Wurzeln des Konflikts

PRÜM. (red) Wenn Israelis und Palästinenser keine Kompromissbereitschaft zeigen, wird es auf absehbare Zeit keinen Frieden im Nahen Osten geben. Diese Auffassung hat Professor Reinhold Bohlen bei einem Vortrag in Prüm vertreten.

Professor Dr. Reinhold Bohlen ist Direktor des Emil-Frank-Instituts an der Universität und der Theologischen Fakultät Trier. Er gastierte auf Einladung der Pfarrei St. Salvator Prüm und der Katholischen Erwachsenenbildung in der Region Westeifel zu einem Vortragsabend im Prümer Pfarrheim. Der Referent legte die historischen Wurzeln des Konflikts im Nahen Osten dar. Dabei ging er bis zum Zionistenkongress 1897 zurück, der "geistigen Geburt des modernen Israels". Für das Verlangen nach einer "gesicherten nationalen Heimstätte für die Juden" gebe es bereits Anhaltspunkte in der Bibel. Neue Dynamik brachte die Gründung des Völkerbunds nach dem Ersten Weltkrieg. Palästina wurde als Mandatsgebiet an Großbritannien übergeben. Auswirkungen waren ein Rechtsanspruch des jüdischen Volkes auf eine neue Heimat und eine Einschränkung des Selbstbestimmungsrechts der bereits dort wohnenden Völker. Schon vor dem Zweiten Weltkrieg kam es zu Auseinandersetzungen zwischen Juden und Arabern mit tausenden von Todesopfern. Nach der Teilung des Territoriums folgte die Proklamation des Staates Israel 1948 und noch im selben Jahr ein Krieg zwischen Arabern und Juden. Die Israelis sicherten sich große Gebietsgewinne, doch eine Million palästinensische Araber wurden heimatlos. Der Sechs-Tage-Krieg 1967, der Yom-Kippur-Krieg 1973 sowie der Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten 1979 waren weitere Meilensteine in der Geschichte. Der Friedensprozess wurde mehrfach neu angestoßen, aber immer wieder durch Gewaltakte torpediert. Bohlen vertrat die Auffassung, das Existenzrecht Israels müsse vor dem historischen Hintergrund anerkannt werden. Er stehe auf Seiten der Opfer und des Friedens. Ohne Kompromissbereitschaft bei Israelis und Palästinensern sei kein dauerhafter Frieden möglich.

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