos genutzt werden können“.